Lobenberg: Dieser Wein liegt in der heutigen Großlage Ginestra, aber die alte Bezeichnung von Grasso war eben Gavarina Chiniera. Das ist also eine Subzone innerhalb Ginestras, die ursprüngliche Kernlage. Wir haben hier Kalkstein und weißen Lehm, aber auch mehr Sand. Das ergibt also meist den feineren Wein. Hier gibt es durchaus ein bisschen Ähnlichkeit mit den Böden der gegenüberliegenden Gemeinde von Serralunga. 2016 ist das Jahr der erstaunlichen Holundernase, dazu Lakritze, das zieht sich durch fast alle Weine, die ich bisher probiert habe. Viel schwarze Frucht, Holunder und Cassis. Dazu deutliche Brombeere, Rauch, Feuerstein, dunkler Terroirabdruck, würzig, wuchtig und schiebend. Ein sattes, warmes Jahr, und dennoch kein so fettes wie das kommende Jahr 2017 nach ersten Fassproben vermuten lässt. 2016 hat diese wahnsinnige Eleganz von 2010. Und so ist auch der Mundeintritt unglaublich fein. Verglichen mit 2015, den ich dazu probieren kann und von dem ich letztes Jahr so berauscht war, erscheint 2016 deutlich klassischer. Irgendwie schlanker, wobei schlank eigentlich der falsche Ausdruck ist. Etwas weniger süß und mehr geradeaus, athletischer und drahtiger gebaut bei unendlich feinem, total verspieltem Tannin. Keinerlei Härte, nichts Grünes, alles tänzelnd mit wunderbarer Länge. 2016 täuscht enorm, weil die Weine so schön und fast trinkreif erscheinen, aber auch dieser Wein wird wie 2010 sehr lange brauchen. Behalten Sie die Weine im Keller, holen Sie in 6, 8 oder 10 Jahren erst mal 2015 raus, vorher kann man 2014 trinken. Und 2016 denken wir mal so langsam in 10, 12 oder 15 Jahren daran. Auf jeden Fall hat Grasso 2016 extrem elegante Weine gemacht. Noch eleganter als die zuvor probierten Conterno Fantino. Das liegt aber auch ein bisschen daran, dass Grasso nur im großen Holz ausbaut. Ein verblüffend schöner Wein mit Struktur und Länge aber vor allem mit unendlicher Finesse. 98-100/100