J. B. Becker: Riesling Wallufer Walkenberg Spätlese 2023

J. B. Becker: Riesling Wallufer Walkenberg Spätlese 2023

Zum Winzer

Riesling 100%
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2053
frische Säure
mineralisch
voll & rund
Lobenberg: 94+/100
Suckling: 94/100
Deutschland, Rheingau
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Wallufer Walkenberg Spätlese 2023

94+
/100

Lobenberg: Seit dem Jahrgang 2020 stellt Hajo Becker selbst fest, dass die Weine zugänglicher sind in der Jugend. Früher brauchte ein Becker Riesling eigentlich immer mindestens fünf Jahre und mehr Flaschenreife, dass er überhaupt freudvoll anzugehen war. Das ist mit den modernen Jahrgängen nicht mehr so sehr der Fall, aber dennoch zählen seine Weine natürlich zu den klassischsten Rieslingen des Landes. Die Nase ist Mineralik pur. Kalk, frisch zerbrochener Stein und, auch wenn er nicht darauf wächst, Schiefer. Alles ordnet sich dem unter. Die tolle Frucht macht das Ganze saftig und animierend. Dazu kommt eine herbe Würze mit eingelegtem, grünen Pfeffer und Salbei. Im Mund ist es als ob man an Rheinkieseln lutscht. Steinig und salzig. Die Säure ist erstaunlich reif und zurückhaltend. Hajo hat mit seiner Aussage der Zugänglichkeit sicherlich recht. Der Wein wirkt unheimlich in sich ruhend. Plumpe Frucht oder spitze Säure sucht man hier vergebens. Man findet jedoch Komplexität und Spannung. Es bleibt sogar ein feiner Gerbstoffteppich im Mund, der sich wunderbar in den nicht enden wollenden mineralischen Schmelz eingliedert. Hajo selbst sagt, es muss am Klima liegen, denn er macht absolut nichts anders als vor 10 oder 20 Jahren im Ausbau und im Grunde auch kaum etwas anders im Weinbau. Bio total ist er ja schon lange. Ein Gesteinsmonster das keinen Charme missen lässt. 94/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

94
/100

Suckling über: Riesling Wallufer Walkenberg Spätlese

-- Suckling: With its aromas of nutty, old-fashioned apple varieties and ripe quince, this striking dry riesling is an unspectacular beauty. It’s medium-bodied with a wonderful harmony of silky acidity, a hauntingly subtle minerality and a very long, stony finish that somehow manages to be very gentle. From organically grown grapes. Drink or hold. Glass stopper.

Mein Winzer

J. B. Becker

Das Weingut J. B. Becker wurde 1893 von Jean Baptist Becker gegründet. Er pflanzte in den besten Wallufer Lagen (Walkenberg) überwiegend Riesling und Spätburgunder.

Riesling Wallufer Walkenberg Spätlese 2023