Lobenberg: Bei Luigi Pira wird immer komplett entrappt. Keine Kaltmazeration, normale Vergärung für zweieinhalb Wochen, danach vier bis sechs Wochen natürlich abgesetzt im großen Stahltank, danach geht der Wein für drei Jahre in 2.500 l große gebrauchte Holzfässer, also wenig Holzkontakt, nie neues Holz. Dann noch ein langes Flaschenlager für mindestens 1 weiteres Jahr. Die klassische und traditionelle Barolo-Rezeptur, so extrem sonst wohl nur noch bei Bartolo und bei Giacomo Mascarello ausgeführt. Die mittlere Lage des Ortes Serralunga ist Luigi Piras Heimat und Aushängeschild. Die Böden sind stark eisengeprägt und bringen kraftvolle Weine hervor. Anders als alle anderen Erzeuger füllt Gianpaolo Pira seine Weine erst ein gutes halbes Jahr später als üblich. Das heißt, die Füllung geschieht hier erst im Januar des dritten Folgejahres auf die Ernte. Das bedeutet, dass die Weine deutlich mehr als drei Jahre im Fass geblieben sind, und das gibt einen Extrakick in Harmonie, Trinkigkeit und Balance. Direkt unterhalb des Weingutes wachsen seine Reben, das sind die allerbesten Lagen von Serralunga. Das ist schon eine verrückte Situation, auf der einen Seite liegen die Weinberge von Gaja, auf der anderen Seite am Ortsausgang die Weinberge von Giacomo Conterno, und der Mitte, im Filet-Stück, liegen die Weinberge von Luigi Pira. Und diese Weine kosten einfach nur einen Bruchteil der berühmten Nachbarn. Wie immer ist das mein Preis-Leistungswunder. Der 2014er war vielleicht sogar das bisher Spannendste, weil im 2014er alle vier Crus in den Basis Barolo gewandert sind und das bei sehr kleinen Erträgen. 2015 sind wir wieder ganz normal, aber in einem reichen, runden und sehr fruchtstarken Jahr. Ein Jahrgang mit extrem viel süßer roter Frucht und gleichzeitig schöner mineralischen Frische wegen der kühlen Nächte des Spätsommers. 2015 ist ein Jahrgang, der in jeder Beziehung an eine etwas profundere Version eines 2005er erinnert. 1990 stand zwar auch stilistisch Pate, aber damals war der hohe Qualitätsstandard in der biologischen Weinbergsarbeit der Jetztzeit einfach noch nicht erreicht. Die Nase des 15er ist sehr reich, sehr rot. Das ist schon verblüffend, ich komme gerade aus Monforte von Elio Grasso, und wir sind hier in Serralunga zwar etwas mehr mit Eisen unterlegt, denn das zieht sich hier durch den weißen Lehm, die Weine sind etwas maskuliner, aber gleichzeitig haben wir hier die gleiche, intensive, rote Frucht. Der Jahrgang drückt allem seinen frischen und süßen mineralischen Charme-Genuss-Stempel auf. Diese kirschige Reichhaltigkeit, diese geniale Süße, aber auch schöne Frische über Säure und Salz im Mund. Tolle Mineralität, aber gleichzeitig dazu eben diese süße Kirsche mit Salz unterlegt. Lang und intensiv. 2015 ist ein wirklich guter Kompromiss für Serralunga, weil 2015 einfach die süße, reiche, rote Frucht zusätzlich zur maskulinen, eisenhaltigen Strenge der Weine von Serralung gibt. Das passt ganz hervorragend. Das sind für diese Region erstaunliche Leckerlis. Ich möchte ihn im Grunde gar nicht höher bewerten als den sehr maskulinen 2013er, als den „Everybodys Darling“ perfekten 2014er, aber der 2015er ist ein Charmebolzen ohne Ende und hat trotzdem diese gar nicht mehr verschwindend wollende, lange Mineralität und die geniale Frische. Bitte erst Jahre nach dem 14er trinken, aber der Spaß beginnt sicher vor dem maskulinen 2013er. 94-95/100
