Chateau Jean Faure Grand Cru Classe 2019

Jean Faure

Chateau Jean Faure Grand Cru Classe 2019

BIO

100
100
2
Cabernet Franc 60%, Merlot 35%, Malbec 5%
5
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2029–2059
Verpackt in: 24er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 100/100
Weinwisser: 95–97/100
Gerstl: 20/20
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Jean Faure Grand Cru Classe 2019

100
/100

Lobenberg: Château Jean Faure umfasst 18 Hektar und ist direkter Nachbar von Château La Dominique und Cheval Blanc, alle haben sie gemeinsame Grenzen. Drei Weingüter auf exakt gleichem Terroir. Kies- und Lehmböden mit etwas Sand und einer sehr guten Wasserversorgung. Diese Weingüter und Weinberge leiden eigentlich nicht so stark unter den trockenen Hitzejahren, wie wir sie seit 2015 fast durchgängig haben. Jean Faure wurde im Laufe der letzten 10 Jahre deutlich auf Dichtpflanzung umgestellt. Die vorhandenen Reben sind weit über 80 Jahre alt. Mit der Dichtpflanzung geht der Ertrag inzwischen auf unter 500 Gramm Trauben pro Stock zurück. Das Weingut ist in Konversion zu Bio, eventuell ist 2019 sogar der erste zertifizierte Jahrgang. Bio und Biodynamie werden hier ganz großgeschrieben, weil der Besitzer Olivier Decelle das Ganze auch schon auf seinem Rousillon-Weingut Mas Amiel praktiziert. Olivier konnte das Weingut 2004 durch den Verkauf seiner Ladenkette erwerben. Das Weingut gehörte früher Madame Loubat, der vor dem Verkauf an Moueix auch das Château Pétrus gehört hat. Sie wollte jedoch nicht an die meistbietenden Nachbarn wie Cheval Blanc verkaufen und so kam der externe Olivier Decelle zum Zuge. Der Berater des Weinguts ist der sehr auf Biodynamie ausgerichtete Daniel Duclos. Die Weinberge werden mit dem Pferd gepflügt um die Verdichtung zu minimieren. Die Trauben werden – je nach Reife und Zustand – zum Teil entrappt, zum Teil als Ganztraube in die Fermentation gegeben. Diese findet im rohen Zement oder im Holz statt. Ohne Temperaturkontrolle, aber es gibt auch keine Kaltmzeration davor. Wir sind hier komplett zurück in der Ursprünglichkeit. Der Ausbau geschieht zum Teil im neuen Barrique, aber eine Hälfte bleibt im Stockinger Fuder von 1500 Liter Liter. Viel gebrauchtes Holz, der Einfluss von Neuholz wird also in Sachen Aroma komplett heruntergefahren. Auch der sanfte Rebschnitt nach Simonit wurde bei Jean Faure erstmals 2018 eingeführt. Damit werden der Saftfluss und die Versorgung der Reben verbessert. Gleichzeitig kann Krankheiten und Infektionen besser vorgebeugt werden. Der neue Berater Duclos ist Spezialist dafür und sein Vater gilt als Pionier für den sanften Rebschnitt in Saint-Émilion. Wie ich zu Beginn sagte, wird nur zum Teil entrappt. Es wird grundsätzlich auch kein Schwefel bis zum Frühjahr nach der Lese eingesetzt. Alle Prozesse laufen schwefelfrei, wie Olivier Decelle das bei Frau Lapasse in der Schweiz gelernt hat, die ihm sagte: « Vergärung mit Schwefel ist wie Schwimmen mit Haien. » Das schwefelfreie arbeiten setzt jedoch voraus, dass extrem sauber und penibel gearbeitet wird. Leiter des Teams sind Marie-Laure Latorre sowie ein weiterer Assistent, der zuvor beim biodynamischen Weingut Beauregard gearbeitet hat. Die Vergärung, inklusive Verweildauer auf den Schalen, dauert lange 40 Tage. Zwei drittel im Beton, ein Drittel im Holz. Der 2019 ist eine Cuvée aus 65 Prozent Cabernet Franc, 30 Prozent Merlot und fünf Prozent Malbec. Die Ernte fand für den Merlot bis zum 21. September statt, für Cabernet Franc bis zum 8. Oktober. Der pH-Wert liegt um 3,6, der Alkoholgehalt bei knapp über 13 Volumenprozent. Von Jacques Boissenot, dem legendären önologischen Berater aller Top-Weingüter des Médoc, kommt die Empfehlung, den Blend der Weine schon im frühen Stadium, also vor der ersten Schwefelung, stattfinden zu lassen. Die finale Assemblage wird demnach mittels Fassverkostung ohne Schwefel ermittelt. Die Weine wandern dann wieder zurück in die Fässer. Schwefel wird erst in der zweiten Märzhälfte hinzugefügt. Diese enorm frühe Entscheidung vor der Schwefelzugabe lässt eine bessere Beurteilung zu. 2019 gab es auf Jean Faure, wie auch auf den beiden Nachbarweingütern Cheval und Dominique, zwar wie überall diese extrem lange Trockenheit, viele Sonnenstunden und mächtig Hitze, teilweise bis 40 Grad. Aber diese Böden hier lassen das Ganze durchaus zu, die Versorgung funktioniert und es gibt wenig Stillstand und keinen Stress für die Pflanzen. Jean Faure 2019 hat eine ungewöhnliche Nase. Ich habe zwar schon viele 2019er Weine probiert, aber in diesem Jahr noch nie so eine Nase gehabt. Etwas Ähnlichkeit mit dem normalen Coutet. Ich hätte hier eigentlich die jahrgangstypische Blutorange erwartet, aber der Wein kommt hier viel weicher, viel zartfruchtiger und aromatischer daher. Mit ganz viel roter, süßer Kirsche und einem wahnsinnigen Charme. Rote Kirsche, Amarena Kirsche, dann kommt erst schwarze Kirsche. Praline, aber nicht fett, sondern nur unglaublich aromatisch. Weniger Veilchen, eher Rosenblätter, fein verwoben, das erinnert an Chateau Rayas von der Rhone. Der Mund ist ungeheuer lecker und ganz klar die Nase widerspiegelnd. Kirsche bis zum Abwinken. Das ist ja fast reinstes Burgund, Chambolle. Viel feiner noch als Cabernet Franc von der Loire, viel burgundischer. Süße rote Kirsche, Schattenmorelle. Süße, reife, große rote Pflaume. Ein phänomenales Zusammenspiel. Feines Salz am Ende, die Tannine sind komplett seidig. Eine wunderbare Frische zeigend. Der Wein hat – wie auch schon 2018 – keine schwarzen Elemente, keine Schokolade, verbranntes Fleisch oder Röstaromatiken, sondern nur rotfruchtige Feinheit. Immer wieder Sauerkirsche und feine süße, rote Kirsche. Ein bisschen rote Johannisbeere, Nüsse, Marzipan, weiße Schokolade, etwas Süßholz. Alles poliert, alles loirehaft, alles burgundisch. Zart, mit einem grandiosen Spiel, verträumt und schick. Diese Weiterentwicklung vom (im Rückblick fast ein Powerwein) 2016er zu dieser zarten Versuchung der Jahrgänge 2018 und 2019 ist wirklich phänomenal. Die immer weitere Rücknahme des Neuholzes als Einfluss führt einfach zu einem Leckerli der Extraklasse. Anders im Stil, weniger rote Beete, aber irgendwo auch zu vergleichen mit Château Coutet, das in Saint-Émilion auf der anderen Hangseite liegt und Nachbar von Angélus und Beausejeau Duffau ist. Und so wenig wie Coutet den Weinen Angelus und Beausejour Duffaut ähnelt, so wenig ähnelt Jean Faure inzwischen La Dominique und Cheval Blanc. Man hat sich komplett abgekoppelt, man ist zurück in die feinste rote Frucht aus winzigsten Erträgen gegangen. Nichts wird während der Vinifikation überextrahiert, der Holzeinfluss ist massiv zurückgenommen worden. Die leichte Rappenwürze durch den Anteil an Ganztrauben hat genau die richtige Balance. Die Weiterentwicklung Saint-Émilions, mit Coutet, Jean Faure und Tertre de la Mouleyre, weg vom Weinmachen, hin zum Credo ´Natur in die Flasche´, ist berauschend. Tertre Roteboueuf und Vieux Chateau Certan könnten Taufpaten gewesen sein. Man muss sich nur darüber im Klaren sein, dass der Trinker der klassischen Power-Saint-Émilions, die mit viel Holz, extrahierter Frucht und Tanninmassen aufwarten, sehr enttäuscht sein wird, weil die Weine von Jean Faure und Co. einfach nur leckere, seidig sanfte Natur widerspiegeln. Man muss sich einlassen können – und wollen – auf diesen zarten Fruchtausdruck. Für mich persönlich phänomenal auf den Spuren eines Tertre Roteboeuf und Vieux Château Certan, das zusammen mit Le Pin den gleichen Weg geht. 2018 und 2019 Jean Faure – der Ausdruck des neuen Saint-Émilions für mich. Zwei wunderschöne Weine, mit das Beste, das ich kenne. Nicht niederknien, nur träumen und genießen jenseits der Powerweine. 100/100

95–97
/100

Weinwisser über: Chateau Jean Faure Grand Cru Classe

-- Weinwisser: Purpurrot mit lila Reflexen. Ausladendes Brombeerbouquet, dahinter Zwetschgenröster, Lakritze und ganz viel Veilchen. Am mittleren Gaumen mit viel Eleganz ausgestattet, seidiger Textur, reifem Extrakt und perfekt stützender Rasse, die dem Wein eine unglaubliche Tiefe verleiht. Im aromatischen Finale ein Feuerwerk von blauen Beeren, Graphitnoten und Rosenholz. Ein grandioser St.-Émilion mit viel Cabernet Franc von Olivier Decelle. 18,5/20 95-97/100

20
/20

Gerstl über: Chateau Jean Faure Grand Cru Classe

-- Gerstl: Bin ich jetzt tatsächlich noch in Bordeaux? Diese vollendete Eleganz trifft man sonst eher im Burgund. Der Duft erinnert mich etwas an einen grossen Jahrgang vom Nachbarn Cheval-Blanc, da ist wollüstig reife Frucht, welche aber die totale Frische bewahrt, da ist die Sinne berauschende Terroirtiefe, eine unglaubliche Fülle von Aromen. Auch am Gaumen ist burgundische Feinheit, aber das kennt man ja inzwischen von Jean Faure, seidene Tannine, betörend frische Frucht, wunderbar süsses Extrakt, der Wein schwebt förmlich über den Gaumen, zeigt aber Aromen ohne Ende, das ist einmal mehr ein vollendetes Meisterwerk, steht dem 2018er in Nichts nach. 20/20

Mein Winzer

Jean Faure

Das 18 Hektar große Château Jean Faure mit nur 40.000 Flaschen Gesamtproduktion grenzt exakt an die Weinberge von Château Cheval Blanc und La Dominique. Die Weinberge bestehen überwiegend aus Lehm-, Kiesböden und etwas Sand. Eine sehr gute Wasserversorgung ist dadurch gewährleistet. Die Weinberge...

Chateau Jean Faure Grand Cru Classe 2019