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Im Portrait

Jean Faure

Das Terroir und die Bestockung sind fast identisch. Das Weingut wurde über die letzten Jahre immer mehr auf dichte Bepflanzung umgestellt. Die vorhandenen Reben sind uralt, teilweise über 80 Jahre. Olivier Decelle hat das völlig runtergekommene Weingut 2004 kaufen können wegen bestehender Erbstreitigkeiten. Das Weingut gehörte früher Madame Loubat, der vor dem Verkauf an Moueix auch das Château Petrus gehörte. Château Jean Faure hat in den letzten Jahren noch mal die Önologie und Weinbergsberatung umgestellt, von Stéphane Derenoncourt als Berater auf Hubert de Boüard, genialer Besitzer und Weinmacher von Château Angélus und inzwischen zusammen mit Derenoncourt der angesagteste Berater auf dem rechten Ufer. Jetzt auf Daniel Duclos, ein besserer Biodynamiker. Die Umstellung Richtung Biodynamik wird mit dem Jahrgang 2017 abgeschlossen sein. Traktoren wurden überwiegend abgeschafft, die Weinberge werden mit Pferden bearbeitet. Diese komplette Natürlichkeit, diese burgundische und Loire-Art und die Hinwendung zur Frische auch schon während der Wachstumsphase sind das, was sich im Keller fortsetzt. Die Fermentation der Weine von Jean Faure findet dann dementsprechend auch im rohen Zement oder im Holz statt. Ohne Temperaturkontrolle, aber auch ohne Kaltmazeration davor. Hier sind wir komplett zurück zur Ursprünglichkeit. Der Ausbau der Weine wurde auch umgestellt. Auch hier sind wir im »state of the art« des Burgunds oder auch der deutschen Pinoterzeuger. Ein Teil wird im neuen Barrique ausgebaut, aber die Hälfte in Stockinger-Fudern von 1.500 Liter und auch in gebrauchtem Holz. Insgesamt wird der Einfluss des neuen Holzes speziell in aromatischer Form fast komplett heruntergefahren.

Diese komplette Natürlichkeit, diese burgundische und Loire-Art und die Hinwendung zur Frische auch schon während der Wachstumsphase sind das, was sich im Keller fortsetzt.

Seit dem Jahrgang 2018 wurde komplett auf den sanften Rebschnitt nach Simonit und Sirch umgestellt, der den Saftfluss und somit die Versorgung innerhalb der Reben verbessert und Infektionen und Krankheiten an der Pflanze reduziert. Der Weinbau-Berater Daniel Duclos ist hierfür Spezialist und sein Vater gilt in St-Émilion als der Hauptvertreter dieses neuen sanften Rebschnitts. Der zweite zusätzliche Schritt auf Château Jean Faure ist, dass hier jahrgangsbedingt mal komplett entrappt wird, wie in 2018 geschehen, mal teilweise mit Rappen vergoren wird. Zudem wird ganz grundsätzlich kein Schwefel mehr eingesetzt bis in der Weinbereitung zum nächsten Frühjahr hin alle Prozesse gelaufen sind. Das hat Olivier Decelle von Madame Lapasse in der Schweiz gelernt, die ihm gesagt hatte, Vergärung mit Schwefel sei wie Schwimmen mit Haien. Deshalb gibt es hier Schwefel nun erst Mitte März, nachdem auch die Malo gelaufen ist. Das setzt aber voraus, dass extrem sauber und extrem präzise gearbeitet wird. Es gibt hier ein Team von Önologen, die Leiterin ist Marie-Laure Latorre, dazu hat sie einen Assistenten, der zuvor beim ebenfalls biodynamischen Château Beauregard gearbeitet hat. Die Zertifizierung zur Biodynamik steht auf Jean Faure kurz bevor, die Umstellung ist bereits passiert. Jean Faure gehört zusammen mit Clos Louie und Fonroque zur Speerspitze der neuen Bordeaux-Bewegung, die sich wieder einreihen können in die besten Weine der Welt. Bordeaux hat die Zeichen der Zeit erkannt und wird so anders und Jean Faure steht sicherlich als einer der Top-Produzenten in dieser Reihe.