Lobenberg: Wenige Monate nach dem tragischen Tod von Enrico Bertas Bruder Gianfranco, dem Produktions-Chefs der Distillerie, kommt dieses Meisterwerk der Brände im Frühjahr 2015 auf den Markt. Geplant als Bertas Flaggschiff ist dieser Traumstoff nun ungewollt zugleich eine „Hommage“ an Gianfranco geworden. Gianfranco machte eine Lehre als Zimmermann, bevor er in den Familienbetrieb einstieg. Erst bei Berta wurde er zum gefeierten Unternehmer und zu einem der engagiertesten und angesehensten Qualitätsfetischisten Italiens. Zu seinen Lebzeiten war er Vorsitzender der Handwerkskammer von Asti und somit Ansprechpartner aller Handwerker und Winzer der Region. Sein liebstes Projekt sollte der beste Grappa des Hauses, der „SoloPerGian“ werden. Eine Vermählung der drei bisherigen Stars. Dafür wurde extra ein neuer Reifekeller entwickelt und gebaut. Gianfranco wählte die drei Riserve Grappe „Tre Soli“, „Roccanivo“ und „Bric del Gaian“ für diese Vereinigung aus. Alle Trester stammen aus dem Jahrgang 2005. Dieser Grappa reifte volle zehn Jahre. Erst acht Jahre in 1.200 Liter Fässern, anschließend wurde das Destillat in kleinere, neue und sehr spezielle 100 Liter Holzfässer umgefüllt. Hier durfte der Grappa zwei weitere Jahre ruhen, bevor die Füllung in die Flasche erfolgte. Im Mai 2015 gründete die Distillerie Berta, Gianfrancos Andenken zu Ehren, die gleichnamige, gemeinnützige Stiftung, die sein Anliegen von Handwerk und Qualität in die Zukunft weitertragen soll. Der Überschuss aus dem Grappa „SoloPerGian“ bildet die Basis der finanziellen Ausstattung. Ich bin stolz darauf, dass die Familie Berta, die ich zu meinen Freunden zählen darf, mir die Gelegenheit gab, dass von mir als bestes Fass probierte Fass 88, separat und exklusiv einzukaufen. Schon die Farbe beeindruckt mich: Sanfter, hell und strahlend leuchtender Bernstein mit goldenen Reflexen. Die Nase wird charmant umspielt. Fruchtige Anklänge mit Steinobst, Rosinen und Nüssen, rund und warm. Der Alkohol selbst spielt eine sehr untergeordnete Rolle. Delikate Vanille, Nüsse, Mandeln. Im Mund kommt das Beste der drei Grundgrappe zusammen: cremig, samtig und ein Aromenspektakel. Weißer Salbei, Aprikose und eine wunderbare Kombination aus Kakao und Vanille. Unendlich lang auf der Zunge, da wiederholen sich die Eindrücke der Nase mit leckerem Fluss voller Finesse und Charme. Feinster Honig, wieder Aprikose und Nuss, Karamelle, Butter. Der Alkohol wird vom überaus charmanten und intensiven Aromenspiel verdrängt. Nochmals deutlich feiner als beim ersten Naseneindruck. Alles zarter definiert, zugleich aber ausgeprägter und präsenter. Leider erlebte Gianfranco die endgültige Präsentation nicht mehr ganz. Der Grappa spiegelt seine Persönlichkeit wieder: freundlich, intensiv und voll warmer Gefühle. Ein würdiges und zugleich fast monumentales Andenken! 98-100/100