Lobenberg: Das Rebalter beträgt hier um die 50 Jahre, alles gepflanzt von 1965 bis Ende der 60er Jahre. Auf einer 100% Kalksteinunterlage, reiner Fels. Ausbau in 20% neuem Holz von 225 Litern Fassungsvermögen über einen Zeitraum von 21 Monaten. Hier sind wir bei 50% Ganztraubenanteil mit den Füßen angequetscht, allerdings haben Ziereisens eine Lesemannschaft, die geschult ist die Rappen an der richtigen, verholzten Stelle abzuschneiden. Selektierte, später hinzugefügte Rappen lehnt Hans Peter ab, da sie seiner Meinung nach durch das vorherige Abbeeren zu stark verletzt werden und dann „grüne“ Aromen abgeben. Über diese Praxis gibt es unterschiedliche Ansichten, Fürst, Huber, Ziereisen machen es so, aber viele Weingüter in Deutschland und dem Burgund geben weiterhin nachträglich selektionierte Rappen hinzu. Hans Peter Ziereisen vergärt diesen Wein spontan im geschlossenen Gärtank, denn er ist der Meinung, dass eine offene Maischegärung, wie sie häufig in Deutschland durchgeführt wird problematisch ist, da sie Aromen freisetzt, die er nicht mag, die Kirschfrucht wird eher erdbeerig. Man sollte in seinen Augen entweder geschlossen oder in sehr großen offenen Gärgebinden, wie im Burgund, vergären, weil die Gärtemperatur hier höher geht und man dann eine Burgunderaromatik bekommt. Diese deutsche Fruchtaromatik kommt häufig von zu niedrigen Gärtemperaturen. J.B. Becker im Rheingau vergärt nicht nur geschlossen, sondern sogar in einem Drucktank, eine tradierte deutsche Methode, die komplett in Vergessenheit geraten ist, aber bei ihm super Ergebnisse hervorbringt. Die Nase ist schon ziemlich großes Kino im Burgund, die Würze und die Anmutung der Frucht sind irgendwo zwischen Clos de la Roche, Bonnes Mares und Corton Grand Cru, so schwarz, so intensiv, ´mit dieser Rappenwürze gleichzeitig unglaubliche Frische ausstrahlend. Wow, da kommt Holunder, Eukalyptus, viel Minze, weißer Pfeffer, etwas Syrah Cote-Rotie Anmutung mit einem Touch Cassis, unter einer sehr klaren, strahlenden Kirschfrucht, Sauerkirsche, etwas Schwarzkirsche, Schlehe, ein bisschen Johannisbeere dazu. Druck, Länge, Eleganz, dunkel und würzig. 2016 war ein Wahnsinnsjahr, aber die Fruchtintensität ist 2017 sogar besser. Alles ist total seidig, nur fein, das ist Volnay in dieser geradlinigen Feinheit. Und dennoch hat er wieder ein paar Ecken und Kanten mit dieser wunderbaren Würze an der Seite. Schwarzkirsche, Holunder, so viel Druck und Struktur. Auch dieser Jaspis von Ziereisen muss länger in der Flasche verweilen bevor er perfekt ist. Ich würde ihm bescheidene 15 oder 20 Jahre im Keller gönnen. Jetzt schon bald trinkreich, kann er mit Flaschenreife einfach noch dramatisch besser werden. 97-100/100