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Im Portrait

Weingut Margaux

Chateau Margaux
Heiner Lobenberg im Gespräch auf Chateau Margaux

Ab 1572 wurde das Anwesen, welches erstmals im zwölften Jahrhundert erwähnt wurde, und die Weinberge vollständig zugunsten der Qualität der Reben umstrukturiert. Schon seit Ende des 17. Jahrhunderts umfasst Château Margaux 265 Hektar, von denen heute etwa 100 Hektar dem Weinbau gewidmet sind. Die angebauten Rebsorten sind Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Petit Verdot, wobei der Anteil von Cabernet Sauvignon heute stetig steigt. Die Reben von Château Margaux sind mit 10.000 Pflanzen pro Hektar extrem dicht gepflanzt, was die Reben dazu zwingen soll, tief zu wurzeln und somit die gesamten Vorzüge dieses herausragend guten Terroirs annehmen zu können. 2009 begann das Weingut damit, jede Parzelle einzeln zu vinifizieren, um die Qualität nochmal steigern zu können und die Eigenheiten der einzelnen Lagen entsprechend hervorzuheben. 

Château Margaux bearbeitet den Boden traditionell, wenn auch mit hochmodernem Gerät, um die Belastung so gering wie möglich zu halten. Doch wie einige andere Châteaux auch, forscht Château Margaux daran, ob alte Bearbeitungstechniken wieder eingesetzt werden sollen und so werden beispielsweise einige Pflugarbeiten wieder mit Pferden durchgeführt. Zuerst soll über einige Jahre in der Richtung experimentiert werden, bevor gegebenenfalls wieder zu der Methode zurückgekehrt wird. Spritzarbeiten werden nur mit den neuesten Innovationen durchgeführt, um die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten, während die Pflanzen geschützt werden. Bereits seit den 1980er Jahren wurde daran gearbeitet, die Biodiversität in den Weinbergen so zu fördern, dass auf chemische Mittel weitgehend verzichtet werden kann. Die Insektenpopulation im Weinberg hat sich so gut eingependelt, dass Château Margaux heute kein einziges Insektizid mehr einsetzen muss. Der Echte Mehltau wird mit Schwefel und Falscher Mehltau mit Kupfersulfat, der berühmten »Bordeaux-Mischung«, bekämpft.

Hagel ist auf Château Margaux zum Glück fast unbekannt, wahrscheinlich aufgrund der Nähe zum Fluss und der Thermik, die vor Kälte schützt. Die leichte Hanglage einiger Parzellen von Château Margaux gewährleistet eine gute Drainage. 

1986 war Château Margaux das erste Weingut im Médoc, das ausgedünnt hat, eine heute gängige Praktik, die fast alle im qualitativ hochwertigen Bereich arbeitenden Châteaux durchführen. Beim Ausdünnen wird eine bestimmte Anzahl von Trauben vor Beginn der Reifezeit entfernt. Bei den meisten jungen Rebstöcken ist die Erntemenge zu üppig, um einen Qualitätswein zu erzeugen. Durch das Ausdünnen in der Mitte der Reifezeit, d.h. kurz vor dem Farbwechsel Anfang August, wird die Reifung der übrigen am Rebstock verbliebenen Trauben gefördert, ohne die Wuchskraft der Pflanze zu erhöhen. Die sogenannte “Grüne Ernte” ermöglicht es auch, bereits vor der Ernte die besten Trauben auszuwählen und diejenigen auszusortieren, die schlecht am Rebstock hängen oder zu spät reifen. Der Ertrag pro Rebstock ist ein Schlüsselfaktor für die Qualität der Trauben. Eine zu üppige Ernte führt oft nicht zur gewünschten physiologischen Reife. Um die Qualität des Weins und die Langlebigkeit der Rebstöcke zu schützen, hat die Appellation Margaux eine Ertragshöchstgrenze festgelegt, die allgemein gesehen die strengste im Médoc ist.

Seit geraumer Zeit führt Château Margaux allerdings keinerlei Grünlese mehr durch und belässt auch nahezu alle Blätter den Reben. Ein maximal pflanzenschonender, im Bordelais gewissermaßen revolutionärer Ansatz. Die Weinberge sind jetzt in einer biologischeren Balance angekommen und die Eingriffe von Außen können immer weiter zurückgefahren werden. Gedüngt wird bei Château Margaux nur organisch, ein großer Teil kommt vom kompostierten Rindermist, der von der eigenen Herde stammt. Zur Erntezeit kommen etwa zweihundert Menschen zusammen, um die Trauben zu pflücken. Zuerst wird immer der Merlot gelesen, dann der Cabernet Franc, und schließlich der Cabernet Sauvignon. Petit Verdot wird immer als letztes gelesen. Bei der Ernte, die per Hand durchgeführt wird, wird dann auch händisch selektiert. Im Weingut wird eine letzte Sortierung vorgenommen, bevor die Trauben von dem Stielgerüst getrennt werden.

Château Margaux ist das legendärste Weingut der Appellation und seit der Klassifikation von 1855 ein 1er Grand Cru Classé.

Vergoren wird unter strenger Temperaturkontrolle, um zu vermeiden, dass die bei der Gärung entstehende Wärme die Hefen, die für die Gärung verantwortlich sind, behindert und schließlich abtötet. Klassische Mazerationszeiten sind hier üblich. Nach der Gärung reift der Wein rund 18 Monate in neuen Fässern, die zum Großteil vom eigenen Küfer von Château Margaux stammt, die restlichen Fässer werden von fünf oder sechs großen Küfereien in Bordeaux und Cognac zugekauft. Den Verantwortlichen bei Château Margaux ist die Vielfalt der Fässer wichtig, um die einzelnen Parzellen mit ihren Unterschieden bestmöglich auszubauen. Château Margaux verfügt über eine eigene Abfüllanlage, um jeglichen Schritt der Produktion selbst in der Hand zu haben. Die Rotweine tragen hochwertige, lange Naturkorken, wobei die Weißen, wie auch viele Burgunder, mittlerweile mit DIAM-Verschluss ausgeliefert werden. Château Margaux ist das legendärste Weingut der Appellation und seit der Klassifikation von 1855 ein 1er Grand Cru Classé. Seit 2017 ist Philippe Bascaules der leitende Director und das Château legte zuletzt eine Serie vibrierend-frischer, faszinierend eleganter Weine hin, die den Legendenstatus über die kommenden Jahrzehnte untermauern werden.