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Im Portrait

Palmer

Château Palmer ist eine absolute Legende, nicht nur in Margaux, im Médoc oder im Bordelais, nein, eine Legende der gesamten Weinwelt. Palmer zählt zu den besten Weingütern der Appellation Bordeaux und ist neben dem Château Margaux unangefochten an der Spitze der Appellation. Die Weine sind tiefgründig, fein und komplex und verkörpern den typischen Margaux-Stil. Durch den hohen Merlot Anteil ist er jedoch etwas weicher als der Stereotyp von Château Margaux. Der Merlot ist hervorragend eingebunden, nichts ist rau, ruppig oder überextrahiert, also kein molliger oder aufdringlicher Vertreter dieser Rebsorte. Margaux ist ebenso bekannt für seine Finesse und Eleganz. Der Merlot verleiht dem Wein Weichheit und eine sanfte Note, während der Petit Verdot eine leichte Würze hinzufügt. Das Château selbst ist ein malerisches Schmuckstück, auf dessen Flächen bereits seit Jahrhunderten Weinbau betrieben wird.

Das Weingut Château Palmer trägt seinen Namen seit 1814, als es von Château d’Issan abgespalten wurde. In der Klassifikation von 1855 wurde Château Palmer als Troisième Grand Cru Classé eingestuft. Allerdings wird die Klassifikation dem Weingut qualitativ und preislich nicht mehr gerecht. Palmer bewegt sich seit Jahrzehnten auf dem Rang eines Deuxième Grand Cru Classé oder sogar auf dem eines Premier Grand Cru Classé. Die Böden von Château Palmer sind exzellent: Es handelt sich um Kieselböden, die extrem dicht bepflanzt sind - mit 10.000 Rebstöcken pro Hektar. Dadurch werden die Reben gezwungen, tief zu wurzeln, was ihnen besonders in den heißen Sommermonaten hilft, an Nährstoffe und Flüssigkeit zu kommen. Die Trauben werden selbstverständlich von Hand gelesen und doppelt und dreifach sortiert. Nach der Gärung in Edelstahltanks kommen sie in Barriques. Der Grand Vin von Palmer reift ausschließlich in neuen Barriques - und das für über 20 Monate. Obwohl der Wein lange in neuen Fässern ausgebaut wird, ist der Holzeinfluss dezent und übertönt den Wein nicht. Die Fässer, die nicht für den Grand Vin ausreichen, sowie die jüngeren Parzellen werden für den Zweitwein »Alter Ego« verwendet, der bereits legendär geworden ist.

Château Palmer war eines der ersten Weingüter in Bordeaux, das biodynamischen Weinbau betrieb. Dabei blieb es immer rational und ging nie in die dogmatische oder esoterische Richtung. Die Weine sollen lebendig sein.

Palmer

Das schafft man allerdings nur, wenn auch die Weinberge lebendig sind. Daher greift Château Palmer auf altbewährte Anbaumethoden zurück, die in der Vergangenheit allerdings nie benutzt wurden. Ein kurzer Exkurs in die Geschichte. Früher waren viele Weingüter Mischbetriebe, die nicht ausschließlich Wein anbauten. Die Bauern produzierten Wein für den eigenen Verbrauch oder zum Verkauf. Ansonsten wurden Obst, Gemüse und Getreide angebaut und/ oder Tiere gehalten. Damals standen die Weinberge nicht so dicht wie heute, sie waren umgeben von Feldern und Bäumen, der Dünger wurde selbst hergestellt und der ganzheitliche Gedanke war seit Jahrhunderten selbstverständlich. Lebendige Böden brachten vor der Einführung chemischer Bearbeitungsmethoden bessere Ergebnisse, sowohl qualitativ als auch quantitativ. Zudem wurde der Platz zwischen den Zeilen oft für Gemüsebau genutzt. Das wohl bekannteste Beispiel ist der Weinbau mit der Pergola-Erziehung. Dabei wird die Rebe zu einer Art Dach erzogen, unter dem Gemüse angebaut werden konnte. Wein- und Obstbau können nicht als Permakultur im eigentlichen Sinne bezeichnet werden, da die Pflanzen mehrjährig sind und nicht je nach Jahreszeit ausgetauscht werden können. Dennoch können permakulturelle Ansätze verfolgt werden, wie z.B. das Umgeben von Weinbergen mit Hecken, Sträuchern, Bäumen und Feldern sowie das Begrünen zwischen den Rebzeilen. Doch was genau sind die Effekte? Diese waren den Menschen damals schon bewusst, warum genau dies so ist, wurde in den letzten Jahrzehnten in verschiedenen Studien genau belegt. Bäume spenden nicht nur Schatten, um vor Sonne zu schützen und verringern die Gefahr von Frösten, sondern kanalisieren auch den Wind und setzen durch Photosynthese Wasser frei. Das verzweigte Wurzelwerk kommuniziert mit anderen Pflanzen und sorgt außerdem für einen stabileren Hang, wodurch Bodenerosionen vorgebeugt werden. Durch das Pflanzen von Obstbäumen werden außerdem Nahrungsmittel produziert. Hecken und Büsche haben ähnliche Effekte auf den Weinberg und das Mikroklima, jedoch schwächer. Die Reihenbegrünung nimmt der Rebe nur auf den ersten Blick Wasser weg: Die Wurzeln sind meist an der Oberfläche und sorgen somit für eine aufgelockerte Bodenstruktur, damit kann der Weinberg Wasser besser aufnehmen, außerdem bleibt der Boden durch den Schatten der Begrünung kühler. Das Wasser, welches verdunstet, bleibt zuerst an der Begrünung hängen, bevor es ganz verdunstet. Die Begrünung hält außerdem Tau länger fest.

Durch alle Maßnahmen wird Kohlendioxid gebunden, der Bedarf an Dünger wird verringert, Wasser wird besser aufgenommen und verteilt, es werden Nützlinge angezogen und der Weinberg wird resistenter gegenüber Schädlingen.

Warum also Chemie? Der Weinberg ist einfach zu bearbeiten und die Winzer sparen somit Zeit und Geld. Durch die wachsenden Auswirkungen des Klimawandels wird sich zeigen, welcher Weg auf Dauer zum Erfolg führt und das Bestehen des Weinbaus sichert. Warum war dieser Ansatz allerdings nie besonders ausschlaggebend in der Geschichte von Palmer? Mischkulturen wurden im Bordelais an vielen Stellen schon vor Jahrhunderten aufgegeben, weitaus früher also als in vielen anderen Weinbaugebieten. Das liegt daran, dass den Bordelaiser Weinen schon lange ein hervorragender Ruf vorauseilte, weswegen viele Châteaux sich schon früh auf den reinen Weinbau fokussierten und riesige Flächen an Reben in Monokultur anbauten, so wie auch Palmer. Das änderte Château Palmer in mühseliger Arbeit. Diese begann konkret 2007, als die Verantwortlichen bei Château Palmer als Vorarbeit zu den permakulturellen Ansätzen den Wassergehalt für jede Parzelle feststellen ließ, um die perfekte Bepflanzung festzulegen. Der Weinberg wurde nach und nach im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Weingarten. Gespritzt wird mit Tees aus dem eigenen Garten, gedüngt mit Dung von eigenen Tieren und eigenem Kompost und die Begrünung der Rebzeilen wird durch die eigenen Schafe »gemäht«. In Zukunft soll die Bodenbearbeitung von Traktoren auf Pferde umgestellt werden, um Verdichtungen im Boden zu vermeiden. Jeder hat seine Aufgabe in diesem Kreislauf, der hervorragend funktioniert.