Von Max Bomm

Bordeaux Primeurs 2023

Und immer immer wieder geht die Sonne auf.

Was für ein Zufall, als an unserem letzten Tag der Reise dieser strahlende Regenbogen über Saint-Émilion auftauchte. Ein Zeichen? Vielleicht. Nach den zwei Wochen Reise mit hunderten verkosteten Weinen, unzähligen Gesprächen mit Winzern, Negociants, Kritikern und Châteaubesitzern war jedenfalls die anfängliche Skepsis hinsichtlich der Preisgestaltung, der angespannten Marktlage und der Qualität – nachdem 2022 so eine Benchmark war – quasi wie verflogen… Und nun folgen ein paar Highlights – begleiten Sie uns auf unserer Reise durch das Bordelais! 
 

Bordeaux Regenbogen

2023 ist in vielerlei Hinsicht ein faszinierender und auch ziemlich einzigartiger Jahrgang, der gar nicht so einfach in Worte zu fassen ist. Einen direkten Vergleich anzustellen ist schwierig, denn es zeigen sich einige Parallelen zu großen Bordeauxjahren wie 2016, 2019 und 1996. Müsste man allerdings eine Rezeptur für 2023 verfassen, würde sie wahrscheinlich wie folgt lauten: Man nehme die strahlende, leckere Frucht und die perfekt reife Tanninstruktur eines warmen Jahres wie 2020 oder 2022 und mische sie mit der Vibration und Spannung von 2016 oder 1996. Dazu die frühe Zugänglichkeit und Offenheit von 2001. Und das dann zu den erwarteten, ähnlich niedrigen Preisen wie im COVID-Jahr 2019. Das Ergebnis: Ein preiswerter Genussjahrgang! Die besten 2023er sind mindestens auf dem Level der besten 2022er – das sehen renommierte Kritiker wie James Suckling und Parker’s Wine Advocate William Kelley übrigens genauso.

The best 2023s are just as exciting as the best 2022s, even if the vintage is more varied in quality and style.

– William Kelley

Nach zwei Wochen Reise ist klar, dass durchweg in allen Appellationen großartige Qualitäten geerntet wurden und so könnte 2023 also ziemlich sicher wieder ein Genießer-Investment a la 2019 werden und damit DIE Chance schlechthin für alle Bordeaux-Liebhaber. Die Weine aus 2023 sind qualitativ ebenbürtig mit 2022, 2020, 2019 und 2016, denen Sie aber gern weiterhin ihre Ruhe im Keller gönnen können. Erfreuen sie sich derweil lieber an unzähligen, hedonistisch-leckeren 2023ern, die sich sicher schon früher öffnen werden. Zitat Heiner: »2023 ist kein Riese wie 2019, 16, 10, 09 oder 05 der ewig Zeit braucht, aber der verführerischste Probierjahrgang seit ich Bordeaux vom Fass verkoste! Zum Reinspringen schön und in seiner Art eben doch vielfach ein Allzeit-Hoch! Zwar früh zugänglich, garantiert aber auch mit großartigem Reifepotential.«

Brillante Cabernet!

Es ist schon eine Art Ritual, dass die Reise bei Denis Darriet in Cap Ferret startet. Sein Château Seguin liegt in Pessac-Léognan, wir besuchen ihn allerdings in seinem Privathaus an der Küste. Und was soll ich sagen? Wir sind direkt zu Beginn geflasht, ja wirklich überwältigt von dieser immensen Fruchtintensität! Wow, was für ein Wein ist der 23er Seguin bitte?! Opulente Merlotfrucht in perfekte Balance gebracht von der extrem eleganten, perfekt reifen Cabernet. Struktur, Dichte, Frische; hier passt alles. Und der Wein wirkt dabei nicht im Ansatz fett. Ein großer Knaller direkt zu Beginn, da steigt jetzt nochmals die Spannung auf das, was noch so kommen wird.

Das Line-Up am nächsten Tag enttäuscht dahingehend nicht im Geringsten. Im Gegenteil: Wir haben hier sogar bereits die ersten »Wines of the Vintage« vom linken Ufer! Cos d’Estournel ist ein ganz archetypischer Saint-Estèphe, aber in diesem Jahrgang mit dem totalen Fokus auf roter Frucht. Die Cabernet gibt hier eine so immense, kühle Brillanz. 2023 ist ganz offensichtlich DAS Jahr der Cabernet! Das zeigt sich auch ganz deutlich in den anderen Weinen. Pichon Comtesse ist dieses Jahr gar auf Premier Cru Level und zeigt eine deutliche Ähnlichkeit zum benachbarten Latour. Pontet-Canet kommt wie eine fruchtintensivere und geschmeidigere Version von 2016 daher. Ähnlich wie Montrose, der mit seiner seidigen Tanninstruktur einen unglaublich hohen Genussfaktor bietet und dabei doch so unendlich lang ist. Ein recht preiswerter Tipp ist Château Tronquoy, in den letzten Jahren immer feiner geworden und jetzt mit 2023 vielleicht so gut wie nie zuvor. Und schließlich sollte der Ausnahmewein Les Carmes Haut Brion nicht unerwähnt bleiben, der uns am Ende dieses Tages noch beinahe sprachlos dastehen ließ.

Pontet Canet
Pontet Canet

Das ist Bordeaux von einem anderen Stern. Ein delikat verspieltes Wunderwerk! Ganz außerhalb der normalen Riege in Bordeaux, aber durchaus nach Pessac-Léognan passend. Die Appellation ist 2023 einfach ein Ausdruck der Finesse, der Feinheit und Eleganz.

– Heiner Lobenberg über Les Carmes Haut Brion 2023

Clos Manou – einmal mehr der absolute Superstar im Médoc!

Wie werden sich jetzt wohl die »kleinen« Stars am linken Ufer zeigen? Eigentlich wenig überraschend, ist hier Clos Manou wieder einmal der Primus inter pares. Stilistisch sehr an deutlich teurere Pauillac erinnernd in dieser hinreißenden Eleganz. Nicht ganz so eine Wucht wie 2022, sondern bei ähnlicher Dichte, aber mit niedrigerem Alkoholgehalt ein absolutes Meisterwerk in Sachen Finesse. Dann kommt Doyac, der sich in der Vergleichsprobe mehrerer Jahrgänge auf dem exakt gleichen Level wie 2019 präsentiert. Die pure Freude und wieder einmal ein genialer Wert! Besonders hervorzuheben auch der großartige Weißwein Pelican, der mit einer so noch nie da gewesenen Rasse und Klarheit besticht. Insgesamt sind die Weißweine 2023 überhaupt enorm gut gelungen, wie es eben nicht nur die ganz großen Namen wie Domaine de Chevalier, Smith Haut Lafitte, Margaux und Co. zeigen, sondern auch Doyac, Du Retout, Chateau Léognan oder am rechten Ufer La Grande Clotte, Moulin Haut Laroque und L’Etampe unter Beweis stellen.

Clos Manou
Clos Manou

Stilistisch irgendwo zwischen Léoville Las Cases und Pichon Lalande einzuordnen. Aber natürlich zarter, verspielter und filigraner in der Ausrichtung. Ein wunderschöner Wein!

– Heiner über Clos Manou 2023

Mehr Eindrücke vom linken Ufer

Es war schon im vergangenen Jahr der Fall, aber auch 2023 zeigt sich die Appellation Margaux extrem gut hier am linken Ufer. Erfreulicherweise sind hier auch die Erträge – trotz Herausforderungen durch Mehltau – höher als in den vergangenen Jahren. Margaux und Palmer liefern sich erneut ein Kopf-an-Kopf rennen für den ersten Platz in dieser Appellation, aber das ist ja im Grunde nichts neues. Hervorzuheben ist da beispielsweise eher der wirklich eindrucksvolle Giscours, der trotz seiner Wucht und Intensität mit einer genialen Frische begeistert. D’Issan, Rauzan-Segla und Durfort Vivens sind dabei auf einem ähnlichen Niveau. Auch Ferrière, der wie Durfort ebenfalls von Biodyn-Koryphäe Claire Villars-Lurton produziert wird, brilliert mit seinem hohen Charmefaktor. Viel satte Frucht, total berauschend und tänzelnd.

Dieses Deuxième Cru hat in den letzten vier bis fünf Jahren dramatisch aufgeholt. Heute steht Durfort fast mit an der Spitze der Appellation.

– Heiner über Durfort-Vivens 2023

Faszinierend ist auch Lynch-Bages in seiner Ausgewogenheit. Qualitativ auf gleichem Level wie Pontet Canet. Ganz klar und fokussiert, quasi Pauillac aus dem Bilderbuch, aber im Vergleich einfach viel klarer, weniger in irgendeine bestimmte Richtung ausschlagend, sondern einfach beeindruckend in seiner tollen Balance.

UGC Lynch Moussas
UGC Verkostung auf Lynch Moussas

Erstes Zwischenfazit:

2023 rockt schon mal am linken Ufer! Cabernet Sauvignon in perfekter Reife gibt hier den Ton an. So viele erstaunlich feine, tänzelnde, rotfruchtige Weine gab es hier schon lang nicht mehr. Durch die Cabernet-Dominanz waren die Châteaus am linken Ufer außerdem etwas im Vorteil, denn die Rebsorte ist weniger anfällig für Mehltau als Merlot, was am rechten Ufer entsprechend zu einigen Herausforderungen führte. Das schöne ist, dass die Weine dabei alle einen total eigenständigen Charakter haben. Wer bei den 2022ern wegen dieser homogenen Qualität vielleicht ein wenig auf hohem Niveau gemeckert hat, wird mit den oft sehr terroirgeprägten und individuellen 23ern seine Freude haben.

Anpfiff auf der Homebase – Château Jean Faure

Wie in den Jahren zuvor, übernachten wir die meiste Zeit Jean Faure und steuern von hier aus die Châteaus, sowie Verkostungen der Union des Grands Crus de Bordeaux und bei Negociants an. Aber erstmal zum Grand Vin, und hier muss man einfach sagen: Cheval Blanc lässt grüßen! Was für eine unglaubliche Feinheit, was für ein Spiel, was für großer Wein ist Olivier Decelle, Marie-Laure Latorre und ihrem Team hier bitte gelungen? Schon in der Nase purer Hedonismus, man wird quasi ins Glas gezogen. Jean Faure ist ein absolutes Highlight in diesem verspielten Mix aus roter Frucht und immenser Tiefe. Die Ähnlichkeit zum direkten Nachbar Cheval Blanc ist natürlich auch durch das sehr ähnliche Terroir und die Cabernet Franc zu erklären, aber 2023 ist einfach nochmal next Level. Ein wirklich bezaubernder Wein, der zur absoluten Spitze in Saint-Émilion zählt. Bravo!

Jean Faure
Jean Faure

Ein fruchtiger Blockbuster und Knaller. Der direkte Nachbar Cheval Blanc kommt etwas erwachsener daher, aber wir sind hier in der gleichen Liga. Der 2023er erinnert mich am meisten an den relativ ähnlichen 2019er. Ich bin sehr begeistert, das gehört zu den allerschönsten Weinen des rechten Ufers!

– Heiner über Jean Faure 2023

Beausejour Duffau
Beausejour Duffau

Highlights vom rechten Ufer

Wir bleiben am rechten Ufer, in Saint-Émilion, denn hier gibt es noch das ein oder andere erwähnenswerte Highlight.
Die anfängliche These, dass man 2022 einfach erstmal im Keller liegen lassen und dafür in den nächsten Jahren schon eher auf 2023 zurückgreifen sollte, bestätigt vor allem der burgundisch-feine, tänzelnde Beausejour Duffau. Im letzten Jahr hatten wir hier einen deutlich massiveren Wein, jetzt haben wir hier eine Ballerina im Glas, die uns total abholt. Verspielt floral, aber mit druckvollem Kern und immenser Länge. Traumhaft! In unmittelbarer Nachbarschaft haben wir dann Château Coutet

Für mich persönlich immer sehr besonders, allein der Besuch hier hat etwas Magisches. Ein biodynamisches Kleinod, irgendwie eine ganz eigene Welt. Total faszinierend! Winzer Adrien stand 2023 vor großen Herausforderungen, denn besonders als Bio-Winzer muss immer sehr exakt gespritzt werden. Eine Zeile wurde übersehen, was zu einem Totalausfall führte. Glücklicherweise nur in dieser einen Zeile und am Ende konnte ein recht zufriedenstellender Ertrag von etwa 30 Hektolitern pro Hektar geerntet werden. Das Ergebnis ist wieder einmal grandios! Während Coutet mit Rasse, Feinheit und Vibration begeistert, ist die Cuvée Demoiselles ein großer, schwereloser Gigant.

Coutet
Zusammenkunft auf Château Coutet

Das gehört definitiv zu meinen absoluten Weinen des Jahrgangs. Und wenn ich Canon und Cheval Blanc mit 100 bewerte und Bélair Monange mit 97-100, dann kann ich gar nicht anders, als hier glatte 100 Punkte rauszurücken. Weil der Wein ein pures Ereignis in Geschmacksintensität und Freude darstellt.

– Heiner über Coutet Demoiselles 2023

Bélair Monange
Vor dem Neubau von Bélair Monange

Herausragende Klasse

Ein bisschen Name-Dropping muss schon sein und das ganz zurecht, denn Canon und Cheval Blanc waren in 2023 einfach wieder von herausragender Klasse und einfach absolut groß! Weingutsdirektor Pierre-Olivier Clouet berichtet auf Cheval Blanc gar von einem ziemlich perfekten Jahr, auch hier konnten größere, durch Mehltau bedingte Ausfälle verhindert werden. Auch er sagt, dass 2023 schwer vergleichbar ist und ziemlich für sich spricht. »Konzentrierte Finesse« trifft es hier wohl ziemlich auf den Punkt.

Es gibt leichte Assoziation an 2016, aber 2016 war verschlossener und die Tannine waren etwas härter. 2023 ist also irgendwo 2016 mit mehr Frucht und einem Touch dieser überwältigenden Offenherzigkeit von 2019. In Summe ist 2023 ein großes Cheval Blanc Jahr!

– Heiner Lobenberg

Cheval Blanc
Mit Pierre-Olivier Clouet von Cheval Blanc

Canon ist auf gleichem Level, vielleicht etwas energetischer, so voller Spannung und gleichzeitig total poliert und beeindruckend lang. Ganz knapp dahinter und dicht auf den Fersen dann Figeac, der total verführerisch lecker daherkommt, sowie der ganz archetypische Saint-Émilion Troplong-Mondot. Selbst am rechten Ufer, wo die Weine überwiegend von Merlot geprägt sind, sind es diese ultraklaren Cabernet-Noten, die so herausstechen.

2023 ist einfach ein traumhaftes Cabernet-Jahr. Ähnlich sieht es bei den Weinen von Vignobles K aus – die Cabernet Franc gibt bei Tour Saint Christophe und Bellefont-Belcier eine tolle Finesse und Spannung, Haut-Brisson ist so genial wie schon lange nicht und ein absoluter Best-Buy. Wo soll man in Saint-Émilion nur aufhören? Die Weine singen einfach, ziehen einen total in ihren Bann! Vielleicht mit den Weinen von Stephan Neipperg, die mit ihrer burgundischen Finesse auf eine ganz eigene Art begeistern. Niedrigere Alkoholgehalte als 2022, geschliffenere Tannine als 2016, dabei diese zum Reinlegen schöne Frucht – eine begeisternde Serie, die wir hier auf Canon La Gaffeliere verkosten. Chapeau!

Canon la Gaffeliere
Auf Canon la Gaffelière

Pomerols große Harmonie

Es geht weiter ins benachbarte Pomerol, wo La Croix unbedingt als Highlight genannt werden muss. Im Vordergrund steht hier die große Harmonie, die diesen Wein auszeichnet. Archetypisch, allerfeinstes Pomerol zu einem unschlagbaren Preis! Dann natürlich die Thienpont-Weine mit Vieux Château Certan ganz vorn dabei, dazu der »kleine Bruder« Guillot-Clauzel, den James Suckling nicht treffender hätte beschreiben können: »This is really like a Burgundy in its nature and sensibility.« Clinet schafft erneut den perfekten Spagat zwischen druckvoller Konzentration, saftiger Frucht und genialer Frische. Außerdem präsentieren sich die Weine von J.P. Moueix durch die Bank so unglaublich gut! Waren die 22er in Summe vielleicht ein wenig zu konzentriert und extrahiert, sind die 23er nun hedonistische Unikate – und zwar nicht nur die ganz großen wie Trotanoy oder La Fleur-Petrus, sondern vor allem auch Latour à Pomerol und Bourgneuf.

Das ist ein Leckerli und ein rotfruchtiges Pomerol-Ereignis! Sicherlich einer der Ausnahmeweine in Pomerol überhaupt, weil er so sehr in die rote Frucht läuft. Kein Riese, aber einer der allerschicksten Weine des Jahrgangs. Clinet 2023 macht Freude und hat einen so unglaublich saftigen Trinkfluss.

– Heiner über Clinet 2023

Domaine de l'A
Domaine de l'A - Stéphane Derenencourt

Rechtes Ufer: Best-Buys

Auch 2023 ist wieder ein Jahr der »Satelliten«. Fernab von den ganz großen Namen, entstehen besonders in den Randappellationen Côtes de Castillon, Fronsac und Montagne-Saint-Émilion Jahr für Jahr atemberaubende Weine. Clos Louie ist schon länger kein Geheimtipp mehr in unserem Programm, aber der 23er lässt einen dann doch wieder kurz sprachlos werden. Was für ein wahnsinnig delikater Wein! Die Frucht kommt so hedonistisch trinkig daher, die Struktur und Länge sind einfach irre. Wow, ganz groß, oder um es mit Heiners Worten zu sagen – »Ein aromatisches Wunderwerk, der reine Wahnsinn!«.

Stéphane Derenoncourts Domaine de L'A, Moulin Haut Laroque und in diesem Jahr besonders auch Château Teyssier in Montagne, zählen neben Benoit Trocards kleinen Pomerol, hier ganz klar mit in diese Reihe an Preis-Genuss-Knallern. 2023 überzeugt wirklich in allen Preisbereichen! Und auch wenn die Preise bei diesen Best-Buys voraussichtlich nur minimal fallen werden, sind sie auch in diesem Jahrgang weiterhin ein grandioser Wert.

Mostermans
Verkostung beim Négociant »Les Vin de Crus«

2023 überzeugt wirklich in allen Preisbereichen!

– Heiner Lobenberg

Fazit: Viele große Weine zu (wahrscheinlich) fairen Preisen

Nach zwei Wochen und mehreren hundert verkosteten Weinen, steht ganz eindeutig fest: Bordeaux 2023 ist ein unvergleichliches Ausnahmejahr! Die Qualitäten sind durchweg auf einem hohen Niveau, zwar vielleicht nicht ganz so homogen wie 2022, aber es gibt in jeder Appellation und in jedem Preisbereich echte Highlights. Es ist ein wahres Genussjahr mit Charmefaktor, mit bezaubernder Frucht, mit beeindruckender Balance zwischen Komplexität, rassiger Frische und Eleganz. Wie eingangs erwähnt, hat der Jahrgang Eigenschaften von vielen, sehr starken Jahren, aber ist so direkt eben nicht vergleichbar. 

Aber 2023 ist vor allem eines – eine Chance.

– Heiner Lobenberg

Château Belgrave
Große Verkostung auf Château Belgrave

Es ist einerseits ein Jahr, das jahrelange Bordeauxfans sicher begeistern wird. Andererseits ist 2023 auch ein tolles Einsteigerjahr für all diejenigen, die zuvor noch nicht in Subskription gekauft haben. Die Preise werden voraussichtlich so tief sein wie seit dem Jahrgang 2019 nicht mehr, die Qualitäten aber dabei auf einem so hohen Niveau. 2023 wird mit einem lachenden und einem weinenden Auge vom Hof der Winzer fahren, denn unter normalen Umständen würde man bei einem Jahrgang auf diesem Niveau nicht nur im Ansatz über Preisreduzierungen nachdenken. Aber der Markt ist eben angespannt, die Bordelaiser werden darauf reagieren und für uns als Genießer bedeutet es, dass wir quasi einen »Schnäppchenjahrgang« allererster Güte zu erwarten haben. Schlussendlich wird der Erfolg also nur an den Preisen hängen, denn qualitativ gibt es rein gar nichts zu beanstanden. Wenn dahingehend alles passt, hat der Jahrgang das Potenzial in ein paar Jahren als einer der cleversten Deals in die Bordeauxgeschichte einzugehen.

Max Bomm

Max Bomm

Max ist ein Weinenthusiast und Genussmensch. Aus der Liebe zum Wein entschied er sich für das Studium der internationalen Weinwirtschaft an der HS Geisenheim. Nun ist er seit Herbst 2021 Teil unseres Winescout-Teams. Er ist immer auf der Suche nach spannenden Weinen, die seinen Horizont erweitern.

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