Lobenberg: Les Kammerlas ist wirklich eine Besonderheit, einer der einzigartigsten Weine des gesamten Elsass. Im Herzen des Grand Cru Pfingstberg, in süd-südöstlicher Exposition auf 350 Metern Höhe sitzt diese sehr spezielle, uralte Parzelle. Die Reben sind 1939 gepflanzt und zwar wie damals in der Region üblich als Gemischter Satz aus regionaltypischen Rebsorten. Riesling macht klar den Löwenanteil aus, ergänzt durch ungefähr gleiche Teile von Gewürztraminer, Muscat Ottonel und Sylvaner. Alles steht in Einzelpfahlerziehung, was es wirklich nicht mehr so häufig gibt im Elsass. In dieser Parzelle ist zudem alles reine Handarbeit, weil kein Traktor hereinfahren kann und nichtmal das Zugpferd der Familie kann in diesem Abschnitt des Weinberges arbeiten. Die Trauben werden gemeinsam gelesen, gepresst und vergoren. Es gab nur 700 Flaschen Ertrag im Jahr 2017. Normalerweise ergibt es immer ein Fuderfass, aber aufgrund der kleinen Erträge wurde der 2017er erstmals für ein Jahr nur im Edelstahl ausgebaut. Durchgegoren auf unter 2 Gramm Restzucker bei einem pH-Wert unter 3. Obwohl Les Kammerlas mitten in einem Grand Cru Weinberg wächst, darf es natürlich auf dem Etikett kein Grand Cru sein, weil dafür nur rebsortenreine Weine zugelassen sind. Die Nase ist sehr elegant, ruhig, getragen, weißfruchtig, hefewürzig. Ein einnehmender Duft nach weißem Pfirsich, weiße Johannisbeere, etwas Cassis, helle Blüten, Holunder, Minze, auch Muskatnuss und Löffelbiskuit. Darunter eine fast scharfe, kreidige, Mineralität wie aus Muschelschalen. Verspielt und floral, tänzelnd, sehr intensiv, ohne vordergründige Frucht, alles bleibt dezent und eher gesetzt. Im Mund ist Les Kammerlas zunächst sehr saftig mit Melone, Litischi, weißem Pfirsich. Ganz feine Zitruszesten darunter, vor allem Orangenschale, was für eine witzige Kombination. Dazu wieder diese helle, mineralische Schärfe, fast etwas an Ingwer erinnernd, dann leicht salzig werdend, aber auch mit schöner Süße aus dem Extrakt als Gegenpol. Das passt schon sehr gut zusammen alles, strahlend, glockenklar und fein verwoben. Jede Rebsorte dieses gemischten alten, elsässischen Gemischten Satzes gibt ihren Charakter hinzu. Das Ganze kommt mit hoher Intensität und großer Länge am Gaumen aus den uralten Reben. Der Wein ist ein strukturelles Ereignis am Gaumen mit seinem mineralischen Rückgrat und der genialen Frische des Rieslings. Dazu die interessante Aromatik des Muscat und Gewürztraminers. Das ist schon eine geniale Mischung irgendwie, ich habe selten etwas Vergleichbares getrunken. Der Wein hat Spannung, Frische, Feinheit und dank des enormen Extrakts auch eine wunderbar reichhaltige Textur am Gaumen. Einer der spannendsten Weine des Elsass, leider nur in winzigen Mengen erzeugt. 95-96/100