Lobenberg: Tim Fröhlich legt sehr viel Wert auf die Laubarbeit. Gerade in heißen Jahren, mit intensiven Sonnenstunden, die durch den Klimawandel immer häufiger werden, ist das extrem wichtig. Es wird nur im inneren Bereich entblättert. Der gesamte äußere Bereich wird stehengelassen, um Schatten zu spenden. Gleichzeitig werden die Triebspitzen größtenteils nicht geschnitten und nicht gewickelt, sondern einfach etwas herunterhängen gelassen. Das führt zu tieferer Wurzelung und damit zum Versuch der Reben, mehr von unten zu holen. Das Ergebnis sind schöne kleine, lockerbeerige Trauben. In warmen, trockenen Jahrgängen braucht es diese Laubarbeit, um große Ergebnisse zu haben. Außerdem darf man in warmen Jahren nur geringe Erträge fahren, sonst sind die Reben überfordert. Die Weine würden bei Erträgen über 50 Hektoliter pro Hektar in der Phenolik zu grob geraten. Auch geht es in diesen warmen Jahren darum, möglichst schonend zu pressen, mit weniger Saftausbeute als in gewöhnlichen Jahren. Der Trester geht komplett feucht in die Weinberge zur Düngung zurück. So ist die Phenolstruktur der Weine einfach feiner, sie werden strahlender und brillanter. Bei Tim liegt der Restzucker der Weine immer zwischen drei und fünf Gramm. Alle Weine werden per Hand gelesen. Tim Fröhlich verwendet kaum Maischestandzeiten. Alle Weine werden nach kurzer Einmaischung schon nach wenigen Stunden abgepresst. Der Saft wird grundsätzlich spontan im großen Holz vergoren, der Ausbau geschieht im großen Holz und im Stahltank. Die Weine verbleiben bis zum späten Frühling auf der Vollhefe. Die Kupfergrube steht komplett auf Porphyr-Gestein. Das ist hartes, dunkles Vulkangestein. Früher gelesen als die anderen Großen Gewächse, da Tim Fröhlich einfach keine weichen Trauben während der Ernte möchte. Reif, aber sie müssen knackig bleiben. In diesem Amphitheater reifen die Trauben einfach ziemlich gut. Eine Lage, die einen sagenhaften Ruf hat. Nicht nur dank Tim Fröhlich, sondern auch durch Gut Hermannsberg. Früher hatte auch Dönnhoff einen Teil Kupfergrube, den er aber durch einen Teil Hermannshöhle eingetauscht hat. Kupfergrube gilt in jedem Fall als eine der allerbesten Lagen der Nahe überhaupt. Das Gut Hermannsberg bringt die Kupfergrube beispielsweise erst drei Jahre später auf den Markt, weil dieser Terroirabdruck das längere Hefelager so gut gebrauchen kann. Tim geht einen anderen Weg. Alle Weine kommen bei ihm im Jahr nach der Ernte auf dem Markt. Die Nase ist warm und reich, gleichzeitig steinig und krautwürzig. Eine lustige Kombination. Die Würze des Krauts zusammen mit blumigen Noten. Waldmeister, ein bisschen weißer Flieder, auch gelbe Blüten. Sehr witzige Nase. Neben rotem Stein und roten Früchten dann rote Johannisbeere und ein bisschen Erdbeer-Himbeer-Gemisch. Daneben Reneklode, Mirabelle und Quitte. Ein kleiner Hauch Boskoop-Apfel, Bratapfel. Geniale Spannung im Mund aufbauend. Wow, so multikomplex! Der Oszillograph geht aber hier mehr von links nach rechts als von vorne nach hinten. Das heißt, wir haben – wie in diesem Amphitheater – auf der einen Seite gewaltige Gesteinsmassen, auf der anderen Seite Krautwürze und in der Mitte einen richtig schönen gelbroten Fruchtteppich. Süße Extrakte, das Ganze schwimmt im Saft von Renekloden und Boskoop-Äpfeln. Darin Limette, Salz, rote Johannisbeere und viel Gestein. Lecker und gleichzeitig anspruchsvoll. Hintenraus mir phänomenaler Extraktsüße, mit Salz und etwas Karamelle. Der Abgang ist eine never ending story, aber eine Story in Wohlgefallen. Auch wenn sich die Augen ob dieser multikomplexen Kombination aus Frische und Stein, Extraktsüße und Krautwürze, zusammenziehen. Ein sehr eigenständiger Wein. Ein großer Wein. 100/100