Riesling Marcobrunn Großes Gewächs 2021

von Oetinger: Riesling Marcobrunn Großes Gewächs 2021

VDP

Zum Winzer

100
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2051
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
fruchtbetont
mineralisch
3
Lobenberg: 100/100
Suckling: 97/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Marcobrunn Großes Gewächs 2021

100
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Lobenberg: Der Erbacher Marcobrunn ist ein Weinberg um einen Brunnen herum. Löss-Lehm im oberen Boden, darunter Mergel und Quarzit. Achim von Oetinger hat insgesamt 1.000 Quadratmeter von dieser berühmtesten Lage des Rheingaus überhaupt. Er ist der einzige Winzer, der seine Weinberge so bearbeitet, dass hier Weltklasse entsteht. Ein Großteil der Marcobrunn-Weine – von insgesamt 6,5 Hektar dieser großen Lage – sind völlig belanglos. Nur Achim schafft auf seiner nur 1.000 Quadratmeter großen Winzlings-Parzelle mit seiner Nagelschere diese extraterrestrische Qualität. Auch der Marcobrunn ist wie der Siegelsberg zwei Tage kaltmazeriert, komplett per Hand entrappt, Beere für Beere und dann mit den Füßen eingemaischt. Dann abgepresst und spontan vergoren. Super clean, kein Hauch von Botrytis, kein Hauch von Fäulnis. Der Marcobrunn kommt zwar schon mit einer spürbaren Traubenreife und gewaltig viel Nachdruck, aber er ist trotz seiner Konzentration zugleich so berauschend straff. Er ist in der Range von Oetinger auch klar herausstechend. Er hat eine gigantische Konzentration, er steht wie ein Felsen am Gaumen, fräst sich in die Papillen, steht für Minuten. Achim von Oetinger scherzt, dass man ein Leberwurstbrot essen könnte und hätte den Marcobrunn immer noch auf der Zunge danach. Er stellt alle zuvor probierten, ebenfalls sehr guten GGs nochmal in den Schatten mit seiner opulenten Präsenz, die sich aber eher über Intensität als über Fett darstellt. Es bleibt ja ein Oetinger, es bleibt puristisch in einem gewissen Sinne, aber der Wein überfällt einen fast wie ein Lawine. Und dann ist er da und geht auch nicht mehr weg. Immenses Potenzial, ein trockener Riesling für Jahrzehnte. Aber eher ein Zehnkämpfer als ein Bodybuilder.

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

97
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Suckling über: Riesling Marcobrunn Großes Gewächs

-- Suckling: A 2021 Rheingau riesling masterpiece! Very cool nose of foliage dripping after a summer storm. Concentrated and powerful on the palate, but somehow it retains a ravishing delicacy that makes it stand out in the crowd. The stone fruit aromas keep cascading over the very long and precise finish. Drink or hold. 97/100

Mein Winzer

von Oetinger

Nicht nur dem VDP ist keineswegs entgangen, dass Achim von Oetinger zu jenen qualitätsstrebenden Winzern gehört, die man nur schmerzlich außerhalb des Verbandes sehen möchte. Innovation und Potenzial holt man sich gerne ins Haus!

Riesling Marcobrunn Großes Gewächs 2021