Lobenberg: Der Breumel ist eine kleine Parzelle in der Großen Lage Bürgergarten, das historische Filetstück. Es gibt nur wenige tausend Flaschen GG jedes Jahr. Es sind 2.6 Hektar, die niemals flurbereinigt wurden, im Prinzip seit Jahrhunderten unverändert eine Spitzenweinlage. Es ist der waldnächste und höchstgelegen Teil des Bürgergartens. Zertifiziert biologische Weinbergsarbeit. Theoretisch wäre mehr GG auf der Fläche des Bürgergartens für Müller Catoir möglich aber sie beschränken sich hier freiwillig selbst und keltern nur aus der Parzelle „Breumel“ ein GG, um die Qualität wirklich maximal halten zu können. Der Rest geht in die Erste Lage ein. Gelber Buntsandstein, sehr karg. Der Breumel hat den höchsten Steinanteil aller Gewanne im Bürgergarten. Die Weine neigen zu gelbwürziger Frucht, viel klassische Pfälzer Steinobstfrucht, gelber Pfirsich, Nektarine, auch ätherische Kräuternoten nach Zitronenmelisse und Thymian. Aber die Weine vom Buntsandstein brauchen Zeit. Der Wein wurde komplett spontanvergoren und lange auf der Hefe belassen, vorher Ganztraubenpressung. Schwefel wird erst lange nach der Gärung zum ersten Mal eingesetzt. Kellermeister Franzen möchte gern etwas oxidativer ausbauen, deshalb die späte Schwefelung, aber nach Möglichkeit dennoch den biologischen Säureabbau nicht stattfinden lassen. Der Wein wird hälftig in gebrauchten 500 Liter Holzfässern und im Stahl ausgebaut. Durchgegoren auf wenige Gramm. Komplett botrytisfrei gelesen, perfektes Lesegut. In der Nase gelber und roter Weinbergpfirsich, Zitronengras, Quittenschale, grüne Haselnuss. Das ist eine wirklich schicke Nase. Und der Mund ist von diesen Buntsandsteinlagen ohnehin immer ein Wunder, denn er hat diese hintersinnige, feinherbe Salzigkeit auf warmem Gesteinstaub, dazu die cremig-weiche Frucht der Pfalz. Aber eben mit diesem pikanten Spiel unterlegt, dieser fein-saftigen Frische. Ein wunderbar großer Oszillograph von der aus kalten Nächten resultierenden Frische bis hin zu hoher Reife. Das Ganze aber schlank gehalten, nicht fett, nicht üppig, nicht zu spät gelesen. Der Wein ist deutlich schlanker als 2018, orientiert sich stilistisch eher an 2019. Er hat Vibration und kristalline Säuren, die aber nicht einschneidend wirken, sondern etwas feinziselierter daherkommen. Schöne Griffigkeit im Nachhall, wirklich ein schicker Riesling vom Sandstein, der mit Harmonie und Balance glänzt. 97-98+/100 // Lobenberg in Wiesbaden: Pfalz trifft Nahe und Pfalz trifft Meursault. Eine Traum-Nase, majestätisch und erhaben und doch irdisch offen. Faszinmierender Steinobstmund mit etwas Bitterorange und pinker Grapefruit. Auf den Punkt getroffen, genialer Stoff! Bravo. 99-100/100