Lobenberg: Leider wurde Familie Näkel, wie viele andere, sehr hart von der Flutkatastrophe an der Ahr getroffen. Produktion, Vinothek, Schatzkammer und Weinlager wurden geflutet. Der Jahrgang 2020 wurde komplett weggespült, 2019 und 2018 lagen in einem extra Flaschenlager in Dernau. Dieses wurde zwar geflutet, die Flaschen konnten aber gerettet werden. Obwohl alles sorgfältig gereinigt und komplett neu verkapselt wurde, sind die Etiketten teilweise verschmutzt oder beschädigt. Bitte seien Sie sich dessen bewusst, wenn sie einen der Flutweine aus den Jahrgängen 2018 und 2019 kaufen. Die Korken, sowie die Wein sind davon unberührt und unbeschädigt. Der Kräuterberg liegt im unteren Tal der Ahr, hier wird es so steil, dass die Lagen häufig terrassiert sind. Hier geht nur Handlese, danach streng nachselektiert. Ausbau für 18 Monate in zu 70% neuen Barriques, anschließend noch 6 Monate Flaschenreife im Weingut vor dem Release. Verführerische, ätherische Nase, die wollüstige Reife und kühle Feinheit scheinbar mühelos in sich vereint. Schwarzkirsche, Holunder, süße Sauerkirsche, Schwarzdorn, Kerbel und dunkle Schokolade vermengen sich zu einer würzigen Duftwolke, die effektiv deutlich weniger reif wirkt, als sich diese eher dunklen Aromen anhören mögen. Auch feine, hochtönige Nuancen von Himbeere, Vanille und Veilchen durchziehen die Nase. Fein, kühl, getragen und von einer ziselierten Strahlkraft gezeichnet, die nicht unwesentlich von einem sehr gekonnten, superb eingebundenen Einsatz von hochwertigem Neuholz kommt, da muss man sich keine Illusionen machen. Von Rousseau über Grivot bis Fürst, Molitor und Meyer-Näkel ist dieses Stilelement prägend, und zwar äußerst positiv, wenn es wie hier gut gemacht ist. Diese von Kakao, Holunderblüte, geröstetem Espresso und hauchfeiner Lakritze unterlegte Schwarzkirsche ist schon immens köstlich in diesem Hedonisten-Jahrgang 2018. Der ganze Mundraum wird eingenommen von dieser reichen Fruchtfülle und dem samtigen, ultrafeinen Tanninteppich. Und nachdem der Mund so satt gefüllt ist, wartet man gespannt auf den überwältigenden Nachdruck - doch was dann wirklich kommt ist nur Feinheit. Kühle Schwarzkirsche, Cassis, Brombeere schweben in ihrer hohen aromatischen Intensität gänzlich ohne Gewicht in die Unendlichkeit. Dieser Nachhall streichelt die Zunge. Nur Finesse! Feinsaftig, raffiniert, spielend, dazu die kühle mineralische Ader, die alles um sich aufwickelt - man muss unweigerlich immer wieder den nächsten Schluck nehmen, um herauszufinden, ob er ebenso verblüffend ist wie der vorherige. Und dann ist die Flasche leer. Ein großer Wein. 98/100