Riesling Graacher Himmelreich Großes Gewächs 2021

Thomas Haag / Schloss Lieser: Riesling Graacher Himmelreich Großes Gewächs 2021

VDP

Limitiert

Zum Winzer

98
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2028–2052
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
3
Lobenberg: 98/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Graacher Himmelreich Großes Gewächs 2021

98
/100

Lobenberg: Diese Lage hat Thomas Haag erst vor einigen Jahren erworben. Sehr alte Reben. Dies ist eine der auch von der Ausdehnung großen Spitzenlagen der Mosel mit fast mythischem Klang. Die Lage schließt sich an den Graacher Domprobst an und liegt in unmittelbarer Entfernung zur Wehlener Sonnenuhr. Sie ist sicherlich auch wegen Prüm eine der bekanntesten Lagen für Süßweine. Aber Thomas Haag macht hier ein Großes Gewächs, keinen restsüßen Wein. Das Himmelreich ist dunkler und kerniger in der Mineralität als die benachbarte Wehlener Sonnenuhr, die immer die große Feinheit ist. Thomas lässt die Großen Gewächse immer lange gären und es dauert lange, bis sie überhaupt filtriert und abgestochen werden, bis Anfang Juli. Dann werden sie im Spätsommer gefüllt. Die Nase dieses GGs ist kristallklar und hochfein, aber durchaus intensiv. Von weißen, leicht grünlichen Früchten dominiert, aber gar nicht unterreif, sondern im besten Sinne schlank und fokussiert. Diese extreme Präzision der Weine von Thomas Haag ist schon erstaunlich, so geschliffen und direkt, steinig und pur in der Schiefermineralität. Aber zugleich ist es nie karg, hat immer auch etwas Verspieltes, Tänzerisches. Beim Himmelreich kommt noch eine geheimnisvolle, dunkle Mineralität durch, so ein ganz kühler Kern aus dunklem Gestein liegt in diesem Wein. Dazu aber als Puffer eine warme, reife Zitrusfrucht mit Grapefruit, Litschi und schlanker Quitte. Intensive Würze zeigend. Weniger üppig und drückend als letztes Jahr, mehr Finesse, leiser und schlanker in der Art. Eine tolle Intensität im Mund, eine irre Spannung, eine Pikanz, denn dieser Wein hat richtig tolle, mineralische Schärfe. Er hat im Gegensatz zum Brauneberg keinerlei Bitterkeit. Er ist völlig botrytisfrei, ganz puristisch, aber mit einer salzig, mineralischen Schieferschärfe, die sich unendlich zieht. Und dazu diese feine Extraktsüße und diese sehr lebendige, frische Säure. Jedenfalls ist das kein reiner Powerwein, sondern ein filigranes Schieferwerk, das auf der Zunge tanzt. Kristallin und salzig unterlegt geht es nur geradeaus mit der kernigen Mineralität eines Chablis 1er Fourchaume. Im Nachhall packt dann der unaufhaltsame Schiefergrip nochmal zu und löst sich in feinem Salz auf. 98/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

Mein Winzer

Thomas Haag / Schloss Lieser

Ein klassischer Wein von der Mittelmosel stellt so ziemlich das luftigste und leichteste dar, was an Wein möglich ist. Dabei sind es keine Leichtweine, sondern äußerst vielschichtige Tropfen mit subtilem Gleichgewicht, wenn sie so gelungen sind wie die Weine von Thomas Haag.

Riesling Graacher Himmelreich Großes Gewächs 2021