Riesling Dhroner Großer Hengelberg

Günther Steinmetz: Riesling Dhroner Großer Hengelberg "Monopollage" Reserve 2022

Zum Winzer

98+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2027–2052
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
voll & rund
3
Lobenberg: 98+/100
Suckling: 97/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Dhroner Großer Hengelberg "Monopollage" Reserve 2022

98+
/100

Lobenberg: Der Vorbesitzer der Kleinstlage »Großer Hengelberg« entschied sich 2018 aus Altersgründen dafür, diese extrem schwer zu bewirtschaftende Lage abzugeben. Stefan Steinmetz hat die Chance ergriffen und sich diese spektakuläre Monopollage mit altem Rebbestand gesichert. Sie ist eine der wenigen Kleinlagen an der Mittelmosel, die in den 70er Jahren nicht flurbereinigt wurden. So stehen hier heute über 60 Jahre alte Reben auf sehr stark verwittertem Blau- und Grauschiefer. Dieses Jahr auf etwa 10 Gramm Restzucker gegoren. Somit analytisch zwar nicht trocken, aber geschmacklich definitiv in die Richtung gehend! In der Nase sehr filigran, helles Steinobst, unreife Ananas und Wiesenkräuter. Leicht ätherischer Einschlag mit Minze und ein bisschen Waldmeister. Grüne Noten setzen sich auch Mund fort, auch hier Waldmeister, knackige Birne und Limettenabrieb. Sehr straff mit viel Zug, Meersalz und vibrierender Mineralität. Ein bisschen süße Frucht von Mandarine und kandierter Orange im Nachgeschmack. Sehr fein verstrickt mit großer Balance und genialer Länge. Dieser klare Stil von Stefan Steinmetz zieht sich einfach durch die gesamte Kollektion. Alles ist überaus schick, auch die zur Opulenz neigenden Lagen schafft er schlank zu interpretieren. Sehr schön. Und das ganze als Reserve hat noch mal einen Extrapunkt mehr an Finesse... 98+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

97
/100

Suckling über: Riesling Dhroner Großer Hengelberg "Monopollage" Reserve

-- Suckling: Although this embryonic Mosel masterpiece is barely off-dry it has all the mineral intensity and structure you could wish for from a great dry riesling. So much flinty energy lifts the medium-bodied palate that manages to combine a sense of being almost weightless with great power. Then the very firm and compact finish makes a huge statement that’s laced with accacia honey. Try to be patient, because those who are will be richly rewarded! Drinkable now, but best from 2025. 97/100

Mein Winzer

Günther Steinmetz

Das Weingut Günther Steinmetz steht seit über 100 Jahren für große Moselweine aus Brauneberg. Den Aufstieg in die Champions League der Region hat Stefan Steinmetz mit seinem bedingungslosen Qualitätsstreben aber vor allem in den letzten Jahren zementiert.

Riesling Dhroner Großer Hengelberg