Saint Joseph Vieilles Vignes 2016

Michel Tardieu - Nordrhone

Saint Joseph Vieilles Vignes 2016

97+
100
2
Syrah 100%
5
rot, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2020–2038
Verpackt in: 12er OHK
9
voluminös & kräftig
frische Säure
pikant & würzig
3
Lobenberg: 97+/100
6
Frankreich, Rhone, Nordrhone
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Saint Joseph Vieilles Vignes 2016

97+
/100

Lobenberg: 2016 ist ein sehr reifes Jahr, was aber aufgrund der starken Tag/Nacht-Unterschiede eine sehr hohe Säure hat. Die pH-Werte sind entsprechend sehr tief. Die Säure und Frische ist nochmal deutlich höher als 2010. Der Tannin- und Alkohollevel allerdings sind gleich wie in 2010. In Zahlen ausgedrückt: Der Süden liegt etwa bei 14,5% - 15% Alkohol, der Norden bei 13%. Entscheidend für die Balance ist allerdings eben diese Frische und hohe Säure, welche beide, Vater und Sohn Tardieu, so noch nie gesehen haben. Entsprechend folgt die Rhone Bordeaux nach, denn auch dort besticht alles durch diese fantastische Balance und absolute Harmonie. Die weitere Besonderheit, auch die gab es in Bordeaux und an der Rhone, ist das Rot- wie Weißweine sensationell ausgefallen sind. Eigentlich logisch, denn wenn die Alkoholgradation nicht explodiert ist und die Säure erhalten blieb, dann profitieren natürlich die Weißweine im gleichen Umfang. Analogien zu früheren Jahren: Tardieu vergleicht 2016 mit 1990 mit der höchstmöglichen Übereinstimmung. Das gilt für die Südrhône. Die Nordrhone entspricht eher 1991. Natürlich sind 20 Jahre vergangen, höheres Rebalter und noch bessere und biologische Arbeit in den Weinbergen. Also Basis 1990 und 1991 mit einem kleinen Turbolader in der Entwicklung. Trotz dieser großen Klasse des Jahrganges 2016, gilt es an der Rhone wie in Bordeaux: Die Mengen sind absolut befriedigend. Es gab also keine knappe Ernte. Hervorragende „best ever“ Qualitäten in beiden Regionen bei gleichzeitig guten Mengen. Das freut den Winzer natürlich besonders. In Summe für die Rhone kann man sagen, ist es ein sehr gutes Jahr für die Syrah, aber ein extrem gutes Jahr für die Grenache. Dementsprechend ist die Südrhône ganz klar „beste ever“ und die Nordrhone auf einem Level der nahe an 2015 herankommt. Das Jahr 2015 aber nicht übertrifft. Die Südrhône war in Summe noch nie so gut wie 2016. St. Joseph ist 100% Syrah, allerdings hier die Spielart Serine, die sonst auch Petit Syrah genannt wird. Sehr viel kleinbeeriger, intensiver, dickere Schalen und höhere Säure. Und grundsätzlich eine Tendenz zu mehr roter Frucht. Die Reben für diesen St. Joseph sind über 100 Jahre alt. 13% Alkohol. Ein Drittel wird nicht entrappt, natürlich spontan vergoren wie alles bei Tardieu. Ausbau im Holz, in gebrauchten Barriques und in Tonneaus und Fudern. Die Reben des St. Joseph wachsen zu 100% auf Granit. Eine Spielart, die es ja auch im Cote Rotie in der Cote Blonde gibt und nicht umsonst ist St. Joseph, wenn er von diesem Untergrund kommt, ein kleiner Cote Rotie. Dieser St. Joseph ist mein Preis-Leistungswunder bei Tardieu, eben weil er im Grunde ein kleiner Cote Rotie ist. Aus diesen uralten Serine-Reben, eben auf Granit stehend. Schon die 2016er Nase zeigt diese unglaubliche Intensität eines Cote Rotie. Mehr noch als 2015. Weil Frucht und Terroir nicht von rauem Tannin überdeckt werden. Sehr viel Wucht, verbranntes Fleisch, obwohl es keinen Neuholzanteil gibt. Das kommt aus diesem Terroir. Wir kennen das aus dem Cote Rotie Lancement von Stephan Ogier, der ja auch komplett auf Granit steht. Das zeigt so grandiose Spannung, ist so dicht verwoben. Der Teil der mit Rappen vergorenen Assemblage dominiert recht deutlich. Diese Krautwürze über der intensiven rotfruchtigen Syrah. Der 2016er St. Joseph hat eine deutlich würzigere Ausprägung im Mund als der noch fruchtbetontere 2015er. Sehr viel schwarze Frucht, Rappen und Unterholz. Ein sehr erwachsener Wein mit toller Länge und gleichzeitig einem großen Spannungsbogen. Fast dramatisch zwischen feiner, süßer, roter Frucht, krautwürzigem Unterholz und salzigen Tanningerüst hin und her pendelnd. Tannine sind überhaupt das Stichwort. Die 2016er Tannine sind, wie schon in Bordeaux zu schmecken war, im Grunde extrem reichlich vorhanden, aber in ihrer Seidigkeit überhaupt nicht präsent. Es gibt in 2016 an der Rhone keine harschen, harten, brutale Tannine. Und so auch in diesem St. Joseph. Man darf sich natürlich fragen, ob dieser größere Spannungsbogen, die größeren Extreme aus 2015 höher zu bewerten sind, oder diese Köstlichkeit, diese Perfektion, diese große Harmonie in 2016. Wir haben gleich hohe Tannin- und Säure-Werte und trotzdem ist 2016 der feinere Jahrgang. Was wollen wir eher? Dass es kracht oder dass es harmonisch, köstlich und lecker ist? Ich bewerte sie einfach gleich hoch, sie sind aber stilistisch deutlich unterschiedlich. 97+/100

Mein Winzer

Michel Tardieu – Nordrhone

Michel Tardieu ist inzwischen legendär und einer der besten Weinmacher Frankreichs. Robert Parker u. v. a. überhäuften ihn zu Recht mit Superlativen. Sehr oft arbeitet er an der Rhone und in anderen Regionen mit seinem Freund Philippe Cambie zusammen.

Saint Joseph Vieilles Vignes 2016