Inhalte werden geladen - Weinglas Animation

Im Portrait

Seguin

Seguin Cellar

Das Chateau Seguin liegt am Rande des Stadtteils Pessac, gerade außerhalb der Rocade, also noch im Stadtgebiet von Bordeaux. Das Terroir ist identisch mit den Böden von Haut Brion, La Mission und Carmes Haut Brion, uraltes Schwemmland der Gironde, ähnlich den Böden der Top-Appellationen des Medocs. Eine tiefe Kieslinse mit Silikaten und kalkhaltigem Lehm, hier und da durchzogen von mineralhaltigen Schwemmsänden. In historischen Weinbüchern des neunzehnten Jahrhunderts werden die Weine von Chateau Seguin qualitativ auf einer Stufe mit denen von Haut Brion genannt. In den Wirrungen und Irrungen der Weltkriege des frühen zwanzigsten Jahrhunderts geriet dieser historisch belegte Anspruch in Vergessenheit, das Eigentum wechselte häufig und schließlich waren die 30 Hektar ehemaliger Weinberg eine unberührte Brache. Das hat auch eine gute Seite, die Böden konnten sich regenerieren und die unwissend wirren Herbizid- und Pestizidbehandlungen der 50er bis 80er Jahre blieb ihnen erspart.

Erst in der zweiten Hälfte der 80er konnte der wohlhabende Land- und Immobilienkaufmann Darriet, ein gelernter Geologe und Bodengutachter, das nie ganz in Vergessenheit geratene Kleinod von 30 Hektar von mehreren Besitzern zusammenkaufen. Er konnte sich 1987 den unerhörten Luxus leisten, das quasi wieder jungfräuliche Rebland nach geologischen Erkenntnissen (er nahm unzählige Bodenproben auf tiefen Bohrungen) neu zu bestocken. Perfekte Unterlagsreben und Selektion Massale und Klone nach dem damaligen neuesten Wissensstand. Und Dichtpflanzung von 7000 bis 10000 Stöcken je Hektar und den Ertrag pro Stock zu minimieren. 60% Cabernet und 40% Merlot.

1995, passend zu den ersten kommerzialisierten Jahrgängen, stieg der Sohn des Hauses, Denis Darriet, als Regisseur in das elterliche Weingut ein. Denis war Feinmechaniker, Ingenieur und Kunsthandwerker in Paris, er liebt präzise Details und analytisches Arbeiten. Das Weingut teilte er demzufolge auf in 30 Parzellen leicht unterschiedlicher Böden und Rebzusammensetzungen, alle werden separat vinifiziert. Und er war und ist ein großer Freund der umweltschonenden Weinbergs- und Kellerarbeit, das Chateau ist inzwischen in vollständiger Konversion zur Bio-Zertifizierung. Der französische Umwelt-Level 3 wurde schon vor langer Zeit verliehen. Inzwischen hat Denis auch den önologischen Berater gewechselt. Der sattsam bekannte Önologe und Biowinzer Stephan Derenoncourt, der ja auch die Domaine de Chevalier und viele Superstars Saint Emilion betreut, zeichnet nun verantwortlich.

Chateau Seguin erzeugt nach vielen Experimenten und Versuchen inzwischen 5 verschiedene Weine. Schon immer als Hauptwein »Chateau Seguin«. Dann auch von Beginn an eine etwas abgelegenere und von Fremdspritzungen ungefährdete Parzelle (gleiches Terroir und Rebsorten) komplett in Bio, die nach der Straße benannte »Cuvée de la House«. Als qualitative Abstufung kommt von einigen sandigeren Teilen der Zweitwein „L’Angelot“, eigentlich die gleiche Qualität wie der Erstwein aber etwas feiner und eleganter, eben Sandböden. Vom reinen schweren Lehm-Kalkboden kommt der schwerste und üppigste Wein des Hauses, Denis »Grand Cru«, nur 2000 Flaschen aus nochmal dramatisch ertragsreduzierten Reben und nur in großen Jahren erzeugter »Confidence«. Mit Ansage von Denis offizieller Wettbewerber gegen Chateau Haut Brion. Üppig, reich, intensiv. Eine weitere Mikro-Cuvée, ebenfalls nur 2000 Flaschen, kommt aus einer weiteren Parzellenselektion. Hier geht es mehr um den Wettbewerb und die Charaktereigenschaften des feineren La Mission Haut Brion. Auch der Unico von Vega Sicilia und die Tondonia Gran Reserva waren Vorbild. Ab 2016 erst gelang Denis hier die Perfektion, alle Vorjahre reichten ihm nicht, sie gingen dann unter in der großen Menge des Seguin. Aber ab 2016 war der Stolz des Hauses endlich geboren, die sehr simpel »La Goutte Rouge« getaufte Cuvée Denis Darriet. Kein Cabernet Franc, sondern nur 50/50 Cabernet Sauvignon und Merlot. Die reife Cabernet Sauvignon dominiert über die tänzelnd weiche Merlot. Dieser Wein wird in einer etwas anderen Cépage als der Hauptwein zusammengestellt, ähnlich vinifiziert, aber länger im neuen Holz ausgebaut, Barrique und Tonneau.