Die besten Weine der Schweiz sind traumhaft fein und sehr edel, dafür leider oft rar und exklusiv. Mit einem Wort: Weltklasse!

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Im Überblick

Weinland Schweiz

Was grundsätzlich für die Schweiz stimmt, gilt auch für ihren Wein. Die besten Weine haben eine extrem hohe Qualität und sind traumhaft fein und sehr edel, dafür leider auch oft rar und exklusiv. Mit einem Wort: Weltklasse! Vorsicht sei nun geboten, um nicht den gängigen Klischees zu verfallen. Reizen würde es einen ja schon, jetzt über Käse und Uhren zu diskutieren. Da das aber im eigentlichen Kontext wenig Sinn macht, bleiben wir beim Thema. 

Wein-Vielfalt ist Trumpf

Von den großartigen Weinländern Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich umzingelt, kann die kleine Schweiz auf lediglich 15.000 Hektar Rebfläche zurückgreifen. Das bedeutet weniger als ein halbes Prozent der weltweiten Produktion. Vielfältige Einflüsse wirken also auf das Land ein und sorgen dadurch auch für einige Ausdrucksarten. In den drei Regionen des Landes sprechen die Schweizer vier Sprachen. In der Ostschweiz Deutsch und Rätoromanisch, in der Westschweiz Französisch und im Bündner Land und Tessin italienisch. Weintechnisch betrachtet, orientiert sich die Schweiz jedoch Richtung Frankreich. Der Terroirgedanke beschreibt die Weinstilistik vermutlich am besten. So richtet sich auch das Qualitätssystem nach dem Frankreichs. Die Kantone verfügen also über Appellationen. Die werden klassifiziert und als Appellation Originée Controllé bezeichnet, wobei besondere Lagen als Crus ausgezeichnet werden. 

Unterschiedliche Bodenarten und Klima sind der Grund für die unglaublich große landschaftliche Vielfalt der Schweiz. Man kann sagen, sie hat eine sehr bewegende Vorgeschichte. Durch Gletscherbewegungen und die Bildung von Moränen formierten sich große Gesteinsbrocken, welche eine Gemeinsamkeit der jeweiligen Anbauregionen darstellen. Doch bereits ein paar Kilometer weiter ändern sich Bodenstrukturen erneut. Die Prädikate »heterogen« und »einzigartig« wirken schon sehr treffend in diesem Zusammenhang. Die ideale Hangausrichtung und Höhe gewährleisten die Gebirgsketten der Alpen, welche 60 Prozent des Landes einnehmen. Dieses Terrain ist oft enorm schwierig zu bewirtschaften. Bedenkt man zudem, dass die Lebenshaltungskosten in der Schweiz deutlich höher sind als im benachbarten Ausland und die Eidgenossen ihren Wein eigentlich am liebsten selbst trinken, ist es kein Wunder, dass die besten Weine so rar und exklusiv sind. Wie es eben auch mit gutem Käse ist, der extrem aufwendig und in langwierigen Prozessen hergestellt wird. 

Bescheidenheit wiegt hier schwerer als Hochmut.

Ursprung im Valais (Wallis)

Das Fondue: Eine herrliche Speise aus geschmolzenem Käse und aromatisiert, ja parfümiert, mit dem Fendant. Nur so wird der Chasselas im Wallis genannt, welches für etwa ein Drittel der gesamten Weinproduktion der Schweiz verantwortlich ist. Eine weitere Einzigartigkeit ist der Dole. Ein Rotwein aus Pinot Noir und Gamay, und die zugehörige Rebsorte heißt Heida oder auch Savagnin Blanc. Im Walliser Deutsch bedeutet das »ursprünglich«. Ihren Ursprung hat die Rhône übrigens im Valais (Wallis), wo die meisten Reben angebaut werden, wie z. B. die von Marie-Thérèse Chappaz. Auf 450 bis 800 Metern Höhe gedeihen ihre Stöcke am rechten Ufer der Rhone und bringen nach streng biodynamischen Richtlinien wahnsinnig gute Weine aus heimischen Sorten wie Cornalin oder Humagne Rouge hervor. Wer einen edelsüßen Petite Arvine von der Grande Dame Marie-Thérèse Chappaz verkosten durfte, betrachtet die Rebsorten und das Weinland Schweiz noch mal aus einem völlig neuen Blickwinkel. Sie selbst sieht sich als eine Handwerkerin, die ihr Stückchen Land mit geringster Intervention so gekonnt bebaut, dass es sich aus seiner Umgebung deutlich hervorhebt. Bescheidenheit wiegt hier schwerer als Hochmut. Wertschätzung der eigenen Produkte wird in der Schweiz eben ganz großgeschrieben.

Weinland Schweiz, Weinfaesser im Weinkeller

Heimat des Chasselas

Wie wichtig der Wein den Schweizern ist, wird im südwestlich gelegenen Genf deutlich. Es ist die Heimat des Chasselas, obwohl vor allem rote Sorten angebaut werden, allen voran Gamay, Pinot Noir und Gamaret. Nicht nur wir menschlichen Wesen erfreuen uns an den reifen, wohlschmeckenden Trauben, sondern auch die Wildschweine der Gegend. Zum Hauptgang der Preisverleihung der «Sélection des Vins de Genève» gibt es sicherlich Rotwein. Als Fleischbeilage natürlich - Schwein. Konsequent möchte man da nur sagen. Freilich befindet sich dort als natürliche Grenze der Genfer See, welcher an das in mehrere Gebiete untergliederte Waadt angrenzt. Ein solches Gebiet ist das Lavaux, in dem der Grand Crus Calamin zusammen mit dem renommierten Delevaux liegt. Dort produziert der große Louis Bovard seinen Grand Crus Ilex ohne biologischen Säureabbau und unter Einsatz von Holzfässern. Hiervon ein gereiftes Exemplar für das eigene Zuhause reservieren und spätestens jetzt hat der Schweizer Gutedel einen festen Platz in jedem Weinkeller. 

Den Röstigraben überqueren

Die Drei-Seen-Region befindet sich noch weiter nördlich. Der Bieler, der Neuenburger und der Murtensee liegen in einem Gebiet, das drei Kantone umfasst. Hier wird zusätzlich zu den schon oftmals erwähnten Rebsorten überwiegend Pinot Noir angebaut, woraus im Kanton Neuenburg, auch Neuchâtel genannt, der Œil-de-Perdrix hergestellt wird. Es handelt sich dabei um einen Rosé aus der Traube Spätburgunder. Das Auge des Rebhuhns, wie er übersetzt heißt, wurde zuerst nur dort produziert, kann allerdings inzwischen überall in der Schweiz vinifiziert werden. Seine Namensgebung leitet sich von der Farbe eines frisch erlegten Rebhuhns ab. Die Schaumweine der Region sind im Übrigen auch sehr empfehlenswert. 

Wenn man nun in den deutschen Teil der Schweiz hinübergeht, überwindet man den Röstigraben. Ja, der heißt tatsächlich so. Er bezeichnet eine traditionelle und sprachliche Grenze. Die Deutschschweiz umfasst 17 Kantone, die zu 75 Prozent mit Pinot Noir bestockt sind. Sogar in Zürich sind es noch etwa 15 Hektar. 

So, das Sahnehäubchen kommt nun zum Schluss. Natürlich ist jede einzelne der Schweizer Regionen für sich großartig - aber auch unter den besten sticht einer noch hervor.

Das Sahnehäubchen kommt zum Schluss

Weltklasseweine

Die absolute Spitze der wenigen Weltklasseweine der Schweiz gibt es in der AOC Graubünden. Dort ist unter anderem die weiße Rebsorte Completer zu Hause. Und zwar fast nur dort. Das ist autochthon im eigentlichen Sinne. Sie galt schon fast als ausgestorben, aber dank des Einsatzes großer Winzer wie Thomas Donatsch erlebt sie gerade eine Renaissance. Die meisten Kenner denken beim Stichwort Rotwein an die Region Tessin, die seltene und oft sehr teure Merlots hervorbringt und auch weiße Merlot di Bianco. Graubündens Chardonnays und Pinot Noirs, die Reben des Burgunds, bringen großartige Ergebnisse von internationaler Klasse. 

Leider sind die wenigen Top-Winzer kleine und elitäre Betriebe, die Weine somit rar, gesucht und eher hochpreisig, was die besten Weine qualitativ jedoch durchaus wert sind. Lange Rede, kurzer Sinn: Scheinbar perfekt kommt einem das kleine Alpenland vor und beim Thema Wein ist der Schein auch Wirklichkeit. Und ja, die Schweiz ist teuer, aber Weltklasse hat eben auch seinen Preis…
 

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