Sauvignon Blanc Westhofen Terra Rossa 2022

Weedenborn: Sauvignon Blanc Westhofen Terra Rossa 2022

Zum Winzer

94–95
100
2
Sauvignon Blanc 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2036
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
exotisch & aromatisch
3
Lobenberg: 94–95/100
Suckling: 94/100
Falstaff: 93/100
Parker: 93/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Sauvignon Blanc Westhofen Terra Rossa 2022

94–95
/100

Lobenberg: Das ist auf der einen Seite ein Ortswein, auf der anderen Seite eigentlich ein Terroirwein, denn er wächst komplett auf Terra Rossa. Der Weinberg liegt zwischen Morstein und Kirchspiel. Terra Rossa ist ein rotgefärbter Kalkstein bei Westhofen mit hohen Eisenanteilen. Die Reben sind schon deutlich über 20 Jahre alt und damit die ältesten Sauvignons im Weingut, diese Sorte ist ja noch nicht so lange in Deutschland unterwegs. Maischestandzeit, dann vergoren und immer im Stahl auf der Hefe verbleibend. Der Wein kommt immer ein Jahr später auf den Markt, der 2022 kommt also 2024, um ihm die nötige Fass- und Flaschenreife zu geben. Der Terra Rossa wird zu 60 Prozent im großen Holz von Stockinger ausgebaut, der Rest im Stahl, langer Hefekontakt. Spontan komplett durchgegoren auf unter 2 Gramm Restzucker. Rauchige Fumé-Nase, die vom Kalkstein berichtet. Dieser Wein spielt im Duft und Fülle als hätte er Barrique – was er aber gar nicht hat. Schon sehr erstaunlich. 2022 ist für mich der großartigste Sauvignon-Jahrgang der letzten Jahre, nicht so grün wie 2021 aber auch nicht so üppig wie 2018. Es ist genau die goldene Mitte aus nicht zu lauter, aber total reifer Frucht. Feine Melange aus Zitronenabrieb, weißem und gelbem Pfirsich, ein kleiner Touch sehr reifer Grapefruit, mehr Exotik gibt es aber nicht. Wir bleiben in dieser sehr kalkig-straffen Auslegung und gehen nie in die Breite bei Weedenborn. Im Gegensatz zum Gutswein ist der Terra Rossa knochentrocken, durchgegoren auf unter 1 Gramm. Das gibt ihm diese mineralische Strahlkraft, total ungeschminkt, voll auf die Zwölf, aber – und das ist das Schöne bei Weedenborn: immer lecker! Es ist zwar straff, extrem mineralisch und trocken bis an die Kante, aber geht nie aus der Trinkbarkeit in die Extreme.Dennoch sind wir in diesem irren Salz und fast ganz weg von der Frucht. Das Terroir eben! Auf jeden Fall toller Stoff, den man aus Rheinhessen so wirklich nicht erwarten würde. Für unter 20 Euro muss man weltweit schon auf die Suche gehen, um so einen feinen Sauvignon Blanc zu finden.

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

94
/100

Suckling über: Sauvignon Blanc Westhofen Terra Rossa

-- Suckling: If you are still sceptical that Germany can make sauvignon blancs that can compete with the best from the Loire, then here is the affirmative answer. Impressive concentration, structure and power, the interplay of restrained oak and flinty acidity. Very long, pure and focused finish with tremendous energy. 60% fermented and matured in wooden casks of various sizes. Drink from release. Screw cap. 94/100

93
/100

Falstaff über: Sauvignon Blanc Westhofen Terra Rossa

-- Falstaff: Vielschichtige Nase mit Aromen von Zitrone, Zitronengras und Lorbeerblatt, auch etwas Mandarine. Für die Beschreibung des Gaumens braucht man nur vier Wörter: Kalkstein in your Face! Das ist so ungemein karg, geradlinig und präzise. 93/100

93
/100

Parker über: Sauvignon Blanc Westhofen Terra Rossa

-- Parker: The 2022 Westhofen Sauvignon Blanc Terra Rossa comes from Weedenborn's oldest vines planted in 2001 on iron-rich limestone and was vinified in 60% oak (1,600-liter stück from Stockinger) and 40% stainless steel. It opens with a pure, remarkably refined and elegant bouquet of yellow grapefruits, green figs and ripe dates intertwined with delicate herbal, smoky and saline notes. Very elegant and refined on the palate, this is a medium to full-bodied, dense and finely tannic Sauvignon Blanc with a citric, refreshing, intense and textural finish. Gesine's decision to market the wine nine months after the bottling was a wise one. Bottled in July 2023, to be released in March 2024. 12.5% stated alcohol. Screw cap. Tasted at the domaine in August 2023. 93/100

Mein Winzer

Weingut Weedenborn

Oberhalb von Westhofen, auf einer der höchsten Erhebungen Rheinhessens, liegt der Ort Monzernheim, dazwischen die berühmten Lagen Morstein, Benn und Kirchspiel. Mitten in diesem kleinen Örtchen liegt das Familien-Weingut Weedenborn, das von Gesine Roll geführt wird.

Sauvignon Blanc Westhofen Terra Rossa 2022