Begibt man sich heute auf die Suche nach großen deutschen Rotweinen, dann wird man sich dem Charme der Spätburgunder aus Baden nur schwer entziehen können. Viele Exemplare reihen sich mittlerweile in die Riege der herausragenden deutschen Gewächse ein. Das ist wohl vor allem darauf zurückzuführen, dass eine wahre Qualitätsoffensive in den letzten Jahren in Deutschlands südlichster Weinregion zu einem wahren Pinot-Boom geführt hat, dessen Ende noch lange nicht in Sicht ist. Bei genauerer Betrachtung ist der kometenhafte Aufstieg nicht verwunderlich, denn in Baden trifft die Rebsorte einerseits auf ideale Böden und Klimata, andererseits auf herausragendes Winzer-Knowhow, das stetig von Generation zu Generation weitergegeben und verfeinert wird.

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Große Weine

Spätburgunder in Baden

Weinberg Winkelberg
Winkelberg

Vom unscheinbaren Zechwein…

Lange Zeit war es so eine Sache mit dem badischen Spätburgunder. Zu dünn, zu ausdruckslos, zu austauschbar... Nachdem in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Weinbauland Baden immer mehr von weißen Rebsorten (allen voran Müller-Thurgau) auf Spätburgunder umgestellt wurde, hatte die Sorte bis in die späten achtziger Jahre hinein eher die Rolle eines Zechweins inne. Viel Fläche und viele Standorte, in denen sie ihre Stärken nicht richtig entfalten konnte. Heute nimmt der Spätburgunder rund ein Drittel der gesamten Badischen Rebfläche ein. Ein einfacher Alltagswein ist er aber keinesfalls geblieben. 

… zum Rising-Star.

Bereits in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren tat sich eine kleine Gruppe von Winzern hervor, die mit – für damalige Zeiten – ungewöhnlichen Methoden ganz ungewöhnliche Spätburgunder erzeugten. Getrieben wurden sie von der Faszination für die Weine aus dem Mutterland des Spätburgunders, dem Burgund, wo die Sorte Pinot Noir heißt. Der Einsatz von kleinen Eichenholzfässern für den Ausbau der Weine, der im Burgund schon immer fester Bestandteil der Weinbereitung war, galt damals auch bei den badischen Pinot-Fanatikern als unabdingbares Mittel, um große Spätburgunder zu machen. Bei der Weinprüfung hingegen war der Ausbau im Barrique lange ein Freifahrtschein zu Weinen, die einfach nicht dem Archetypus eines deutschen Spätburgunders entsprachen und sich deshalb auch nicht mit der Amtlichen Prüfnummer schmücken durften. 

Große Freigeister und große Weine

Die damaligen Querdenker interessierte das wenig. Franz und Fritz Keller, Bernhard Huber, Joachim Heger, Karl-Heinz Johner und viele andere legten vor rund 30 Jahren den Grundstein für das badische Pinot-Wunder. Mit der fast schon dramatischen Leidenschaft dafür, das bestmögliche aus der Rebsorte und den Böden ihrer Heimat zu holen, stellten sie den Kaiserstuhl und den Breisgau als herausragendes Terroir für Spätburgunder auf die nationale und später internationale Bühne. Doch auch in den übrigen badischen Regionen, vom nördlichen Tauberfranken über den Kraichgau bis ins südliche Markgräflerland und an den Bodensee, schossen mit der Zeit immer mehr hochklassige Pinots aus dem Boden. 

Große Freigeister und große Weine 

Die damaligen Querdenker interessierte das wenig. Franz und Fritz Keller, Bernhard Huber, Joachim Heger, Karl-Heinz Johner und viele andere legten vor rund 30 Jahren den Grundstein für das badische Pinot-Wunder. Mit der fast schon dramatischen Leidenschaft dafür, das bestmögliche aus der Rebsorte und den Böden ihrer Heimat zu holen, stellten sie den Kaiserstuhl und den Breisgau als herausragendes Terroir für Spätburgunder auf die nationale und später internationale Bühne. Doch auch in den übrigen badischen Regionen, vom nördlichen Tauberfranken über den Kraichgau bis ins südliche Markgräflerland und an den Bodensee, schossen mit der Zeit immer mehr hochklassige Pinots aus dem Boden. 

Bestes Pinot-Terroir 

Früh wurde klar, dass für richtig gute Qualitäten hervorragende Lagen die Grundvoraussetzung sind. Die Erkenntnis, dass die Bodenstruktur in Baden jener des Burgunds an vielen Orten stark ähnelt (Kalk ist hier das ultimative Stichwort), bewegte schon vor über 700 Jahren Zisterziensermönche dazu, im Ort Malterdingen im Breisgau Spätburgunder anzupflanzen. In Rebsortenbüchern und diversen Weinlexika findet sich deshalb für den Spätburgunder als Synonym immer noch die Bezeichnung »Malterdinger«. Etwas weiter westlich bieten die Terrassenlagen des Kaiserstuhls die Besonderheit, dass sich dort vulkanische Böden mit Kalk mischen. Ganz im Süden, im Markgräflerland, stehen die Spätburgunderreben vielerorts auf reinem Jurakalk. So auch bei Hans-Peter Ziereisen, der Jahr für Jahr ganz außergewöhnliche Pinots aus verschiedensten Gewannen im Efringer Ölberg in die Flasche bringt. 

Weinberg Kaiserstuhl
Kaiserstuhl

Junge Wilde und alteingesessene Routiniers 

Was sich die Altmeister zu ihrer Wirkungszeit noch auf unzähligen Reisen in das Mutterland des Spätburgunders abschauten, erlernt die nächste Generation mittlerweile bei Praktika in den Top-Betrieben des Burgunds aus erster Hand. Es ist auch deshalb nicht verwunderlich, dass sich der badische Spätburgunder seit geraumer Zeit stilistisch noch mehr den Vorbildern aus dem Burgund genähert hat. Auch im Anbau der Reben schauen viele badische Top-Winzer gerne zur Côte d’Or: Dichtpflanzungen von mehr als 10.000 Spätburgunder-Stöcken pro Hektar sind längst keine Seltenheit mehr. Bei allen gerechtfertigten Vergleichen bewahrt sich der badische Spätburgunder aber noch immer seinen ganz eigenen Charme, seinen ganz einen Charakter. Sicher ist jedoch, dass die Pinots aus Deutschlands Südwesten mit dem Zutun der jungen Generation etwas an schierer Kraft verloren haben und dafür immer mehr eine faszinierende Eleganz bei unbändiger Frische in den Vordergrund rückt. Bei den Kellers in Oberbergen am Kaiserstuhl ist mit dem Einstieg von Sohn Friedrich ein solcher Wandel zu beobachten, in gleicher Manier verfährt Friedrichs Freund Julian Huber in Malterdingen. Auch ganz neue Projekte bringen wunderbare Interpretationen der Rebsorte hervor, so etwa die Shelter Winery von Silke Wolf und Hans-Bert Espe in Kenzingen – ein echter Geheimtipp. Und bei allem Aufbruch und frischem Wind gibt es mit Johner und Co. noch immer die Vertreter der ganz zeitlosen badischen Spätburgunder-Klassik. Traumhafte Aussichten in Deutschlands südlichstem Anbaugebiet!