Lobenberg: Wir liegen hier 2018 bei maximal 3-4 Gamm Restzucker, Thomas Haag wollte nicht, dass die Fruchtigkeit noch weiter zunimmt und die Mineralität überdeckt. Die Großen Gewächse gären hier immer etwas länger und langsamer, bleiben bis Anfang Juli unfiltriert und werden dann im Sommer gefüllt. 2018 wurde alles sehr schnell, aber schonend abgepresst und nur der Vorlaufsaft wurde für die GGs verwendet. Spontanvergoren und ausgebaut wie immer im Edelstahl. Zunächst mal eine zarte Reduktion in der Nase, leichter Spontitouch. Die Nase ist sehr viel charmanter, auch schon etwas offener als die des steinigen Himmelreichs, feine Hefewürze Unterlegung, apfelig, feine Birne, insgesamt eine helle, klare Frucht, tänzerisch, etwas Quitte. Wirklich ein bisschen abgespact in dieser Mischung aus tiefer Frucht, glasklarer Aromatik, kristalliner Schieferwürze und minziger Frische. Es gibt kaum Zitrusfrucht dieses Jahr, wir sind eher in der erhabenen Weißfruchtigkeit. Am Gaumen folgt dann eine Explosion in weißer Frucht und so viel knackiger Mineralik. So viel Druck, so immens saftig, man spürt die perfekte, total cleane Reife der Trauben förmlich am Gaumen in dieser puren Saftigkeit, diesem massiven Geradeauslauf, der dennoch jederzeit so viel charmante Frucht parat hält. Wir haben eine total andere Mineralität in diesem Goldtröpfchen, wie es sie nur in dieser Lage gibt. Dazu kommt etwas Melone, Grüntee, Zitronengras, Pomelo und Grapefruit. Das Goldtröpfchen bietet alles an, ist voll da und bleibt trotzdem geheimnisvoll in dieser satten, so tiefen Piesporter Mineralität. Das Finish zeigt fast ein klein wenig knackige Cassis und Blaubeere. Die Frucht ist total charmant und einnehmenden in 2018, so reif und geschliffen, immer kristallin reintönig dabei und mit einem kleinen Hauch Süße aus dem Extrakt. Die GGs sind ja ziemlich weit durchgegoren dieses Jahr, aber das wird von dieser Dichte der Frucht perfekt harmonisiert. Die Mineralität ist tiefgreifend in diesem Wein, das belebt ihn und gibt ihm Auftrieb, hinzu kommt die sehr feine, aber für 2018 extrem nachhaltige Säurestruktur. Wir haben das auch schon in den restsüßen Weinen bei Thomas Haag festgestellt, er hat es wirklich geschafft die Rasse und die Spannung dieser Lage trotz des heißen und trockenen Jahrgangs in die Flasche zu transferieren. Im Mund diese Mischung aus weißem Pfirsich, grünem Apfel und grüner Birne, immer wieder rollt dazu die feine Hefewürze und die mineralisch aufgeladene Säurespur hoch. Feines Salz belegt die Zungenränder, enorme pikant. Das 2018er Goldtröpfchen zeigt so viel innere Spannung, wie man sie dem Jahrgang gar nicht zugetraut hätte. Die Frucht ist weiß, die Zitrone hat die Mosel verlassen dieses Jahr, alles ist reif und bleibt doch elegant und verspielt mit knackiger Frische aus den animierenden grünlichen Reflexen, Minze, Eukalyptus und Grüntee. Schöner, voluminöser Körperbau, etwas fülliger als man es vielleicht von Schloss Lieser gewohnt ist. Aber diese wärmende Fülle ist genau der richtige Puffer zu der tiefgreifenden, rassigen Mineralität der Lage und der sensorischen Frische aus den niedrigen pH-Werten. Dieses kleine Plus an innerer Spannung und natürlicher Säurestruktur, welches diese Lage mit sich bringt, stellt genau den ausschlaggebenden Reibungspunkt dar, der der Wehlener Sonnenuhr und dem Niederberg Helden vielleicht etwas gefehlt hat, sie einfach einen Tick zu harmonisch und zu lieb dieses Jahr. Mit diesem GG setzt Thomas Haag dem Goldtröpfchen 2018 die Krone auf. 99-100/100