Lobenberg: 2017 hat Julian Huber durch die Frostschäden und die daraus resultierende Reifeverzögerung bis zu 3 Wochen später gelesen als beispielsweise Keller am Kaiserstuhl. Das brachte einerseits mehr Aromatik und da er somit im bereits kühler werdenden Herbst gelesen hat waren die Weine sehr viel zarter und feiner als etwa 2016. Die Erträge pro Stock gingen bei Huber 2017 nochmals weiter runter als ohnehin üblich, wir liegen bei 10.000 bis 14.000 Stöcken auf den Hektar und daraus resultierend ein Maximum von 270 Gramm Trauben pro Stock. Selbst die Stöcke, die mehr hätten ergeben können wurden, um sie auf Grund der Frostschäden zu entlasten, noch im Ertrag reduziert. Diese freiwillige Selbstkontrolle zusammen mit dem Frost hat den Gesamtertrag um 40% reduziert. Die Neupflanzungen im Chardonnay Bereich gehen sogar Richtung der 20.000 Stöcke pro Hektar, Ziel ist es dauerhaft einen möglichst niedrigen Ertrag pro Stock zu etablieren. Das gibt es so extrem nur den allerverrücktesten im Burgund und Bordeaux oder bei manchen im Piemont, wie Voerzio. Hier liegt der Rappenanteil in 2017 bei selektierten und später hinzugegebenen Stielen unter 20%, in Jahren wie 2015 und 2016 lag der Anteil auch mal bei 50% und mehr, aber die zarte Struktur des Jahrgangs 2017 hat eine sehr vorsichtige Vinifikation geboten. Auch die Fermentation verlief deutlich vorsichtiger und zurückhaltender in 2017, weniger Unterstoßen und weniger Überspülen des Mostes. Hier im Bienenberg GG kommt dann schon die nächste Stufe, obwohl auch die Alten Reben sehr kraftvoll und intensiv sind für so einen zarten Wein, dennoch gelingt der Sprung in die richtige Extraktsüße und ein entsprechendes Volumen erst mit den GGs. Schöne rote Kirsche, ein wenig Sauerkirsche, aber die süßen Elemente dominieren, reife Waldhimbeere, sehr charmant, eine ganz leichte Rappenwürze, intensiv, konzentriert, mit erdiger, leicht unterholziger Würze. Deutlich weniger Schwarzkirsche und auch kein Holunder wie in den Alten Reben, aber feine Veilchennoten, Vergissmeinnicht, überhaupt sehr blumig, auch etwas Cassis, sehr kühl und elegant wirkend, total verspielt. Wir habe nicht ansatzweise die Opulenz wie 2015 oder 2016, aber in der aromatischen Feinheit und Dichte sind die 2017er einfach so delikat, geradezu köstlich, bezaubernd, tänzerisch. Feine Kreidespur unter der erdig-kirschigen Frucht, mit feinem Gripp am Gaumen, unglaublich zarte Tannine, man spürt die sehr vorsichtige Vinifikation, schwebend, fein, kühl und so elegant. 97+/100