Lobenberg: Fritz Becker hatte bei allen seinen Weinen dieses Jahr 40% Ganztrauben, mit den Füßen getreten, dann kommt die restliche Maische darauf. Alles spontanvergoren, Ausbau komplett im Barrique mit 60 bis 70% Neuholzanteil. Mit dem 2016er folgt auf den großen 2015er die reine Eleganz, aber natürlich dennoch im kraftvollen, mächtigen Becker-Style. Da war ich echt gespannt. 2016 ist ja allgemein ein grandioses Jahr gewesen in Deutschland, spätreifend, nicht ganz so heiß wie 2015 und 2017 im Sommer, aber dann eben ideale Bedingungen für super-stylische Weine. Auf Anhieb wird in der ersten Nase deutlich, dass 2016 in der gleichen Liga spielt wie die immens großen 2015er, aber klar dunkler, vielleicht feiner, aber auch zunächst zurückhaltender ausfällt, als die expressiven 2015er. Weniger auf der süßen, charmanten roten Kirsche, sondern dunkelbeeriger, auf der schwarzen Kirsche, Holunder, reife Brombeere. Dicht, massiv und in sich ruhend in der Nase, aber so stylisch, so erhaben. Immense schwarze Frucht, alles nur auf schwarzer Kirsche und dunklen Beeren, fast etwas Morey Saint Denis, alles mit der typischen, wunderbaren Kalksteinmineralität unterlegt. Sehr dicht und drückend in dieser, neben der Kirsche laufenden Maulbeere. Auch etwas Lakritze, Eukalyptus, ein bisschen Minze. Wunderbare Reife ausstrahlend, auch üppiges Tannin schon in der Nase andeutend. Hoffentlich kann der Mund diese immense Nase halten. Der Mund ist fast noch grandioser als die Nase. Allerdings fester, zupackender. Sehr viel Graphit. Das Ganze mit einer wunderbaren Holzdosierung. Und auch hier wieder diese grandiose Kalksteinlänge mit Salz. Jetzt kommt sehr viel mehr rote Frucht dazu, als die Nase vermuten ließ, ganz viel rote Kirsche, Sauerkirsche, sogar ein Touch wilde Himbeere darunter, aber auch Zwetschge, Holunder, und im Mund eine grandiose florale Note. Viel Veilchen. Das Ganze mit Lakritz vermengt. Lang, rund, weich und in der Mineralität einfach eine Wucht, auch durch die mitvergorenen Rappen und die Reife der Frucht aus 2016. Dieser Sankt Paul, der mir häufig lieber ist als der Kammerberg, weil er mehr Charme hat, ist was für Burgunder-Fans, etwas aus dem Umfeld von Morey Saint Denis kommt in den Sinn, dunkelwürzig, mineralisch, stylisch. Das ist großes Kino von der Cote de Nuits. 97-100/100