Lobenberg: Organisch biologisch zertifiziert. Über die Hälfte des Besitzes ist schon auf Biodynamie umgestellt. Der Wein besteht 2019 zu 55% aus uralter Grenache und zu 45% aus Mourvèdre, alles komplett entrappt. Dieser Plot der ältesten Reben wird auf Caillou als letztes geerntet, Grenache und Mourvedre werden für diesen Wein zusammen vergoren. Die Grenache wächst auf sandigen Böden, die für elegante Weine stehen. Natürliche Hefen. Ausbau der Mourvedre in einem neuen Stockinger-Halbstück und in kleinen gebrauchten Barriques. Die Grenache wird in gebrauchten 600 Liter Fässern ausgebaut. Der Einfluss von neuem Holz ist also im Reserve klar größer als im Quartz. Das macht manchmal den Eindruck des wuchtigeren Weins, in Wirklichkeit ist aber der Reserve mit der vielen Mourvedre der deutlich elegantere Châteauneuf verglichen mit dem kraftvolleren Quartz. Diese erdige, würzige, fast scharfe Ausgestaltung im Mund schafft nur die Mourvèdre. Was für ein fantastischer Gegensatz mit dieser Tanninschärfe und mit dieser Frische aus der Mourvèdre, die Reserve kommt, wie der Quartz auch, mit einem Nordrhône Approach. Total würzig, dunkles Unterholz, Garrigues, dazu Lakritze, viel Veilchen, ganz dicht, Schwarzkirsche, Blaubeere, Maulbeere, ganz viel Druck und zugleich Feinheit aufbauen. Der Anschein von viel Rappenwürze, der Wein ist aber komplett entrappt. Eine geniale Frische und zugleich reife Dichte. Im Mund ist das Wort Ereignis zu kurz gegriffen, einfach zu kurz gesprungen. Im Mund ist es eine Explosion. Ich weiß nicht, ob ich jemals eine Mourvèdre probiert habe, so drückend, so grandios, so scharf, die Grenache wird hier zum eleganten Begleitstoff degradiert. Gleichzeitig ist das Tannin butterweich und geschliffen, dennoch wie ein Rasiermesser nach hinten durchziehend. Das Ganze mit Garriguewürze, Unterholz und provenzalischen Kräutern beladen, immer weiter ins Unendliche laufend, Gesteinsmassen mitnehmend, Feuerstein, Granit und Schiefer Assoziation, Graphit, sich immer weiter aufbauend. Lang und länger und hochintensiv und trotzdem ist nichts grün, der Wein ist komplett reif, dennoch scharf und lang. Aber er ist eine Herausforderung, das ist kein nett zu trinkendes Weinchen, sondern das ist eine echte Hürde für erfahrene Trinker oder für Sammler, die diesen Wein erstmal 15 Jahre in den Keller legen. Nie habe ich einen besseren Châteauneuf hier auf Caillou getrunken, das gehört zu den All Time Best-of‘s in meinem Leben, großer Stoff. 100/100