Lobenberg: Der Chardonnay stammt aus der Lage Höllenweg, reiner Muschelkalk, die Parzelle sitzt in der Hangmitte. Carsten Saalwächter liebt Spannung und Frische im Wein, die Lese findet immer eher früh statt, dennoch haben die Weine immer auch Power und Dichte. Der 2018er Chardonnay wurde ohne Standzeit direkt gepresst, keine Vorklärung, also mit ordentlich Trub ins Fass. Spontane Vergärung im großen Holz, keine Barriques. Der 2018er Chardonnay zeigt eine feine, eher kühle, helle Frucht, weißer Pfirsich, Nashibirne, Limettenschale. Insgesamt eher wenig und reduzierte Frucht, dafür viel Kreide, Austernschale und allgemein frische Elemente. Am Gaumen anschmiegsam und weich, feine Birne, weißer Pfirsich, schön cremig, salzige Erdnuss im Nachhall. Durchaus ein Hauch von Puligny in dieser Weichheit und dem Volumen, aber die Frucht wird nicht gelb, wir bleiben eher weißfruchtig hier. Besonders angenehm finde ich die Säurestruktur in diesem Wein. Denn sie ist prägnant genug um Fokus und Präzision zu geben, aber nicht so einschneidend und aggressiv wie sie viele früh gelesene Chardonnays haben können, gerade auch aus dem Burgund manchmal. Der Chardonnay weist eine für Carstens Handschrift fast ungewöhnliche Samtigkeit am Gaumen auf, ist aber dennoch frisch, präzise und fein, deshalb finde ich das gar nicht unpassend. Es zeigt den eher weichen Charakter des Jahrgangs etwas deutlicher als die anderen 2018er von Saalwächter, was aber eigentlich ganz schön ist und wunderbar zu diesem Wein passt. Wer mehr die Spannung und das moderne Chassagne Montrachet-Elektrisierende sucht, der ist mit dem Weißburgunder oder dem Silvaner Grauer Stein besser beraten. Wer aber diesen etwas zarteren, weicheren Charakter bei dennoch ausreichender Frische und Spannung sucht, der wird diesen Chardonnay lieben. Ich finde das passt hervorragend. 95+/100