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Im Portrait

Verget

Der alte Robert Parker himself zählte Guffens bereits in den 1990er Jahren zu den drei besten Weißweinwinzern Frankreichs. Als er ihm dies sagte, gab Guffens spöttisch zurück, dass es noch dazu sehr schade sei, dass die anderen beiden so weit hinter ihm lägen.

Als rebellischer Winzer-Quereinsteiger aus Belgien verfügte weder er noch seine Frau über kostbaren Landbesitz an der Côte d’Or und schon in den 1980er Jahren war es beinahe unmöglich hier noch große Terroirs zu erwerben, ohne Millionen auszugeben. Doch sein Ehrgeiz ließ ihn damals nicht los, er wollte Puligny-Montrachets und Meursaults ausbauen, und zwar um jeden Preis.

Glücklicherweise verfügt das Burgund wie auch die Champagne über ein hervorragendes System des Traubenzukaufs, man kann exzellente Qualitäten aus großen Lagen bekommen, wenn man auf langfristige und persönliche Beziehungen setzt. Und so startete Guffens im großen Jahr 1990 die Verget SA, die sich seither dem Ausbau terroirgetreuer Weine des großen burgundischen Lagen-Mosaiks von Chablis bis Mâcon widmet. Natürlich träumte Guffens als Zugewanderter zunächst von den großen Lagen der Côte d’Or, deren mythischer Ruf die Region umweht und ihn auch dorthin lockte. Doch je länger er Weinbau im Burgund betrieb, desto mehr reifte in ihm die Erkenntnis, dass die Terroirs des Mâconnais und der Chablisienne ebenso große Weine hervorbringen können, wenn der richtige Winzer sie betreut.

Heute ist er an einem Punkt angekommen, dass er kaum noch Trauben von der Côte d’Or verarbeitet und sich beinahe ausschließlich auf die Terroirs um Chablis und Mâcon bemüht. Hier ist er der große Meister, keiner hat mehr für die Reputation der häufig etwas geringer geschätzten Appellationen des Südens getan als er. Seine Abfüllungen von hier erzielen bei sämtlichen Burgund-Journalisten und Weinkritikern die selben oder höhere Wertungen als die Granden der Côte d’Or. Das Gefühl, dass hier Größe möglich sei, hat ihn also nicht getäuscht, und er war der richtige Mann, das Mâconnais aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Viele Mitstreiter wie etwa die Domaine Robert-Denogent stehen heute an seiner Seite und erzeugen große Weine hier im Süden, die sich keineswegs hinter den berühmteren Nachbarn verstecken müssen.

Der Schlüssel zum Erfolg ist bei Verget derselbe wie bei Guffens-Heynen: Das extremistische System Guffens wird auch hier rigoros durchgezogen, denn in den meisten Parzellen, deren Trauben er kauft, kümmert sich Verget auch selbst um den Weinbau. Alles wird auch von seinem Team geerntet, es werden weder Most noch lose Trauben zugekauft. Das ist der Qualitätsanspruch, daran führt kein Weg vorbei. Die Erträge sind auf ein absolutes Minimum reduziert, quasi verschwindend gering. Die selbe Philosophie vertretend wie etwa ein Roberto Voerzio im Piemont, dass nur hohe Reife und Konzentration zu großen, in sich kompletten Weinen führen können. Guffens und sein Betriebsleiter Julien Desplans nutzen für die Verget-Abfüllungen von Barriques, über Halbstückfässern, Edelstahl und Beton jede Art des Ausbaus.

Freigeistig legen sie die einzelnen Partien der jeweiligen Weine in alle möglichen unterschiedlichen Gebinde, nur um sie später dann wieder zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden. Neues Holz wird nur sparsam verwendet, dafür ein sehr gezielter Einsatz der fasseigenen Hefe inklusive Batonnage, die für jedes Fass einzeln ausgeführt wird und keinem Muster folgt. Die Weine sind stets von strahlender Reinheit, Kraft und hoher Frische geprägt. Der einnehmende Schmelz und Charme weißer Burgunder ist stets spürbar in den Weinen von Verget, aber die scharfe Mineralität und Feinheiten der Terroirs werden niemals überdeckt. Bereits seit drei Jahrzehnten gehören die Abfüllungen aus dem Hause Verget regelmäßig zu den höchst bewerteten Burgundern, daran hat sich bis heute nichts geändert. Im Gegenteil, sie sind so gut wie nie zuvor.