Lobenberg: Alle Weine bei Sylvain entstehen in biodynamischer Weinbergsarbeit, Handlese mit kleinsten Erträgen, alles macht der Großmeister höchstpersönlich. Alles wird im Holz spontanvergoren danach Ausbau im überwiegend gebrauchten Barrique. Die Weine von Sylvain Pataille haben sich, seit ich mit ihm zusammenarbeite, doch nochmal deutlich gewandelt. Die biodynamische Arbeitsweise, die hier vor knapp 10 Jahren eingeführt wurde, nachdem zuvor schon biologisch gearbeitet wurde, tut ihr übriges. Dazu mehr Ganztaube und Spontanvergärung. Die Vinifikation erfolgt vorsichtiger, der Rappenanteil ist erhöht, wir sind hier ganz klar auf dem Weg mehr in Richtung Naturwein. Er setzt auch viel weniger Schwefel ein, vor allem niemals vor der Gärung, sondern erst nach einem Jahr Ausbau. All dies führt dazu, dass die Weine zu weitaus größerer Komplexität gelangen. Seine Weine waren noch vor fünf Jahren sehr viel vordergründiger fruchtig, zugänglich, sehr lecker, im Stil fast ein wenig an Top-Beaujolais erinnernd. Das hat sich erheblich gewandelt, wir sind jetzt so hintergründig mit dieser Expression von Frucht, Rappen, Spontanvergärung und Terroir. Das muss nicht heißen, dass jeder Genießer diesen Schritt mitgeht, denn die Weine werden dadurch anspruchsvoller. Nach der Gärung und dem Ausbau im kleinen Holz wird der Wein 2019 erstmalig in 5000 Liter Fuderfässer anstatt in Edelstahl abgestochen. Der Ausbau geschieht nun also zu 100% im Holz. Was die Weine sich aber behalten ist diese für Pataille und Marsannay so typische, expressive Kirschfrucht. Verblüffend ist vor allem die Transparenz des Weines, er wirkt total strahlend und klar, fast brillant in seiner Art. Die Aromen sind geschliffen und präzise, super reintönig. Sauerkirsche, Himbeere, wunderschöne, fast nur rote Frucht. Es gibt hier nichts Üppiges oder Drückendes, alles spielt und tanzt. Dieser Ausdruck ist sehr typisch für die schlanke nördliche Côte de Nuits. Dieses Rassige, Rotfruchtige, Kühle hat Sylvain wunderbar eingefangen in diesem Jahr, obwohl es so heiß und trocken war. Auch im Mund einfach ein joli jus – wie die Franzosen sagen – ein wunderbarer Saft. Sauerkirsche, Cranberry, Johannisbeere, feine Extraktsüße, die nur geradeso gegen die spannungsgeladene Frische ankommt. Feinkörnige, elegante Tanninstruktur, sehr zart. Grandiose Fruchtexplosion im Mund, expressiv und intensiv, transparent und klar, dennoch mit dieser außergewöhnlichen Handschrift gezeichnet. Das ist die reinste Trinkfreude. 94+/100