Lobenberg: Das Jahr 2018 hat Familie Kühn traumhaft schöne Trauben spendiert und dahingehend ist es nicht verwunderlich, dass viele Fässer während des Ausbaus einen ganz eigenständigen, spannenden Charakter entwickelten. Viele Fässer aus Parzellen, die normalerweise in größeren Cuvées wie dem Rheinschiefer aufgehen haben sich so herausragend präsentiert, dass sich Kühns entschlossen haben sie einfach separat auszubauen und zu füllen. So entstand auch dieser spezielle Ortswein der Gemeinde Hallgarten. Es ist die höchstgelegene Weinbaugemeinde des Rheingaus, die hervorragende Cool-Climate-Lagen an den Ausläufern des Taunus hat. Dementsprechend bevorzugt sind sie in einem heißen Jahr wie 2018. Die Trauben stammen aus den Großen Lagen Schönhell und Jungfer sowie der Ersten Lage Hendelberg. Also nur absolutes Top-Material, denn auch der Hendelberg ist unter Insidern heute eigentlich auf Grand-Cru-Niveau. Der Wein liegt 16 Monate auf der Vollhefe im großen Holzfass, die Abfüllung war Ende März 2020. Die Nase ist wie beim herausragenden Hendelberg R sehr nobel, klar und hochfein. Harmonisch verwobene weiße und gelbe Frucht spannen sich mit einnehmender Tiefe im Glas auf. Weißer Pfirsich und rauchige Quitte, helle Gesteinsnoten wie aus Kreide und Feuerstein umrahmen den strahlenden Fruchtausdruck. Brioche und weiße Johannisbeere, kühle Kräuternoten, Pfefferminze, weißer Pfeffer. Aufregend, kristallin, ausdrucksstark und stromlinienartig verflochten, in sich ruhend, bezaubernd. Der Mund ist hochfein, geschliffen, schwebend, fast tänzerisch in strahlend weißer Frucht, die von reiferen, gelbfruchtigen Nuancen und kühlen Kräuternoten sanft durchzogen wird. Helles Steinobst, weiße Schokolade ohne Süße, Mandel, zarte Hefenoten, milde Zitruseinflüsse, leichte Pikanz aus der feinsalzigen Spannung auf der Zunge. Die seidige Textur zieht sich bis in den langen, kühl-kräuterigen, von Minze und Eukalyptus unterlegten Nachhall. 2018 P.J.Kühn schmeckt einfach himmlisch. Ein Ortswein über den Wolken. 96/100
