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Im Portrait

Leoville Poyferre

Keller von Leoville Poyferre

Château Léoville Poyferre gehört seit 1989 immer zu den fünf besten Châteaux der Appellation. Léoville Poyferré wurde meist als das drittbeste Château von Léoville angesehen, hinter Las Cases und Barton. Seit Robert Parker persönlich den Jahrgang 2009 mit 100 Punkten bewertet hat und auch einige andere Jahrgänge dieses Jahrtausends nahe der magischen 100 Punkte bewertet wurden, ist diese Rangfolge in Frage zu stellen und meiner Meinung nach machen sich Barton und Poyferré je nach Jahrgang meist den Status der Nummer zwei streitig. Las Cases ist immer noch die unangefochtene Nummer eins, aber alle Léovilles sind immer unter den fünf besten Châteaux der Appellation.

Der legendäre Berater einiger der besten Weingüter der Welt, Michel Rolland, hat Poyferré Ende der 80er Jahre wieder auf den Weg gebracht, den ein Weingut wie Poyferré verdient.

Die drei Leovillé Weingüter sind durch die Wirren der Geschichte entstanden. Zu Zeiten der französischen Revolution war Léoville das größte Weingut im Médoc. Mittlerweile ist es dreigeteilt (Poyferré, Barton, Las Cases). Nach der Revolution musste der Marquis de Las Cases, der Besitzer des Weinguts Léoville, ein Viertel seiner Fläche verkaufen. Dieses ist in die Hände der Familie Barton gelangt, die seit knapp 200 Jahren den großartigen Léoville Barton Wein in direkter Nachbarschaft zu Las Cases und Poyferré produzieren. 1840 kam es dann zur endgültigen Aufteilung von Léoville, als durch die Erbfolge Léoville Las Cases und Léoville Poyferré entstanden.

Las Cases ist nach dem Namen der ursprünglichen Besitzerfamilie benannt, Poyferré nach dem eingeheirateten Baron de Poyferré. Im Jahre 1920 ging Léoville Poyferré dann an die Familie Cuvelier über, die das Weingut seitdem mehr als erfolgreich bewirtschaftet. Seit 2018 ist Sara Lecompte Cuvelier die Leiterin von Léoville Poyferré und führt das Weingut in eine hoffentlich weiterhin glorreiche Zukunft. Sie setzt vor allem auf Nachhaltigkeit und will Léoville Poyferré erfolgreich durch die Zukunft manövrieren, die für den Weinbau sicher einige Überraschungen bereithält. Leoville Poyferré besitzt 80 Hektar Rebflächen, die Reben sind mit knapp 40 Jahren sehr alt. Dadurch sind die Erträge zwar geringer, die Beeren aber konzentrierter und geschmacksintensiver. Außerdem reichen die Wurzeln der alten Reben tiefer (teilweise 8 Meter!) und erreichen so leichter Nährstoffe und Wasser aus tieferen Bodenschichten. Léoville Poyferré hat einen sehr klassischen Sortenschnitt, selbst Petit Verdot und Cabernet Franc sind noch zu etwa 5 Prozent enthalten.

Während andere Weingüter am linken Ufer es sich etwas einfacher machen und auf den gefälligeren und früher trinkreifen Merlot setzen, wird hier noch auf die alte Médoc-Variante gesetzt.

Das liegt auch an den Böden, für manche Kenner besitzt Poyferré einige der besten Plots in Saint Julien. Durch die leicht heterogenen Böden kann jeder Rebsorte das optimale Terroir zugewiesen werden. Hauptsächlich bestehen die Böden aber, wie so oft im Médoc, aus Kieseln mit Sand- und Lehmanteil. 63 Prozent des Rebbestands entfallen auf Cabernet Sauvignon, 25 Prozent auf Merlot, 7 Prozent auf Petit Verdot und 5 Prozent auf Cabernet Franc. Der recht hohe Anteil an Cabernet Franc und Petit Verdot kommt im Médoc noch gelegentlich vor, aber dass in manchen Jahrgängen die gesamte Menge in den Grand Vin geht, ist absolut ungewöhnlich. Um gefälligere Weine zu erzeugen, werden oft größere Mengen in den Zweit- oder Drittwein gegeben. Und doch ist der Stil von Léoville Poyferré äußerst spannend, mit Ecken und Kanten, mit Komplexität, mit Wucht und doch mit dieser für Saint Julien typischen Eleganz, Mineralität und Präzision. Schön und verdient, dass der Stil mittlerweile auch von den Kritikern höher wertgeschätzt wird.