Lobenberg: Alle Weine bei Grivot stammen aus eigenen Weinbergen. Die Weinbergsarbeit ist biologisch. Strenge Sortiermaßnahmen sorgen für extrem sauberes Lesegut. Der Ausbau erfolgt in der Regel über 15 Monate in verschiedenen Burgunder-Fässern, ohne Abstich auf der Feinhefe. Der Neuholzanteil ist eher moderat, in der Regel rund ein Drittel. Die Vinifikation wird je nach Jahrgang leicht angepasst, immer mit vorsichtiger Schwefelung von Beginn an, um ungewollte Weinbergshefen zu unterdrücken und die Kellerhefe zu begünstigen. Gefüllt wird ungeschönt und unfiltriert unter Berücksichtigung der optimalen Mondphasen. Alle Weine bei Grivot werden zu 100 Prozent entrappt. Das ist eine Besonderheit dieses Weingutes, hier wird nie mit Ganztrauben gearbeitet und alles spontanvergoren auf nahezu 0 Gramm Restzucker. Zuvor gibt es eine rund einwöchige tägige Kaltmazeration nach der Entrappung mit unverletzten Beeren schon im eigentlichen Gärständer. Die kalt am morgen gelesenen Weine kommen so kalt rein, dass der Gärbeginn im kalten Keller automatisch einige Tage in Anspruch nimmt. Ganz klar fruchtdominiert, wie alles hier, komplett entrappt mit einer sehr schonenden Vorgehensweise und einer Maschine „state oft he art“. Diese Tage der Kaltmazeration lösen in den Beeren bereits gewisse Prozesse aus, Hefen und Bakterien arbeiten und das gibt final dann sicherlich einen Kick in Richtung dieser Frische. Obwohl die Weine keine Rappen enthalten weisen sie durchaus dieselbe Frische wie diese auf. Die Nase dieses Chambolle 1er Cru aus der speziellen Lage Combe d’Orveau, die direkt an den Echezeaux Grand Cru angrenzend ist, verspricht einen entsprechend spannungsgeladenen Wein. Dieser Pinot kann häufig durchaus in der Liga der Premiers Crus mitspielen. Leichter Rauch umhüllt die superzarte Schwarzkirsche, aromatisch ist das schon ein wenig an den Nachbarn Echezeaux angelehnt. Im Mund dann ein fast explosives Kirsch-Ereignis mit rot- und schwarzfruchtigen Einflüssen. Hohe Intensität, und gleichzeitig super-komplex und lang. Dazu in Fülle vorhandenes, seidiges Tannin. Es ist ein Maul voll Wein, aber in 2020 so fein und zart, dass es wie Valrhonaschokolade auf der Zunge schmilzt. Süße, Körper, totale Verspieltheit, kein Fett, unglaubliche Eleganz. Eine dichte, reiche, volle Version eines archetypischen Chambolle-Musigny mit leichten Einsprengseln eines Vosne-Romanée die Intensität betreffend. Für mich ein superber Wein. 2017 steht in puncto Reichhaltigkeit und Fülle dem 15er nicht nach, in der Klarheit und Präzision mag er gar überlegen sein. Was 2017 ausmacht ist im Prinzip seine stilistische Nähe zu 2015 ohne jedoch diese leicht ins Fett abgleitende Üppigkeit aufzuweisen. So sauber und klar, unendlich lang und fein. Alles passt. Und 17 wird viele Jahre früher trinkbar sein als der Jahrhundertjahrgang 16, der nochmal klar über 15 liegt, aber vielleicht nie die große Trinkfreude und Saftigkeit der 15er und 17er erreichen wird. 2016 ist ein Jahrgang auf den man lange warten muss, es gibt von allem zu viel. 2017 ist charmante, geschliffene Perfektion in unendlicher Klarheit. 94-95+/100