Inbegriff der Nobilität

Selbst sporadischen Weintrinkern klingt der Name Chardonnay wie Musik in den Ohren. Die weltweit meist verbreitete weiße Rebsorte wird nicht umsonst als »König der Weinreben« bezeichnet. Die edle Weißweintraube bringt bedeutende Spitzenweine hervor und hat sich zu Recht internationales Renommee erworben. Keller­meister rund um den Globus singen ihr Loblied.

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Chardonnay

Chardonnay – Die Grande Dame der weißen Weinwelt

Ein gut gereifter Chardonnay aus den Grand Crus der Côte de Beaune ist der flüssig gewordene Traum vieler Weinfreaks. Die legendären Lagen von Chassagne-Montrachet, Puligny-Montrachet, Meursault oder dem Corton-Berg liefern ein unvergleichliches Elixier und zaubern dem Liebhaber in Sekundenschnelle ein Lächeln ins Gesicht. Das Burgund ist die Wiege der Chardonnay-Rebe – das gleichnamige Örtchen zwischen Mâcon und Chalon-sur-Saône soll ihr Geburtsort sein. Ansonsten ist über den Chardonnay recht wenig bekannt – Gouais Blanc (in Deutschland als Heunisch bekannt) und Pinot sollen die Kreuzungspartner sein. Deshalb hat der Chardonnay auch einen Platz in der erweiterten Burgunderfamilie – ganz oben, an der Spitze der weißen Sorten, was Renommee und Potenzial angeht.

Die französischen Aushängeschilder

Ausgehend vom Burgund hat sich der Chardonnay vor allem im Norden Frankreichs verbreitet – das Jura und die Champagne sind weitere wichtige Anbaugebiete, innerhalb des Burgunds bildet Chablis mit seinen extrem mineralischen Gewächsen eine eiserne Exklave im Norden der Region. Allein diese Beispiele genügen, um sich die Vielschichtigkeit der Rebsorte vor Augen zu führen: In strahlender Finesse zeigt sich ein feiner Blanc de Blancs aus der Champagne, in messerscharfer Präzision ein Chablis, in nussiger, wollüstiger Cremigkeit ein Meursault und in unkonventioneller, hefiger Verspieltheit ein klassischer Chardonnay aus dem Jura. Klar, das ist stark vereinfacht, aber die Vergleiche machen eines deutlich: schäumend oder still, abgespaced oder konventionell, trocken oder in manchen Regionen sogar süß – Chardonnay hat alles drauf.

Chardonnay – der Super-Allrounder

Kein Wunder also, dass der Chardonnay einen weltweiten Siegeszug angetreten hat. Was nicht nur daran liegt, dass er verdammt gut schmecken kann, sondern im Vergleich zu vielen seiner Verwandten aus der Burgunderfamilie ganz und gar pflegeleicht ist. Für Mehltau und Botrytis ist er zwar mäßig anfällig, ganz besonders sogar für Frühjahrsfröste aufgrund seiner frühen Blütezeit. Zum Super-Allrounder macht die Rebe aber ihre fast unbegrenzte Anpassungsfähigkeit an das Terroir. Sie wächst und gedeiht quasi überall und bringt dabei im Grunde immer mindestens passable Qualitäten. Ganz besonders wohl fühlt sie sich aber auf Kalkböden, wie man sie in ihrer Heimat, dem Burgund, findet. Vielleicht ist die großartige Anpassungsfähigkeit einer der Gründe dafür, dass man Chardonnay, anders als die deutsche Diva Riesling – wohl ihr heimlicher Gegenspieler im Rennen um den inoffiziellen Titel der weltbesten Weißweinsorte – heute in fast allen Weinregionen der Welt findet, ob heiß oder kühl, trocken oder feucht. Mit rund 220.000 Hektar, Tendenz steigend, ist er gerade dabei, den spanischen Exportschlager und Airén zu überholen. Keine andere weiße Sorte wird weltweit häufiger angepflanzt.

Amerikanische Stars am Chardonnay-Himmel

Ähnlich wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah oder Sauvignon Blanc ist Chardonnay eine der vielen französischen Sorten, die den Weg in die ganze Welt gefunden haben. Und Frankreich war und ist auch stilistisch oftmals das große Vorbild. Unvergessen ist das legendäre »Judgement of Paris« im Jahr 1976, als der 1973er-Chardonnay vom amerikanischen Weingut Château Montelena in einer Blindprobe gegen hochkarätige weiße Burgunder gewann – der Startschuss für einen bahnbrechenden Hype rund um kalifornische Weißweine. Den Babyspeck der ersten Jahre haben die meisten Chardonnays aus Napa oder Sonoma heute abgebaut – mit ihrem hedonistischen Fruchtduft haben vor allem die Gewächse aus dem Sonoma Valley ihren ganz eigenen Charakter entwickelt: Kraftvoll und wollüstig, aber gleichzeitig saftig durch den kühlenden Einfluss des Pazifik.

Vielfalt von der Südhalbkugel

Chardonnay aus der südlichen Hemisphäre sind etwas unbekannter als ihre europäischen und amerikanischen Pendants. Dabei findet man beispielsweise in Australien einige der ältesten Chardonnay-Reben der Welt. Die Hälfte der gesamten australischen Weißweinproduktion geht auf Chardonnay zurück – die enorme klimatische Vielfalt des Landes spiegelt sich grandios in den Weinen wider: Feinheit und Finesse etwa aus Yarra, Kraft und Wollust aus dem Hunter Valley. Auch in Neuseeland, Südafrika, Chile und Argentinien stößt man neben schmackhaften Sauvignons, Chenin Blancs und Semillons auch immer auf hochspannende Chardonnays. Ganz besonders häufig, seit viele Winzerinnen und Winzer die kühlen Regionen ihres Landes für sich entdeckt haben. Superbe Beispiele sind die Gewächse aus Walker Bay in Südafrika und Patagonien in Argentinien.

Weltklasse aus Italien, Österreich und Deutschland

Zurück nach Europa, denn auch rund um Frankreich liefert der Chardonnay Weltklasseergebnisse. In Österreich sind die Morillons aus der Südsteiermark gefeierte Vertreter der Sorte, in Italien findet man hochkarätige Chardonnays sowohl im Norden, in Südtirol, vereinzelt im Piemont oder als Champagner-Konkurrent in der Franciacorta, als auch sogar ganz im Süden am Ätna. Gute Nachricht für alle Deutschland-Liebhaber: Seit rund 20 Jahren zeigen auch bei uns immer mehr Winzer, wo der Hammer in Sachen Chardonnay hängt. Von 270 Hektar im Jahr 1995 hat sich die Rebfläche in Deutschland in 25 Jahren fast verzehnfacht. Friedrich Becker, Julian Huber, die Rings-Brüder, Stephan Attmann vom Weingut von Winning oder Markus Molitor – sie alle haben den Umgang mit der französischen Paradesorte perfektioniert. Noch sind ihre Weine ein wahrer Geheimtipp in der großen weiten Weinwelt – bei einer Neuauflage des Judgment of Paris hätten nicht nur die deutschen Chardonnays ein gewaltiges Wörtchen mitzureden…

Chardonnay Geschmacksnoten
Geschmacksnoten von Chardonnay (zum Vergrößern auf das Bild klicken)