Lobenberg: Der Wein wird von genau 2507 Rebstöcken in der Einzellage Las Olvidadas geerntet. Das genaue Pflanzjahr ist nicht bekannt, sollte aber um 1905 herum liegen, also über 100 jährige Reben auf jeden Fall. Ein Mischsatz aus 80% Pais und 20% San Francisco, beides indigene Rebsorten Chiles. Alles wurde gemeinsam geerntet und vergoren, dann im gebrauchten Barrique ausgebaut. Eine sehr interessante, etwas schräge Nase, viel Eisen und gegrilltes Fleisch, auch Fleischbrühe, Hagebutte, getrocknete Cranberry und Johannisbeerstrauch, etwas Unterholz, auch Nelkenpfeffer. Mit Luft kommt etwas mehr süße Frucht, das ist schon hochkomplex. Erinnert ein bisschen an Rotweine aus dem Jura in dieser ungewöhnlichen Würze und leichtfüßigen roten Frucht. Das Ganze setzt sich genauso im Mund fort, auch hier etwas an Trousseau erinnernd, Wildkirsche, salzige Himbeere, Cranberry. Zunächst ist es wieder etwas eisenartig, würzig, salzig, hintenraus kommt auch etwas mehr Süße aus der Frucht. Famose Säurespur, fast etwas an Tondonia erinnernd, nur schlanker, hohe Frische und sehr leichtfüssig und agil auf der Zunge. Am Ende packt das aus der Tiefe auftauchende Tannin aber doch etwas zu, und auch die Eisenmineralität taucht wieder auf. Sehr spezieller, urwüchsiger Wein. Ob das an der Beigabe der seltenen autochthonen Rebsorte San Francisco liegt, kann ich nicht genau sagen, aber definitiv ein spannender, erfrischender Wein, den man blind wohl kaum in Chile verorten würde. Aber die Küstenlagen des Itata Valley sind eben ziemlich kühl, wir haben nur 12.5% vol. in diesem schlanken, aber ungeheuer intensiven Einzellagenwein. Enorm langes, würzig-griffiges Finale. Die Länge haut einen fast aus den Socken, wirklich verblüffend, bleibt für Minuten am Gaumen stehen. Total spannender Stoff mit Größe, wenn man gerne rot aus dem Jura oder von der Loire trinkt. 95/100