Lobenberg: Das sind 100% Grenache. Mitten im Dorf Gigondas in einem kleinen, ummauerten Plot gelegen, also ganz hoch auf fast 300 Meter. Direkt an den Marktplatz grenzend. Die Reben sind uralt. Ein legendärer Besitz, und vielleicht die schönste Domaine in Gigondas überhaupt. Alle Reben stehen direkt um das Gutshaus herum. Vor vielen Jahren von der Familie Perrin (Beaucastel) gekauft. Die Böden sind zwar auf dem felsigen Kalkstein-Grundberg von Gigondas gelegen, aber der größte Teil des Grundes ist überwiegend leichter Sand. Also immer eine große Eleganz in den Weinen. Das ist auch der Grund, weshalb das noch Prephyloxera-Reben sind. Es ist bekannt, dass die Reblaus auf Sand nicht gut gedeihen kann. Sandige Böden geben eben auch diese unendlich feinen Weine, anders als die profunden, lehmigen Böden. Die Perrins verfolgen in Gigondas das Konzept Burgunds, niemals Überextraktion. In 2016 wurde das Konzept der Ganztraubenfermentation etwas geändert zugunsten einer Schichtfermentation. Das heißt, 50% sind Ganztraube, und 50% sind entrappt. Je nach Zustand der Rappen eben. Die ganze Masse wird in einem Fermentationsfass geschichtet. Ganztraube, entrappt, Ganztraube, entrappt, und immer so weiter. Biodynamisch, spontan vergoren. Die Nase dieses Clos des Tourelles bestätigt, was ich zuvor bei Saint Cosme von seinen 100% Grenache, die auf ähnlicher Höhenlage wachsen, probiert habe. 2016 ist, speziell in Gigondas, sehr viel wuchtiger als 2015. 2015 ist das ultrafeine Finessejahr, mit dieser Perfektion in Seidigkeit. Und 2016 kann gar nicht anders, als ein wuchtiger, voluminöser, dichter Wein mit ganz voluminösen Körper zu werden. Schon die Nase zeigt Tabak, Espresso, Maulbeere. Überhaupt nichts Grenache-typisches. Sondern nur reiche, reife Wucht. Brombeere kommt dazu. So eine dichte, schwarze Erde. Auch hier dieser Johannisbrotbaum, aber wir haben nichts von Erdbeere und Himbeere. Wir haben überhaupt keine Grenache-Typizität. Das ist aber typisch für das kühle Klima, das hier oben in Gigondas herrscht. Gigondas in Hochlagen ist völlig anders als Chateauneuf du Pape. Gigondas von Flachlagen kann in der Grenachestruktur schon mal ähnlich sein, aber hier oben ist die wahre Klasse. Auch der Mund ist so reich und so dicht. Wahnsinnige Tanninmassen, aber alles weich und total geschliffen. Das Ganze endet in einer pfeffrig scharfen Salzspur. Die Augen ziehen sich zusammen. Das hat schon eine große, pikante Intensität. Aber die Wucht und die Reichhaltigkeit sind klar die Dominante. Ich denke, dass 2016 sowohl in Chateauneuf, als auch in Gigondas, von vielen Kritikern vielfach höher geschrieben wird, als das 2015 der Fall war. Aber sie dürfen mir glauben: Wer pikantere und elegantere Weine liebt, der sollte eher 2015 nehmen. Wer kraftvollere, üppigere Weine möchte, die trotz Reife und weichen Tannins 10-20 Jahre in den Keller gehören, bevor sie ihre reichlich vorhandene große Feinheit offenbaren, der möge auf 2016 gehen. Dass dies ein kleiner Riese ist, streite ich überhaupt nicht ab. Das ist sogar ein kleines Monster. Nur ich persönlich bin etwas näher bei dem sensationellen 2015er. Der so burgundisch tänzelt. Dennoch attestiere ich dem Clos des Tourelles 2016, ein richtiger und grandioser Blockbuster zu sein. 97-100/100