Ausgehend von ihrer Heimat, dem Bordelais, haben die beiden Rotweinsorten Cabernet Sauvignon und Merlot einen weltweiten Siegeszug angetreten. Mit über 340.000 Hektar ist Cabernet Sauvignon heute die am meisten angebaute Rebsorte weltweit, direkt gefolgt von Merlot. Ein Geheimnis des Erfolgs: Beide Sorten faszinieren für sich allein auf ihre ganz eigene Art und Weise, zusammen jedoch sind sie ein kongeniales Duo und bilden die Grundlage für viele Kultweine der Welt.

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Stilikone Cabernet Sauvignon

Cabernet Trauben in einem Korb
Cabernet Saucignon Trauben nach der Ernte

Die Cabernet Sauvignon ist der unangefochtene Star des linken Bordeaux-Ufers. Dort, auf den Kies- und Sandböden des Médoc, kann sie ihre Stärken perfekt ausspielen. Mit den kalk- la lehmhaltigen Böden rund um Saint-Émilion und Pomerol am rechten Ufer kommt die Sorte hingegen weniger gut zurecht. Ganz allgemein ist die Cabernet Sauvignon dennoch ein Alleskönner und bringt auf nahezu allen Böden der Welt ansprechende Weine hervor – vorausgesetzt, es ist ausreichend warm, denn die Sorte reift spät und driftet in kühlen Gegenden oder bei einer zu frühen Lese gerne in ein Aromaprofil ab, in dem die grüne Paprika die erste Geige spielt. Zudem enthält die Sorte durch eine dicke Beerenhaut viel Gerbstoff, der nur langsam verstoffwechselt wird. Reift die Cabernet Sauvignon aus – und das ist aufgrund des fortschreitenden Klimawandels mittlerweile an immer mehr Orten der Fall – dann zeigt sie sich von ihrer unwiderstehlichen Seite: Cassis, reife schwarze Kirsche, Lakritze, Eukalyptus und ein kräftiges, aber elegantes Tanningerüst…

Auch im Keller ist Geduld gefragt, denn die Rebsorte benötigt Zeit, um all ihre Komponenten in ein harmonisches Gesamtbild zu rücken.

Ein langer Ausbau im kleinen Holzfass ist dabei ein fast schon unausweichlicher Schritt. Damit aber noch nicht genug: Top-Cabernets brauchen einige Zeit in der Flasche, erst nach einigen Jahren entfalten sie ihr ganzes Potenzial. Die besten Exemplare können bei optimaler Lagerung getrost für Jahrzehnte beiseitegelegt werden. Auf dem Höhepunkt der Reife entkorkt, bieten sie dann oft einen einmaligen Genuss.

Merlot Traube, Detailaufnahme
Die Merlot Traube am Rebstock

Merlot – Allrounder vom rechten Ufer

Ganz reinsortig findet man die Cabernet wegen ihrer eher maskulinen Art aber nur selten. Insbesondere in Margaux wird der Blend auch gerne mit Petit Verdot verfeinert. Auch Malbec gehört zu den klassischen Sorten des Bordelais, obwohl sie längst nicht mehr die Bedeutung von früher besitzt. Kongenial verträgt sich die Cabernet Sauvignon jedoch vor allem mit der Merlot, die früher austreibt, blüht und reift, durch eine dünnere Beerenschale nicht ganz so viel Tannin besitzt sowie im Aromaprofil eher ins seidig-schwarzfruchtige tendiert. In ihrer Würzigkeit ist sie der Cabernet Sauvignon aber gar nicht so unähnlich. Da die Weine etwas schneller reifen, eignen sie sich hervorragend, um den klassischen Bordeaux-Blend schon im jungen Alter etwas zugänglicher zu machen.

Platzhirsch ist die Merlot am rechten Bordeauxufer, allen voran in Saint-Émilion, wo sie gerne mit der zarten, himbeerduftigen Cabernet Franc gepaart wird.

Und mehr noch in Pomerol, wo sie auf den schwereren Lehmböden zu hochintensiven, reichhaltigen und betörenden Höhenflügen ansetzt. Dass das auch ganz pur und reinsortig geht, zeigt das legendäre Château Pétrus.

Aus Bordeaux in die Welt

Cabernet Sauvignon und Merlot haben längst die Grenzen Frankreich überschritten und sind heute Teil vieler Kult-Cuvées, sowohl in der Neuen- als auch der Alten Welt. In den 1970er Jahren besiegelten vor allem die Cabernet Sauvignon als Bestandteil der Supertoskaner die Weinbau-Revolution in Italien. Dort zeigt sich noch heute – etwa bei Tignanello – dass Cabernet auch hervorragend mit vielen anderen Rebsorten wie dem autochthonen Sangiovese harmoniert. Der Kultwein Masseto aus Bolgheri setzt hingegen zu 100 Prozent auf Merlot.

Und auch in der Neuen Welt fanden die Überflieger aus Bordeaux schnell ihren Platz. Allen voran in den Weinbautälern Kaliforniens entstehen intensive, konzentrierte und langlebige Rotweine aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Co. Brücken zwischen Bordeaux und den USA werden hier auch durch erfolgreiche Joint Ventures geschlagen, wie etwa Opus One, einem Projekt der in Bordeaux ansässigen Familie Rothschild und Robert Mondavi im Napa Valley, das voll auf die klassischen Bordeaux-Sorten setzt. Ein ähnliches Bild bietet Almaviva in Chile, ein Joint Venture der Rothschilds mit dem chilenischen Großerzeuger Cocha y Toro.

Faszination Bordeaux-Blend

Vielleicht ist es in erster Linie der Faszination für die großen Rotweine des Bordelais geschuldet, dass die klassischen Rebsorten Bordelais heute weltweit so gerne angebaut werden. Wer einmal einen großen Rotwein von den Ufern der Gironde und Garonne probiert hat, wird verstehen, weshalb so viele Winzer und Winzerinnen weltweit nach diesem Vorbild streben.

Da Bordeaux heute eine der spannendsten und dynamischsten Weinregion der Welt ist, wird die Suche nach der perfekten Interpretation der beiden klassischen Rebsorten des Bordelais wohl so bald nicht abebben. Santé!