Lobenberg: Ein in Frankreich hoch angesagtes Beaujolais-Weingut von Pierre-Marie Chermette, direkt in Saint Verand gelegen. Dieser Winzer ist mit Jean-Paul Brun von Terres-Dorees sehr gut befreundet, verfährt aber in einer etwas anderen, klassischen, traditionellen Beaujolais-Stilistik ohne Entrappung. Die Trauben werden also nicht entrappt, und das Ganze wird zu Beginn als Mazeration Carbonique, also als Ganztraube mit CO2-Druck vergoren. Die Restfermentation geschieht dann jedoch als normale alkoholische Vergärung, also nach dem Abpressen im großen Holzfass. Darin verbleiben die etwas einfacheren Beaujolais ca. sechs bis sieben Monate auf der Hefe, die besseren Lagen und alten Reben bis 10 Monate. Dichtpflanzung - 10.000 Stöcke pro Hektar. Pierre lässt früh am Morgen lesen, die Trauben werden kühl reingeholt, es gibt keine Kaltmazeration. Kurze Auslese am Band und dann minimale Schwefelgabe, um die Weinbergshefen etwas einzudämmen. Die Kellerhefe soll den Stil des Hauses in Spontangärung ausdrücken. Keine Temperaturkontrolle, einfach den Dingen freien Lauf gelassen. Alles unfiltriert und nur mit Schwerkraft bewegt. Die Reben für diesen Wein sind, wie der Name bereits verrät, weit über 100 Jahre alt. Wir haben hier keinen Cru, dementsprechend ist der Wein (erstaunlich) etwas günstiger, aber eigentlich ist das ein kleines Wunder. Bei so uralten Reben und dem geringen Ertrag schlägt der Wein viele Crus aus dem Stand, ist allerdings nicht so Terroir.-individuell wie die 3 Crus des Hauses. Das hier ist eher ein Power-Wein innerhalb des Beaujolais, das kommt aus diesen uralten Reben. Die Frucht unterscheidet sich deutlich vom Beaujolais Tradition, der auch aus alten Reben stammt. Aber hier haben wir deutlich weniger blaue Frucht. Es ist ein Gamay, der in schwarzer Frucht läuft. Brombeere, Maulbeere, Cassis, Backpflaume aber gar nicht schwer und üppig, sondern sehr verspielt und elegant. Langsam kommt auch ein wenig Schattenmorelle in die Nase. Der Mund ist köstlich und intensiv. Der ganze Gaumen ist belegt, die Augen werden schmal. Es gibt sogar eine leichte Adstringenz, aber das Tannin in diesem Wein ist butterweich, so elegant. 2017 ist einfach ein Jahr mit einer wahnsinnig ausgeprägten Finesse in den Tanninen, eine grandiose Seidigkeit und eine ganz wunderbare Frische. Hier natürlich noch durch die Rappen begünstigt. Auch eine traumhafte Säure. Im Mund dann, anders als in der Nase, nicht so viel schwarze Frucht. Zwar ein wenig Schwarzkirsche und Cassis, aber viel mehr rote Johannisbeere, Kirsche, Sauerkirsche, auch Waldhimbeere. Unendlich lang mit salziger Kreidigkeit trotz des Granitbodens, und dann kommt auch viel Feuerstein. Man hat ein bisschen das Gefühl diesen roten, säurebeladenen Fruchtsaft über einen Kieselstein im Mund zu trinken. Der Wein hat echt Größe. Das ist ein Beaujolais, der ohne Probleme 10, 20 und 30 Jahre überdauern kann, der besser wird mit der Lagerung, der aber auch jung schon total eindrucksvoll ist. Spitzen-Beaujolais ist etwas, das wir alle komplett unterschätzen, wir kriegen hier deutlich unter 20 Euro Weine, bei deren Klasse wir im Burgund 50 Euro und mehr ausgeben müssen. Dieser Wein ist ein Ereignis und ein Erlebnis im Mund. Und 2017 kann das noch besser und expressiver und vor allem mit mehr Frucht zum Ausdruck bringen als der sehr klassische 2016er. Best ever! 95/100