Chateau Charmail Cru Bourgeois Exceptionnel 2019

Chateau Charmail Cru Bourgeois Exceptionnel 2019

Holzkiste

Zum Winzer

95+
100
2
Cabernet Sauvignon 40%, Merlot 40%, Cabernet Franc 12%, Petit Verdot 8%
5
rot, trocken
14,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2048
Verpackt in: 1er OHK
9
tanninreich
voluminös & kräftig
3
Lobenberg: 95+/100
Weinwisser: 93–95/100
Neal Martin: 91–93/100
Gerstl: 18/20
6
Frankreich, Bordeaux, Haut Medoc
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Charmail Cru Bourgeois Exceptionnel 2019

95+
/100

Lobenberg: Dieses Château ist zu Beginn des Jahres 2020 zu einem Cru Bourgeois Exceptionnel ernannt worden. Dies ist eine kleine Gruppe der allerbesten Cru Bourgeois, die qualitativ durchaus vergleichbar sind mit klassifizierten Gewächsen der Médoc-Halbinsel. Sie wären damit eigentlich fünfte Crus. Diese Klassifikation von 1855 wird allerdings so gut wie nicht aufgemacht, man behilft sich mit dem Kniff, innerhalb der Cru Bourgeois eine Elite zu bilden. Château Charmail liegt ganz im Norden, direkt nördlich von Saint-Estèphe. Charmail ist der direkte Nachbar von Phelan Segur in Saint Estephe und Château Sociando Mallet im Haut Medoc, ein über lange Jahre hinweg als Superstar eigestuftes Weingut der Appellation Haut-Médoc. Heute muss sich Sociando Mallet allerdings hinter Charmail und einigen anderen Cru Bourgeois einreihen, da man hier die Sonderstellung nicht halten konnte. Die anderen Weingüter sind aber auch einfach schlichtweg vorbeigezogen. Charmail ist eine überwiegend auf Merlot basierende Cuvée, die in den warmen und trockeneren Jahren mit zu dem Besten gehört, das das Haut-Médoc zu bieten hat. Wahrscheinlich der direkteste Verfolger des Super-Trios aus Château Clos Manou, Château Carmenere und Château Doyac. Dann wohl auf einer Höhe mit Château Haut Maurac und Château Du Retout im südlicheren Haut Medoc bei der Appellation Margaux. Irgendwo dazwischen ab und zu das klassifizierte, ebenfalls südlich gelegene La Lagune, das grandios sein kann, aber eben auch große Schwankungen aufweist. Es fällt auf, dass die allermeisten dieser grandiosen Aufsteiger des Medoc und Haut Medoc im äußersten Norden liegen, eine Region, die bei kühlen und nassen Jahrgängen klar im Nachteil war, im Zuge des Klimawandels verwandelt sich das zumindest seit 2015 in einen großen Vorteil. Die Klassifikation von 1855 müsste heute ganz anders aussehen! 2019 ist der fünfte Jahrgang in Folge in der neuen mediterranen Stilistik, die wohl mittlerweile zur Normalität geworden ist. Jahrgänge, wie sie an der Rhône schon seit 20 Jahren üblich sind, halten jetzt in Bordeaux Einzug. Das hat ein paar ganz positive Aspekte. Insbesondere verliert die Cabernet ihre Grüne Paprika-Aromatik, die sie in und feuchten Jahren haben kann. Deshalb gab es in den 50er bis 90er Jahren nur so wenige „große“ Jahrgänge in Bordeaux. Sie wird mittlerweile reif, wird zur süßen Johannisbeere und entwickelt Duft von Cassis, süßer Johannisbeere, Himbeere und andere Aromen. Grün ist die Cabernet nur noch, wenn ein Winzer den Fehler macht, zu früh zu lesen oder wenn es in Terroir-benachteiligten Regionen wie Listrac trotz der Wärme immer noch nicht reicht. Bisher zählten die vermeintlich benachteiligten Terroirs des nördlichen Médoc und des Haut-Médoc aufgrund ihrer Schwäche in kühlen und nassen Jahrgängen auch nicht zu den geeignetsten Terroirs, mittlerweile sind sie deutlich bevorteilt weil gerade diese Terroirs in den warmen Jahren mit geringer Wasserversorgung sogar einen Wasserversorgungsvorteil haben. Das führt eben dazu, dass ein Clos Manou, ein Château Carmenere, ein Château Doyac, ein Château Charmail und ein Château Haut Maurac trotz ihrer historisch niedrigen Preise Eingang finden in die qualitativen Top 50 der gesamten Médoc Halbinsel. Ein schönes Ergebnis für uns, für die Château-Besitzer zahlt es sich jedoch nicht so sehr aus, da die Preise häufig historisch begründet sind und höhere Preisniveaus oft schwer durchsetzbar sind. Der Charmail ist in 2019 (ähnlich wie in 2018 und auch schon wie in 2016) hier fast schon standartmäßig dunkelrubinrot bis schwarz. Die Nase hocharomatisch duftig. 2019 mit der für das Jahr so typischen leichten Blutorange. Durch den langen Stillstand der Reben im heißen und trockenen Sommer ist die Frische in 2019 noch deutlich ausgeprägter als 2018 und das macht sich eben speziell in dieser Blutorange, generell in einer leichten Zitrusaromatik in der Nase bemerkbar. Das Ganze gepaart mit gleichzeitig hoher Reife der Frucht. Das bildet einen großen Gegensatz. Der Oszillograph 2019 zwischen Frische und sicher hoher Reife ist deutlich höher als im sehr harmonischen Jahrgang 2018. Nach der Blutorange kämpft sich ganz langsam dunkle Zwetschge durch. Schlehe, Sauerkirsche, Pumpernickel. Im Mund eine tolle Komposition aus der in der Nase angedeuteten Blutorange und Orangenabrieb. Sehr viel Veilchen, helle, salzige Lakritze, Minze, Eukalyptus, aber nie fett werdend. Der Wein bleibt unglaublich frisch. Langsam kommen Cassis, Brombeere und viel schwarze Kirsche dazu. Aber nichts wird breit, nichts wird vom Holz dominiert. Der Wein bleibt trotz seiner Reife, trotz seiner wunderschönen cremigen Fülligkeit, schlank und verspielt. Aber zugleich hochintensiv. Die Tannine sind seidigst, wie sie das 2018 auch schon waren. Der in 2019 auch immer wieder auftauchende Bitterstoff in Form von schwarzer Olive ist da. Etwas Schärfe, etwas Angosturabitter, etwas Tabasco-Chili-Schärfe – all das ist so sehr typisch für 2019. Immens langer Nachhall. Ein spannender, ein aufregender Wein. Ich möchte ihn nicht über 2018 setzen, weil 2018 so extrem harmonisch war und alles passte, weil es Wein für die Freude war, ein hedonistischer Wein. 2019 ist dennoch aufregender. Der ein oder andere mag das vorziehen, der ein oder andere findet die große Harmonie des 2018er besser. 2019 ist einfach anders, ich werte ihn aber zumindest gleich hoch. Ein toller Charmail und er gehört wie 2018 – vielleicht sogar noch vor 2016 – zum Besten, das die Domaine je erzeugt hat. Der Aufstieg der früher schwächeren Terroirs in die Oberliga schreitet voran. Superber Erfolg. 95+/100

93–95
/100

Weinwisser über: Chateau Charmail Cru Bourgeois Exceptionnel

-- Weinwisser: Dichtes Rubinrot mit lila Rand. Delikates Bouquet nach reifen schwarzen Johannisbeeren, dahinter Brombeergelee und Lakritze. Am eleganten Gaumen mit mittlerem Körper und stützendem Tannin, fein nervige Rasse und herrliche Extraktsüsse. Im aromatischen Finale mit blauen Beeren, Holundersaft und Graphitspuren. Für preisbewusste Bordeauxkäufer dieses Jahr ein absolutes Muss! Habe ich noch nie so gut verkostet! 18/20 93-95/100

91–93
/100

Neal Martin über: Chateau Charmail Cru Bourgeois Exceptionnel

-- Neal Martin: The 2019 Charmail, a recently elected Cru Bourgeois Exceptionnel, has a fragrant raspberry and wild strawberry bouquet with traces of damp moss/sous-bois. It is very well defined and 'natural'. The palate is fresh on the entry with breezy red berry fruit, well judged acidity, not powerful but bright and vivacious. Classic Haut-Médoc, probably quite approachable, but there is breeding here. 91-93/100

18
/20

Gerstl über: Chateau Charmail Cru Bourgeois Exceptionnel

-- Gerstl: Der Duft ist ganz auf frische Frucht gebaut, ein Hauch grüne Noten ganz im Hintergrund verleiht zusätzliche Komplexität und Frische, Noten von Leder und Tabak bringen Tiefe. Am Gaumen zeigt sich ein klassischer Charmail, wunderschön schlank und elegant, fest strukturiert, harmonisch, genial aromatisch, unendlich vielfältig, eine einzigartige Erfrischung, ein Rassekerl mit immensem Potenzial, geht wunderbar in die Länge. 18/20

Mein Winzer

Chateau Charmail

Château Charmail liegt, eingebettet in die Gemeinde Saint-Seurin-de-Cadourne, an den Ufern der Gironde, am Rande der Appellation Saint-Estèphe und direkt neben Sociando-Mallet.

Chateau Charmail Cru Bourgeois Exceptionnel 2019