Lobenberg: In dieses Große Gewächs gingen die besten Trauben ein, die sonst zum Teil in die süßen Weine gehen und zum Teil in die Alten Reben. Es war hier kein Botrytis-Befall, so dass das Beste in diesen Wein ging. Dafür mussten allerdings die „Alten Reben“ im Jahr 2017 komplett gestrichen werden. Es galt das beste Große Gewächs zu machen nach dem schwierig Jahr 2016 mit den großen Verlusten und Pilzbefall. Auch dieser Wein wurde erst spät im Oktober in voller Reife gelesen. 8 Gramm Restzucker, 8 Gramm Säure sind die Werte dieses GGs in diesem Jahr. Die Nase sehr Saarburg-typisch mit feiner Schiefernote, geschmeidig, sehr zart. Schon eindeutig die Fortsetzung des trockenen Kabinetts. Nicht so üppig, nicht fast fett wie der Gutswein. Der Mund ist dann fast verblüffend, aber auch dieser ist eher eine Fortsetzung des zarten, trockenen Kabinetts, nur mit einem so wahnsinnigen Turbolader versehen. Das ist die ganz große Finesse in ganz große Länge gezogen. Schiefer, Schiefer, Schiefer, Zitronengras, schöner Darjeeling-Tee, manchmal etwas üppiger werdend zum malzigeren Assam-Tee. So zarte, gelbe und weiße Frucht. Auch feine Quitte darunter. Ein Wein, von dem man sich schon im Jungwein-Stadium vorstellen kann wie er in zehn Jahren einmal rüberkommt. Niemand darf hier jemals etwas ganz Üppiges, super Kraftvolles erwarten, sondern einfach nur die unglaubliche Feinheit und Raffinesse in grandioser Länge. Das ist ein Wein zum Träumen. Er ist nicht so laut, nicht si vordergründig wie bspw. der 2015er, nein, er ist sehr viel zarter. Er hat die Reife, er hat die Säure, und trotzdem ist er unendlch verspielt. Dieses GG erinnert mich spontan an 2008, wobei ich mich an 2008 Zilliken nicht in dieser Perfektion erinnere, denn da gab es ja noch kein Großes Gewächs hier, und in die trockene Spätlese ging damals nicht nur das Allerbeste. Aber assoziativ muss das in dieser Art gewesen sein. Das ist schon eine sehr raffinierte Versuchung für Genießer, die super filigrane, verträumte, verspielte Weine mögen. 97-100/100