Lobenberg: Die Herzlei grenzt direkt an den legendären Erdener Prälat. Diese wird bereits in der ersten offiziellen Weinbergsklassifikation von 1868 als Spitzenlage verzeichnet. Es handelt sich hierbei um den Kernbereich des Erdener Treppchens und um die Monopollage vom Weingut Dr. Hermann. Hier stehen bis zu 100-jährige, wurzelechte Reben in Einzelerziehung. Seit dem Jahrgang 2016 ziert diese Info auch das Etikett. Kräftiger Sponti-Anflug in der Nase, noch leicht reduktiv, darunter zarte Aprikose, etwas gelber und weißer Pfirsich, Netzmelone, ein ganz kleiner Hauch tropische Frucht hintenraus, etwas Maracuja, aber sehr clean, sehr straight bleibend. Am Gaumen dann eine gelbwürzige Explosion, druckvoll, dicht verwoben und fest mit rassigem Geradeauslauf im Antrunk, dann erst kommt langsam die cremige Süße mit gelber Melone, etwas gelbem Pfirsich und Aprikose, zieht sich lange cremig hintenraus. Dann gesellen sich rotbeerige Einflüsse dazu, Johannisbeere, Schlehe, leicht salzig werdend im Ausklang. Auch das cremige Finish behält diese schöne Dichte, man ist das profund, 2018 ist wirklich ein Ausnahmejahr an der Mosel. So dichte und satte Weine hat man hier selten geerntet, aber das was den Jahrgang vor der überfordernden Üppigkeit rettet, ist diese tolle Frische, dieser Druck aus der reifen Frucht und den niedrigen pH-Werten durch den Reifestopp im trockenen Sommer. Das macht diesen Jahrgang zu so einem großen Erfolg an der Mosel. Die Spätlese aus der Herzlei hallt noch lange in leicht tropischer Frucht nach, Maracuja und etwas reife Kiwi. Vorne eben sehr druckvoll, sehr rassig, sehr pikant auf der Zunge mit Schieferwürze und viel Steinigkeit, hintenraus dann charmant, schmelzend und cremig den Jahrgang 2018 in voller Pracht darstellend. Tolle Harmonie, toller Jahrgang, aber ich will ihn höchstens einen Hauch über 2017 setzen, weil das speziell für Spätlesen auch so ein herausragendes Jahr war. 94/100