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Im Portrait

Chateau Montrose

Chateau Montrose Weinfässer

Bouygues konnte sofort Jean-Bernard Delmas als Verwalter engagieren. Delmas war 2003 in den Ruhestand gegangen, zuvor war er für über vierzig Jahre für Château Haut-Brion und ab 1983 auch für dessen Nachbarn La Mission Haut-Brion zuständig. Nach Delmas folgte der legendäre Regisseur Mouton-Rothschilds, Hervé Berland. Mit diesem Personalwechsel hat sich auch der Stil des Weines verändert. In der Vergangenheit wurde Château Montrose manchmal auch als »der Latour von Saint-Estèphe« bezeichnet, weil er in der Regel mächtig, dicht, sehr langlebig und tanninreich war. Mit dem tollen 2006er hat sich der Tanninreichtum nicht geändert, aber seine Qualität. Château Montrose ist nun früher zu genießen, denn das Tannin ist nun polierter und, so möchte man meinen, reifer. Dies ist eine Entwicklung, die absolut wünschenswert ist und selbst Puristen begrüßen dürften. Unter der Leitung von Melissa Bouygues und dem Management von Hervé Berland profitiert das Weingut von einer Kombination aus Jugend und Erfahrung in einem Mehrgenerationenteam.

Château Montrose ist sicher eines der besten Beispiele für die längst überholte Bordeaux Klassifikation von 1855, die erst einmal geändert wurde. Das war (zurecht) für Château Mouton Rothschild, das 1973 von einem Deuxième Grand Cru Classé zu einem Premier Grand Cru Classe geadelt wurde. Château Montrose ist mit einigen anderen Châteaux seit Jahren stabil auf oberstem Niveau des linken Ufers und des Bordeaux generell. Ob Montrose nun in der zweiten Reihe gut aufgehoben ist oder in die Reihe der ersten Gewächse gehoben werden sollte, ist sicher streitbar, allerdings geben die hohen Bepunktungen der Kritiker sicher einen Anstoß, in welcher Liga Château Montrose spielt. Dass allerdings nicht einmal über eine Überarbeitung der Klassifikationen geredet wird, ist fragwürdig.

Die Reben von Château Montrose wachsen auf besten Böden des Médoc, die eigentlich schon ein sicherer Garant für große Weine sind. In Saint-Estèphe herrschen wie oft im Médoc sandige Kiesböden vor. Darunter befindet sich ein lehmhaltiger Untergrund, der Wasser und Nährstoffe speichert. Die Reben werden dadurch natürlich "gezwungen", tief zu wurzeln, um an Wasser zu kommen. Gerade in Zeiten des Klimawandels ist das wichtig, denn in den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass alte Reben mit tiefen Wurzeln nicht so anfällig für Hitze sind und beständiger große Weine hervorbringen können. Die Nähe zur Gironde wirkt wie ein natürlicher Schutz vor Frühjahrsfrösten und mildert die Auswirkung der immer öfter auftretenden Hitzewellen. Montrose liegt auf einem Felsvorsprung, was super für die Sonneneinstrahlung ist und für mehr Durchlüftung sorgt. Die Weinberge werden durch die Winde nicht nur gekühlt, sondern der Wind trocknet die Blätter bei übermäßiger Feuchtigkeit ab, was die Gefahr von Pilzkrankheiten reduziert.

Château Montrose

Château Montrose besitzt 95 Hektar Weinberge am Stück um das Château. Das ist ideal, somit können die einzelnen Parzellen besser überwacht werden und das Arbeiten wird weitaus effizienter. Auf Château Montrose ist die größte Parzelle zwei Hektar groß, die kleinste nur einige hundert Quadratmeter, jede Parzelle hat ihre eigene Persönlichkeit, ihren eigenen Boden oder Untergrund und Rebstöcke, deren Alter, Ertrag, Sorte oder Unterlage sich von denen der Nachbarparzelle unterscheiden. Die Synthese daraus wird bei Château Montrose so meisterlich cuveétiert, dass eigentlich jedes Jahr ein Monument entsteht.

Schlechte Jahre? Das gibt es bei Montrose, ähnlich wie bei ein paar anderen Spitzenweingütern nahezu nicht mehr. Wenn das Material nicht den Ansprüchen genügt, wird der Ertrag reduziert. Es wird einfach weniger produziert. Gnadenloser Fokus auf Qualität, statt auf Quantität. 

Bei Château Montrose wurde schon recht früh erkannt, dass den Wetterextremen nur durch präzises Arbeiten entgegengesteuert werden kann. Ausdünnen und Laubarbeiten sind dafür extrem wichtig. Die Verteilung der Rebsorten ist etwas merlot-lastiger als bei vielen Nachbarn am linken Ufer. Die Weinberge sind mit 60 Prozent Cabernet Sauvignon, 32 Prozent Merlot, 6 Prozent Cabernet Franc und 2 Prozent Petit Verdot bestockt. Die Kombination ergibt ein großartiges, harmonisches Zusammenspiel. 

Geerntet wird bei Château Montrose etwa einen Monat lang mit über 70 Personen. Den Anfang macht in der Regel Merlot, abgeschlossen wird mit Petit Verdot oder Cabernet Sauvignon. Jeden Tag werden die Parzellen geprüft und je nach Reifegrad einzeln gelesen. Dadurch kann jede Parzelle perfekt ausreifen und zum optimalen Zeitpunkt gelesen werden. Auch daher sind die Weine von Montrose immer so perfekt auf den Punkt. 

Die Traubenqualität wird bei Château Montrose so akribisch kontrolliert wie sonst fast nirgendwo.

Nach der ersten Selektion im Weinberg werden die Trauben im Weingut per Hand sortiert und danach entrappt. Soweit so gewöhnlich. Danach werden die Trauben allerdings nochmal mit einer Maschine kontrolliert und danach erneut per Hand aussortiert. Das grenzt an Besessenheit. Die parzellenweise Lese wird im Nachhinein im Keller fortgeführt, jede Parzelle kommt zur Gärung in Edelstahltanks, die genau auf die Größe abgestimmt sind. Auch im anschließenden Ausbau im kleinen Holz werden die Parzellen getrennt gehalten um die Charakteristika zu behalten, das macht das Cuveétieren einfacher, zudem kann nur so entschieden werden, welche Weine sich für den Grand Vin eignen. Ausgebaut wird der Erstwein von Château Montrose für 18 Monate in Barriques (Fässer mit einem Fassungsvermögen von 225 Litern) aus französischer Eiche, davon meist rund zwei Drittel Erstbelegung. Zweit- und Drittwein liegen je 12 Monate in Barriques, der La Dame de Montrose in einem Drittel neuem Holz, der Tertio de Montrose in geringen Neuholzanteilen. Der Zweitwein, La Dame de Montrose, ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass nicht nur aus den ersten Gewächsen große Weine entstehen können. Zwar nicht ganz so langlebig wie der Erstwein, aber trotzdem absolut köstlich. 

Château Montrose

Auch beim Thema Nachhaltigkeit geht Château Montrose in die Extreme. Über sieben Jahre wurden die Produktionsgebäude renoviert, die nun 50 Prozent weniger Energie verbrauchen. Gekühlt und erwärmt wird mit 15 Grad kühlem Wasser aus einem 100 Meter tiefen Brunnen, die Wände wurden stark isoliert, der Strom wird hauptsächlich durch Photovoltaikanlagen gedeckt und der CO2 Fußabdruck wird dadurch massiv verringert.

Eine angenehme Entwicklung in Bordeaux ist das Bewahren von Traditionen und das dynamische Voranschreiten in sinnvollen Bereichen. Viele unserer kleinen Winzer-Châteaux waren da die Vorreiter, aber mittlerweile sind die großen, kapitalstarken Häuser wie Montrose, Pontet-Canet und Haut-Brion ebenso Vorreiter dieser Entwicklungen. Château Montrose meistert diesen Spagat hervorragend und steht damit auch in dieser Hinsicht in der ersten Reihe des linken Ufers!