Lobenberg: 85% Cabernet Sauvignon und 15% Merlot, 100% Ausbau im neuen Fass, spontan vergoren. Der einzige Gegenspieler von Leoville Las Cases und einer der fünf potentiellen Aufsteiger zum Premier Cru mit Cos, Pichon Lalande, Leoville Las Cases und La Mission. Die Nase hätte ich jetzt nach dem feinen 2015er jetzt etwas weniger tief und wuchtig erwartet. Schwarze Kirsche, sehr schick, keinerlei Härte zeigend in der Nase, sondern sehr erhaben. Nur eine Spur Cassis, die Schwarzkirsche dominiert, Brombeere ist dabei, aber auch diese ist fein. Viel schwarze Lakritze, feine Würze, Unterholz, Wachholder, Holunder, Minze und Eukalyptus. Das ist eine sehr schicke, sehr erhabene Nase. Schön, dass der Mund so anders ist als Las Cases. Viel präziser, viel gradliniger. Totaler Geradeauslauf auf schwarzer Kirsche mit schwarzer Johannisbeere. Kein Drama wie bei Las Cases, sondern eher Schliff, extremes Tannin, in Massen vorhanden, aber nicht hart. Die Frische ist so dramatisch wie bei Las Cases. Aber hier viel harmonischer, extrem präsent, lang und mineralisch. Ein völlig anderer Ansatz in Saint Julien. Mehr eine Überversion eines Leoville Bartons in diesem Jahr, und wie schon gesagt: Sehr schick, sehr geschliffen, ein Modellathlet und nicht so ein Explosionscharakter wie bei dem unzivilisierten, grandiosen Las Cases. Ich glaube nicht, dass Ducru qualitativ dahinter ist, aber im Charakter so ganz anders. Großes Kino allemal. Trotzdem möchte ich ihn einen Punkt hinter Las Cases lassen. 99-100/100