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Im Portrait

Nicolas Joly

Feldarbeiten mit Pferd, bei blauem Himmel

Sogar die Ernährung der eigenen Pferde, von denen der natürliche Dünger Mist stammt, wird kontrolliert. Nicolas Joly arbeitet streng nach den Methoden Rudolf Steiners und hat diese sogar weiterentwickelt. Er entwickelte auch selbst biologische Präparate zur Unterstützung der Rebstöcke und Weinberge und schrieb sogar ein Buch, welches zum Standardwerk für biodynamische Winzer wurde: Le vin du ciel à la terre. Für Konsumenten ist ein anderes seiner Werke besonders interessant: Le Vin, la Vigne et la Biodynamie. Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, verwendet Nicolas Joly keinen Industrie Schwefel (Schwefel ist das einzige, was der Franzose seinen Weinen zusetzt), sondern wandelt auf seinem Weingut Schwefelkristalle in Schwefelgas um. Nicolas Joly ist der einzige Winzer, den ich kenne, der dies tut und damit den biodynamischen Weinbau auf die ultimative Ebene treibt. Aber das Ergebnis, das aus der eigentlich unscheinbaren Rebsorte Chenin Blanc entstanden ist, kann sich sehen lassen - außergewöhnlich, eigentlich unfassbar.

Dass Chenin Blanc hervorragende edelsüße Weine, im besten Fall aus Botrytis befallenen Beeren, hervorbringt, ist bekannt. Nicolas Jolys trockene Weine werden so spät gelesen, dass diese vollreif und im besten Fall ebenso ein wenig mit Botrytis befallen sind. Das bringt seines Erachtens nach die intensivsten und besten Seiten des Chenin Blanc hervor. Einer der größten Weißweine der Welt, so individuell, dass es unvergleichlich ist. Man kann Jolys Weine entweder sehr jung trinken (wird von vielen aber total abgelehnt) oder sehr alt. Zwanzig Jahre sind kein Problem für diese Unikate.

Nicolas Joly bewirtschaftet zwölf Hektar spannendstes Terroir an der Loire. Eine Besonderheit ist die Monopollage Clos de la Coulée de Serrant, die Grand Cru Lage von Nicolas Joly.

Die Lage ist gleichzeitig eine eigene AOC, was sonst nur ein paar Weinberge in Frankreich aufweisen können, die Namen sind weltweit berühmt: Romanée-Conti, La Tâche, Clos de Tart und La Romanée, um nur die bekanntesten zu nennen. Viel mehr gibt es allerdings auch nicht. Die Wurzeln der Domaine Nicolas Joly reichen fast 900 Jahre zurück und gehen auf den Weinbau der Zisterziensermönche an der Loire zurück. Heute wird also seitdem ununterbrochen Wein angebaut und gekeltert.

Nicolas Joly hat in New York an der Columbia University studiert und als Investmentbanker gearbeitet, bevor er 1977 auf dem Weingut seiner Eltern, welches 1962 erworben wurde, mit eingestiegen ist und den Betrieb nach wenigen Jahren auf biodynamischen Anbau umgestellt hat. Heute arbeitet Nicolas mit seiner Tochter Viginie Seite an Seite auf diesem Château, das eigentlich einem Bauernhof gleicht. Hier leben Tiere, Pflanzen und Menschen in Harmonie direkt am Ufer der Loire.

Nicolas Joly produziert ausschließlich Weißweine aus der Rebsorte Chenin Blanc. Die spontane Gärung erfolgt in großen, neutralen Fuderfässern, in denen der Wein auch ausgebaut wird, mit häufigem Abstich, was den oxidativen Stil von Joly ausmacht. Die Weine von Nicolas Joly sind komplex, der Ausbaustil ist oldschool und wie gesagt eher oxidativ, es wird viel mit gebrauchten großen Fässern gearbeitet. Brachiale Primäraromen findet man in den Weinen von Nicolas Joly nicht, eher eine elegante Art von Tiefe und Aromen, die sich auf den zweiten Blick bzw. in diesem Fall auf den zweiten Schluck erschließen. Dabei sind die Weine nicht kompliziert, sondern einfach großartig.

Solche Weine, die eigentlich schwer zu verstehen sind, die anecken und die nicht der aktuellen Mode entsprechen, aber trotzdem Emotionen wecken, trotzdem gefallen, trotzdem keine Rätsel ausgeben, das ist wirklich große Winzerkunst. Danke dafür!

Die Weine von Nicolas Joly sind extrem terroirgeprägt, er selbst nennt sie „ehrliche Weine“, denn er fügt nichts Chemisches hinzu, er beeinflusst nicht die Gärtemperatur, er setzt keine Reinzuchthefen zu, er beeinflusst seine Weine nicht, sondern hilft ihnen nur, ihre jahrgangs- und terroirtypischen Eigenheiten zum Ausdruck zu bringen. Nicolas Joly macht keinen Wein, er erntet die Früchte der Rebe, die sich dann im Wein entfalten. Ein schöner Gedanke bei all den modernen, technologisch hochgezüchteten Weinen.