Lobenberg: Ein Weingut am Rande der Appellation zu Saint-Émilion, mit weniger als 15 Hektar Anbaufläche, dessen Kern eine nur 0,85 Hektar große Zelle bildet, bestockt mit bis zu 150 Jahre alten, wurzelechten Reben, Prephyloxera. Das mit Abstand beste Château in Castillon, das es locker mit allen Weingüter in Saint-Émilion aufnehmen kann. Direkter Nachbar ist Eric Jeanneteau von Tertre de la Mouleyre, das noch Saint-Émilion liegt und 2020 wahrscheinlich die Nummer eins der Appellation war. Merlot, Malbec, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Die verschiedenen Plots sind unterschiedlich alt. Der jüngste 59 Jahre. 60 Prozent Merlot, 10 Prozent Malbec, 30 Prozent nehmen die Sauvignons im gemischten Satz ein. Die Weinberge sind über einer Eisenauflage auf reinem Kalkstein gelegen, biologische Bearbeitung, Gras- und Kräuterbewuchs. Die Lehmauflage über dem reinen Kalkstein ist etwa 30 cm dick. Der Ertrag ist auf Grund des hohen Alters der Reben extrem gering, ganz natürlich unter 25 Hektoliter pro Hektar. Alles wird in Handarbeit erledigt und auf einem Tisch händisch sortiert und entrappt. Ein Aufwand, welchen sich ein großes Weingut gar nicht leisten könnte. Die Lese entspricht allen biologisch arbeitenden Winzern, und dank des geringen Kupfereinsatzes und der frühen Reife erfolgt die Lese wie bei Clos Puy Arnaud in der Regel schon recht früh. Der alte Weinberg ist mit 6.500 Stöcken pro Hektar bepflanzt. Das Weingut ist inzwischen auch biozertifiziert. Der Weinberg steht in der Gemeinde Saint-Philipped’Huile. Die Bio-Zertifikation gilt seit 2012. Der Önologe ist Claude Gros, Besitzer sind Pascal und Sophie Lucien-Douteau. Die Weine werden im Zement, aber auch im offenen 30-Hektoliter-Inox-Stahltank vergoren, danach im 600-Liter-Stockinger-Tonneau, 300 Liter Holzfass und in Barriques von Sylvain für 20 Monate ausgebaut. Sie bleiben ohne Bâtonnage in diesen Fässern. Unberührt bis zur Abfüllung. Seit 2018 gibt es ein paar kleine neue Plots dazu, insgesamt gibt es somit knapp über 5000 Flaschen Clos Louie, es bleibt immer noch ein rares Elixier. Die Nase des Weins zeigt konzentrierte Himbeere und Sauerkirsche. Immens dicht, aber trotzdem ganz fein. Dahinter Mango, sehr schick. Durchaus ein bisschen in Richtung des Nachbarn Tertre de la Mouleyre laufend. Diese über 100 Jahre alten wurzelechten Reben geben einen unglaublichen Duft ab. Das ist unglaublich intensiv und trotzdem unglaublich fein. Castillon von einem anderen Stern. Und diese uralten Reben geben einen Zusatz-Touch, den kein anderer Wein in Castillon erreichen kann. Im Mund weicht dann dieser immense Eindruck der Nase einer verblüffenden Feinheit. Verspielt, auch hier wieder Himbeere und Walderdbeere vorne. Schattenmorelle, aber auch ein bisschen Karamelle neben feiner roter Johannisbeere. Feine Honigsüße, ganz helle Lakritze. Aber die Verspieltheit ist die ganz große Dominante in diesem außergewöhnlichen Castillon. Der Wein steht für Minuten. Großes Kino! Das ist Castillon wie wir es 2019 auch schon hatten. Einfach fabelhaft. Da bleibt auch der grandiose Domaine de L´A des Superstarönologen Derenoncourt klar dahinter, denn diese innere Spannung und Dichte, bei gleichzeitiger raffinierter Finesse, wird von keinem anderen Wein in der Appellation erreicht. Wie gesagt, durchaus mit dem Nachbar Tertre de la Mouleyre vergleichbar, auch wenn er sogar noch ein bisschen zarter und komplexer und dafür etwas weniger schwarzfruchtig subtil ist. Eine Finesse, die ihm aber extrem gut bekommt. Zwei mal ganz großes Kino bei diesen Nachbarn! 100+/100